Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
es, sie befinde sich jetzt in einem Heim. Linda hatte auch mit Patricia Krenwinkel gesprochen, und Katie hatte etwas in der Art gesagt wie: »Du konntest es wohl nicht abwarten, das Maul aufzureißen, was?«
Linda hatte daraufhin die Polizeistation in Malibu angerufen und den Namen der Sozialarbeiterin erfahren, die Tanyas Fall betreute. 70 Sage hatte Linda dann genug Geld für einen Rückflug gegeben und ihr außerdem einen Anwalt in Los Angeles genannt – Gary Fleischman –, der ihr seiner Meinung nach vielleicht dabei helfen konnte, Tanya zurückzubekommen. Als Linda sich mit Fleischman traf, hatte sie ihm nichts von den Morden erzählt, sondern nur, dass sie die Ranch verlassen hatte, um nach ihrem Mann zu suchen. Nach einer Gerichtsverhandlung waren Mutter und Tochter schließlich wieder vereint und waren zusammen nach Taos zurückgeflogen. Da Bob jedoch immer noch mit dem anderen Mädchen zusammen war, war Linda mit Tanya per Anhalter zuerst nach Miami, Florida, gefahren, wo ihr Vater lebte, und dann zum Wohnsitz ihrer Mutter in Concord, New Hampshire. Hier hatte sie am 2. Dezember 1969 erfahren, dass sie im Zusammenhang mit dem Mordfall Tate gesucht wurde. Daraufhin hatte sich Linda der örtlichen Polizei gestellt. Unter Verzicht auf ein Auslieferungsverfahren war sie einen Tag später nach Los Angeles zurückgekehrt.
Ich fragte Linda: »Wieso haben Sie sich, nachdem Sie Ihre Tochter zurückgeholt hatten und bevor Sie im Dezember verhaftet wurden, nicht bei der Polizei gemeldet und über die Morde ausgesagt?«
Sie habe vor Manson Angst gehabt, sagte Linda, sie habe gefürchtet, er könne sie finden und sowohl sie als auch Tanya töten. Außerdem sei sie schwanger gewesen und habe sich einem Prozess nicht aussetzen wollen, bevor das Baby geboren war. Natürlich gab es noch andere Gründe, allen voran ihr Misstrauen gegenüber der Polizei. In der Drogenszene, in der sie zu Hause war, galt die Polizei schließlich nicht als Freund und Helfer. Ich hatte das Gefühl, dass diese Erklärung, wenn sie vernünftig vorgebracht wurde, die Geschworenen zufriedenstellen würde.
Doch eine entscheidende Frage war noch unbeantwortet: »Wie konnten Sie Ihre Tochter in dieser Mörderhöhle lassen?«
Ich war nicht nur besorgt, wie die Geschworenen darauf reagieren würden, sondern auch, wie die Verteidigung diesen Umstand ausschlachten würde. Denn die Tatsache, dass Linda Tanya bei Manson und den anderen auf der Spahn Ranch gelassen hatte, konnte als Hinweis darauf gewertet werden, dass sie letztlich doch keine Mörder in ihnen sah, und somit der gesamten Stoßrichtung ihrer Zeugenaussage zuwiderlaufen. Aus diesem Grund waren sowohl die Frage als auch die Antwort äußerst wichtig.
Linda antwortete, dass sie angenommen habe, dass Tanya dort sicher sei, solange sie, Linda, nicht zur Polizei ginge. »Etwas in meinem Inneren hat mir gesagt, dass Tanya nichts passieren wird«, meinte Linda, »und dass dies der richtige Zeitpunkt war, um zu gehen. Ich wusste, dass ich zurückkehren und sie holen würde. Ich war einfach überzeugt davon, dass sie in Sicherheit war.«
Würden ihr die Geschworenen das abkaufen? Ich wusste es nicht. Dies gehörte zu meinen vielen Bedenken, als der Prozessbeginn langsam näher rückte.
Als sich Lieutenant Helder und Sergeant Gutierrez mit Sage und Jacobs in Verbindung setzten, bestätigten sie beide Lindas Geschichte. Allerdings konnte ich keinen von beiden als Zeugen aufrufen, da der größte Teil ihrer Aussage auf Hörensagen beruhte und somit nicht gerichtsverwertbar war. Der Ranchgehilfe David Hannum gab an, dass er seine Stelle auf der Ranch am 12. August angetreten habe und Linda sich am selben wie auch am nächsten Tag seinen Wagen ausgeliehen habe. Eine Überprüfung der Gefängnisakten belegte, dass Brunner und Good tatsächlich am 12. August einen Gerichtstermin hatten.
Die verschiedenen Befragungen ergaben noch weit mehr Informationen als erwartet. Hannum erzählte mir, dass Manson ihn einmal, als er eine Klapperschlange getötet hatte, wütend zurechtgewiesen und angebrüllt habe: »Wie würde es dir gefallen, wenn ich dir den Kopf abschlagen würde?« Dann hatte er hinzugefügt: »Ich würde eher Menschen als Tiere töten.« Zur gleichen Zeit wie mit Lindas Ehemann, Robert Kasabian, sprach ich auch mit Charles Melton, dem Hippie-Philanthropen, dem Linda 5000 Dollar gestohlen hatte. Melton gab an, dass er im April 1969 – bevor Linda die Family kennenlernte – Paul Watkins auf
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