Hello Kitty muss sterben
machte sich strafbar.
»Die Stange ist zu schwer für mich, Don. Ich rufe die 911.«
Ich musste ihn noch nicht einmal küssen. Alles, was ich tun musste, war nichts, und das etwa fünf Minuten lang.
Dons Gesicht lief purpurn an. Aus seiner Kehle drang ein seltsames gurgelndes Geräusch, während er mühsam nach Luft rang. Doch die Stange drückte schwer und eng nach unten, bis seine Augen glasig, leblos zu mir emporblickten.
»Notruf? Ich brauche Hilfe. Ein Freund von mir hat eben einen Unfall mit seinen Gewichten gehabt. Bitte schicken Sie einen Krankenwagen. Schnell.«
Und es war ein Unfall. Irgendwie.
Die Sanitäter kamen und brachten Don ins Krankenhaus, aber es war bereits zu spät. Sein Gehirn hatte zu lang keinen Sauerstoff bekommen.
Gott sei Dank hatte ich all die Snickersriegel gegessen. Ich kam erst gegen Mitternacht nach Hause. Sobald ich die Tür aufgemacht hatte, bedrängte mein Vater mich mit Fragen.
»Warum kommst du so spät nach Hause? Wie war euer Abendessen?«
»Don ist gestorben.«
»Was? Was meinst du damit?«
»Don ist gestorben. Don ist tot.«
»Wie das denn? Was ist passiert?«
»Er hat Gewichte gestemmt, um mich zu beeindrucken. Er ist abgerutscht, und die Stange hat ihm die Kehle zerquetscht.«
»Fiona, das ist nicht komisch. Sag mir die Wahrheit.«
»Das ist die Wahrheit. Don ist tot.«
»Hast du einen Krankenwagen gerufen? Hast du versucht, ihm zu helfen?«
»Natürlich habe ich einen Krankenwagen gerufen. Aber es war zu spät.«
»O mein Gott«, jammerte meine Mutter. Auch sie war aufgeblieben und hatte auf mich gewartet. »Was ist mit seinen Eltern?«
»Das Krankenhaus hat sie benachrichtigt, Mom.«
»Hast du zu Abend gegessen, Fiona.«
»Nein. Ich bin tatsächlich ein bisschen hungrig.«
»Du armes Ding. Es ist nicht deine Schuld. Ich koche dir Ramen-Nudeln.«
Ramen-Nudeln. Chinesische Nervennahrung. Ich liebe meine Mutter. Sie ist die Beste. Hat stets ein besänftigendes Wort und eine Packung Ramen-Nudeln und Hühnerbrühe parat.
In der folgenden Nacht schlief ich wunderbar und stand früh auf. Doch statt mich voller Tatkraft zu fühlen, erwachte ich mit Verstopfung, dank der ganzen Snickersriegel. Der Teufel sollte Don holen. Es war allein seine Schuld, dass ich den Samstagmorgen auf der Toilette verbringen musste, bevor ich mich auf den Weg in die Arbeit machte. Dieser Junge brachte einem nichts als Ärger.
Als ich in mein Büro kam, ging ich online und fand den folgenden Nachrichtenartikel:
Mann aus San Bruno zu Tode gequetscht: Don Koo, 30, aus San Bruno verstarb gestern Abend in seinem Haus bei dem erfolglosen Versuch, 100 Kilo auf seiner Hantelbank hochzustemmen. Die Gewichtstange rutschte ab und stürzte auf seinen Hals, sodass seine Luftröhre zerquetscht wurde. Koos Verlobte, Fiona Yu, Anwältin in der renommierten Kanzlei Beamer & Hodgins LLP in San Francisco, rief den Rettungsdienst, doch die Sanitäter konnten Koo trotz wiederholter Versuche nicht wiederbeleben.
Der Artikel diskutierte des Weiteren die Bedeutung von Sicherheitsmaßnahmen beim Sport und Gewichteheben, einschließlich eines starken und geschickten Mitsportlers, der einem Hilfestellung leisten konnte. Das übliche Geschwätz. Da fiel mir auf einmal ein, dass ich mich noch nicht einmal mit einem Reporter unterhalten hatte. Vielleicht hatten die Spinner recht, die glaubten, die Regierung dringe mit Funkwellen in ihr Gehirn ein. Vielleicht musste ich mir einen Hut aus Alufolie zulegen. Vielleicht auch nicht. Vielleicht hatten sie es aus den Polizei- oder den Krankenhausakten.
Ich hörte auf zu lesen, griff nach dem Telefon und rief bei Sean an.
»Ja?«, ging eine verschlafene Stimme an den Apparat.
»Ich bin’s. Hast du die Nachrichten gelesen?«
»Nein. Ich habe noch nicht einmal meinen Kaffee getrunken, Fi. Wehe, wenn das hier nicht gut ist, Schätzchen.«
»Es ist ziemlich gut. Ich habe Schlagzeilen gemacht.«
»Du hast was?«
»Habe Schlagzeilen gemacht. Schau online nach. Gib Don Koo ein. K-O-O .«
»O Gott. Sag mir, dass du nicht im Gefängnis bist.«
»Sean, ich bin nicht im Gefängnis. Ich bin in meinem Büro und arbeite. Mach dir keine Sorgen. Gott hat sein Werk selbst verrichtet.«
»Wirklich?«
»Ja, wirklich. Google einfach Don Koo.«
»Okay, sobald ich wach bin.«
»Schlaf weiter, Sean.«
»Fi?«
»Ja?«
»Ich bin stolz auf dich.«
»Wie du schon gesagt hast, jeder muss mal sterben.«
KAPITEL 19
Ich liebe Beerdigungen. Sie sind zum Bersten voll mit
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