Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
interessante Hintergrundinformationen bei. Im Frühjahr 1968 hatte er bei einer Fahrt durch Malibu zweimal dieselben beiden Anhalterinnen aufgelesen. Beim zweiten Mal hatte er die Mädchen mit zu sich nach Hause genommen. Dennis wohnte in einer fürstlichen Residenz, 14400 Sunset Boulevard, die einmal dem Humoristen Will Rogers gehört hatte. Die Mädchen – Ella Jo Bailey und Patricia Krenwinkel – blieben ein paar Stunden, sagte Dennis, und redeten in dieser Zeit fast ausschließlich von diesem Typen namens Charlie.
Wilson, der an diesem Abend für Aufnahmen in ein Studio musste, kam erst um drei Uhr morgens wieder nach Hause. Als er in die Einfahrt bog, trat ein fremder Mann aus seinem Garten. Erschrocken fragte Wilson: »Wollen Sie mir was tun?« Aber der Mann antwortete: »Sehe ich so aus, als ob ich dir was tun wollte, Bruder?« Dann ging er auf die Knie und küsste Wilson die Füße – offenbar eine von Charlies Lieblingsmaschen. Nachdem Charlie Wilson in sein eigenes Haus geleitet hatte, stellte dieser fest, dass er ungefähr ein Dutzend ungebetene Gäste hatte, fast alles Mädchen.
Sie alle blieben mehrere Monate, in deren Verlauf sich ihre Zahl fast verdoppelte. (In dieser Zeit am Sunset Boulevard stießen Charles »Tex« Watson, Brooks Poston und Paul Watkins zur Family.) Diese Erfahrung kostete Dennis, wie er später ausrechnete, ungefähr 100.000 Dollar. Abgesehen davon, dass Manson ihn ständig anpumpte, fuhr Clem Wilsons nicht versicherten Mercedes im Wert von 21.000 Dollar zu Schrott, als er ihn kurz vor der Spahn Ranch gegen einen Berg rammte. Die Family vereinnahmte auch Wilsons Garderobe und so gut wie alles, was ihr unter die Augen kam. Außerdem sah sich Wilson mehrmals genötigt, die ganze Gruppe zwecks Penicillinspritzen zu seinem Arzt in Beverly Hills zu schicken. »Wahrscheinlich war das die höchste Tripper-Rechnung aller Zeiten«, räumte er ein. Wilson schenkte Manson sogar neun oder zehn der goldenen Schallplatten seiner Band und kam für Sadies Zahnbehandlung auf.
Für den frisch geschiedenen Wilson besaß Mansons Lebensstill offenbar eine gewisse Anziehungskraft. »Abgesehen von den Kosten«, erklärte Dennis, »habe ich mich mit Charlie und den Mädchen bestens verstanden.« Er und Charlie sangen und redeten miteinander, während die Mädchen im Haus sauber machten, kochten und sie umsorgten. Wilson meinte, dass ihm die »Spontaneität« von Charlies Musik gefallen habe, fügte aber hinzu, dass »Charlie nicht einen Funken von Musikalität« besitze. Dessen ungeachtet setzte Dennis alle Hebel in Bewegung, um Manson anderen zu »verkaufen«. So mietete er eigens ein Tonstudio in Santa Monica und ließ Manson dort Aufnahmen machen. (Ich hätte mir diese Bänder nur allzu gerne angehört, doch Wilson behauptete, er habe sie vernichtet, denn »die Schwingungen, die damit verbunden sind, haben in dieser Welt nichts zu suchen«.) Des Weiteren stellte Wilson Manson einer Reihe von mehr oder weniger einflussreichen Leuten aus der Unterhaltungsbranche vor, darunter auch Melcher, Jakobson und Altobelli. Bei einer Party hatte Charlie Deana, der Tochter von Dean Martin, einen Ring geschenkt und sie gebeten, sich der Family anzuschließen. Deana erzählte mir, dass sie den Ring zwar behalten, Mansons Einladung jedoch abgelehnt habe. Das galt auch für die übrigen Beach Boys, von denen keiner Dennis ’ Zuneigung zu dem «gammeligen kleinen Guru«, wie ihn einer beschrieb, teilen wollte.
Wilson bestritt, dass es in dieser Phase zwischen Manson und ihm irgendwelche Konflikte gegeben habe. Doch im August 1968, drei Wochen vor Ablauf des Mietvertrags, zog Dennis zu Gregg und überließ die Aufgabe, Charlie und seine Mädchen auszuquartieren, seinem Manager.
Vom Sunset Boulevard zog die Family dann auf die Spahn Ranch. Zwar mied Wilson die Gruppe eine Zeit lang, doch Manson sah er ab und zu. Dennis erklärte mir, dass er bis August 1969 keinerlei Probleme mit Charlie gehabt habe. Doch dann – an das genaue Datum konnte sich Dennis nicht mehr erinnern, wusste aber noch, dass es nach den Tate-Morden gewesen war – hatte Manson ihn einmal besucht und 1500 Dollar von ihm verlangt, damit er in die Wüste gehen könne. Als Wilson ihn abblitzen ließ, hatte Charlie zu ihm gesagt: »Wundere dich nicht, wenn du dein Kind nie wiedersiehst.« Dennis hatte einen siebenjährigen Sohn, und dies war offenbar auch der Grund dafür, dass er nicht im Prozess aussagen wollte.
Manson bedrohte auch Wilson
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