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Herbstfeuer

Herbstfeuer

Titel: Herbstfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Rendezvous besetzt war, war sie nicht sicher, was sie tun oder wohin sie gehen sollte. Es hatte ihr ein seltsames Gefühl verursacht, die tiefe Leidenschaft und die Zärtlichkeit zu beobachten, die zwischen den Shaws bestand. Eine Heirat aus Liebe. Für sich selbst hatte sie so etwas nie zu erhoffen gewagt.
    Eine dunkle Gestalt tauchte neben ihr auf. Langsam wurde ein Arm an ihr vorbeigeschoben, und jemand reichte ihr ein Glas mit eiskaltem Champagner. „Mylord?“, flüsterte Lillian.
    St. Vincents leise Worte kitzelten sie am Ohr. „Kommen Sie mit mir.“
    Bereitwillig ließ sie es zu, dass er sie einen weiteren Weg entlanggeleitete, der zu einer anderen Lichtung führte, mit einem schweren Steintisch in der Mitte. Ein Obstgarten hinter der Lichtung erfüllte die Luft mit dem Duft von reifen Früchten. St. Vincent hatte den Arm um Lillians Schultern gelegt und schob sie nach vorn. „Sollen wir hier bleiben?“, fragte er.
    Sie nickte und lehnte sich mit der Hüfte gegen den Tisch, unfähig, ihn anzusehen, während sie den Champagner trank. Als sie daran dachte, dass sie um ein Haar die Shaws gestört hatte, errötete sie zutiefst.
    „Aber, aber, Sie sind doch nicht verlegen, oder doch?“, sagte St. Vincent belustigt. „Ein kleiner Blick auf – aber das war doch gar nichts.“ Er hatte seine Handschuhe ausgezogen, und sie fühlte seine Fingerspitzen unter ihrem Kinn, als er ihr Gesicht ein wenig höher schob. „Was für eine Röte“, murmelte er. „Lieber Gott, ich habe ganz vergessen, wie es ist, so unschuldig zu sein. Ich glaube, ich war es nie.“
    Im Schein der Fackel haftete St. Vincent etwas Hypnotisches an. Das Spiel von Licht und Schatten brachte seine hohen Wangenknochen reizvoll zur Geltung, und die dichten Locken schimmerten wie das Gold auf einer alten byzantinischen Ikone. „Immerhin sind sie verheiratet“, fuhr er fort, umfasste ihre Taille und hob sie auf den Tisch.
    „Oh, ich – ich missbillige es nicht“, brachte Lillian heraus und leerte ihr Champagnerglas. „Genau genommen dachte ich darüber nach, wie gut sie es haben. Sie scheinen sehr glücklich miteinander zu sein. Und in Anbetracht der Tatsache, dass die Countess Amerikaner so heftig ablehnt, überrascht es mich, dass Lady Olivia Mr. Shaw ehelichen durfte.“
    „Das hat Westcliff veranlasst. Er war entschlossen, die scheinheiligen Ansichten seiner Mutter nicht dem Glück seiner Schwester im Weg stehen zu lassen. Wenn man ihre eigene skandalträchtige Vergangenheit bedenkt, so hat die Countess kaum das Recht, zu missbilligen, wen ihre Tochter heiraten möchte.“
    „Die Countess hat eine skandalträchtige Vergangenheit?“
    „Aber ja. Ihre äußerliche Frömmigkeit verbirgt nur ihre heimlichen Ausschweifungen. Deswegen versteht sie sich mit mir so gut. Ich gehöre zu der Sorte von Männern, mit denen sie früher Affären hatte, damals in ihren jüngeren Jahren.“
    Um ein Haar hätte Lillian das leere Glas fallen lassen. Nachdem sie das zerbrechliche Gefäß zur Seite gestellt hatte, sah sie St. Vincent überrascht an. „Sie wirkt so gar nicht wie die Sorte Frauen, die Affären haben.“
    „Ist Ihnen nie aufgefallen, wie wenig Westcliff und Lady Olivia einander ähnlich sehen? Während der Earl und seine Schwester Aline legitime Nachkommen sind, ist es allgemein bekannt, dass dies bei Lady Olivia nicht der Fall ist.“
    „Oh.“
    „Aber man kann der Countess schwerlich ihre Untreue zum Vorwurf machen“, fuhr St. Vincent beiläufig fort.
    „Wenn man bedenkt, mit wem sie verheiratet war.“
    Der alte Earl war ein Thema, das Lillian sehr interessierte; Aber über diese geheimnisvolle Gestalt schien niemand gern zu sprechen. „Lord Westcliff sagte mir, dass sein Vater sehr brutal war“, meinte sie und hoffte, St. Vincent nehme dies zum Anlass, mehr zu erzählen.
    „Hat er das gesagt?“ St. Vincent sah sie interessiert an. „Das ist ungewöhnlich. Westcliff erwähnt seinen Vater sonst niemals.“
    „War er das? Brutal, meine ich.“
    „Nein“, sagte St. Vincent leise. „Ihn als brutal zu bezeichnen wäre bei Weitem zu freundlich, denn das bedeutet, dass er sich seiner Grausamkeit selbst nicht bewusst war. Der alte Earl war ein Teufel. Ich weiß nur von einigen seiner Bösartigkeiten, und mehr möchte ich wirklich nicht erfahren.“
    Dann lehnte er sich zurück und fuhr nachdenklich fort: „Ich glaube nicht, dass viele Leute Marsdens Erziehung überlebt hätten.“ Er neigte den Kopf, sodass seine Züge

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