Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
ist. Diese Leute sind nicht aus Hass oder sonst irgendetwas Hässlichem gestorben. Ich werde mich nicht für unsere Überzeugungen rechtfertigen. Ich sage dir nur, wie es ist … Während ich dir schreibe, fühle ich mich innerlich erleichtert. Als ich erfuhr, dass du der Informant bist, hätte ich dir am liebsten die Kehle aufgeschlitzt. Doch dann habe ich geschnallt, dass ich selbst der eigentliche Informant war und ich mir selbst die Kehle aufschlitzen müsste. Was soll’s, das ist jetzt vorbei, da ich innerlich die Vergangenheit hinter mir lasse. Weißt du, am Ende ist sowieso alles gut, und egal, ob es einen M. oder keinen M., eine Sadie oder keine Sadie gibt, es herrscht doch in alle Ewigkeit die Liebe. Ich gebe es auf, selbst jeden Tag ein wenig mehr von dieser Liebe zu werden …«
Susan schloss mit einem Liedtext von Manson: »Höre auf zu existieren, komm einfach nur und sage, dass du mich liebst. So wie ich sage, ich liebe dich, oder sollte ich sagen, ich liebe Mich (meine Liebe) in dir.«
»Ich hoffe, jetzt verstehst du es ein wenig besser. Falls nicht, brauchst du nur zu fragen.«
Ronnie, die von da an in Todesangst vor Susan lebte, übergab den Brief ihrem Anwalt Wesley Russell, der ihn an unsere Dienststelle weiterreichte. Er sollte sich für Susan Atkins als weitaus verhängnisvoller erweisen als das Geständnis in der Los Angeles Times.
15. bis 25. Dezember 1969
Wenn ich an einem Fall arbeitete, machte ich es mir zur Gewohnheit, ab und zu in den Akten der Kripo L. A. zu stöbern, in denen ich nicht selten etwas Nützliches fand, dessen Beweiskraft für die Polizei nicht offensichtlich gewesen war.
Als ich die LaBianca-Akte durchforstete, machte ich zwei Entdeckungen. Die erste war die Befragung von Al Springer. Nur eine Seite war davon transkribiert worden, und zwar die Stelle, an der Springer erzählte, dass Manson ihm gegenüber erwähnt habe: »Wir haben gerade erst neulich nachts fünf von denen umgelegt.«
Trotz unserer verzweifelten Suche nach Beweisen hatte keiner der Ermittler mir diese Äußerung von Springer mitgeteilt. Außerdem wussten die Lieutenants Helder und LePage, als ich sie danach fragte, nicht, dass sie ein Geständnis von Manson in ihren Akten hatten. Ich nahm das Band an mich, ließ es transkribieren und schrieb auf meine eigene, ohnehin schon lange Erledigungsliste: »Befragung von Al Springer«. Auch wenn Mansons Geständnis gemäß dem Aranda-Urteil nicht vor Gericht gegen ihn verwendet werden konnte, war es durchaus möglich, dass er ähnliche Bekenntnisse von sich gegeben hatte, die verwertbar waren.
Bei dem zweiten Fund handelte es sich um die Fotokopie eines Briefs an Manson in seiner Zeit im Gefängnis in Independence. Der Inhalt war harmlos, doch war der Brief von einem »Harold« unterschrieben. Susan Atkins hatte vor dem Großen Geschworenengericht ausgesagt, dass ein Mann namens »Harold« in dem Haus neben den LaBiancas gewohnt habe, als sie etwa ein Jahr zuvor zusammen mit Charlie und einigen anderen zu einer LSD-Party dorthin gegangen war. Da es sich vielleicht um denselben Mann handelte, gab ich den LaBianca-Ermittlern noch den Auftrag: »Finden Sie Harold.« Das sollte eigentlich nicht allzu schwierig sein, da er eine Adresse in Sherman Oaks sowie zwei Telefonnummern angegeben hatte.
Warum? Die größte und rätselhafteste Frage von allen war: Was für ein Motiv hatte Manson? Als ich erfuhr, dass Manson seinen Anhängern oft erzählt hatte, er sei als Sternzeichen Skorpion, kam mir die Idee, dass möglicherweise sein Glaube an die Astrologie eine Rolle gespielt haben könnte. Daher besorgte ich mir die entsprechenden zurückliegenden Ausgaben der Los Angeles Times und überprüfte Carroll Righters »Astrologische Vorhersage« für sein Zeichen.
8. August: Tu, was dir helfen könnte, deine Einflusssphäre zu erweitern. Nimm diese persönliche Aufgabe mit Verstand und vorsichtig in Angriff. Verschaffe dir Informationen von der richtigen Quelle. Und benutze sie dann klug.
9. August: Wenn du es geschickt anstellst, kannst du einem unwilligen Mitarbeiter klarmachen, was du willst. Kooperiere mit dem Betreffenden, falls es ein Problem gibt.
10. August: Überall bieten sich dir gute Gelegenheiten. Zögere nicht, die beste beim Schopf zu packen. Erweitere deine Einflusssphäre …
Mir wurde bewusst, dass aus einem solchen Horoskop praktisch jede Bedeutung herauszulesen war. Vielleicht auch der Ansporn zu einem Mord?
Es sagt viel über unsere verzweifelte
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