Herbstfraß
Schulter, die dafür wie gemacht ist. Plötzlich fällt mir auf, dass ich nur einen Arm spüre. Auf dem anderen liege ich drauf. Ich versuche mit den Fingern des tauben Arms zu wackeln, habe aber keine Chance. Und in Bos eiserner Umarmung habe ich auch keine Möglichkeit mich umzudrehen. Ich seufze tief und in der Sekunde, in der ich ausatme, wird Bos Griff noch kräftiger. Als wäre er ein Python, der sein Opfer langsam zu Tode drückt. Genau so komme ich mir gerade vor. Die Rippen ächzen stellvertretend für mich, denn in den gequälten Lungen ist dafür kaum Luft übrig.
„Tweety!“ Ich keuche hilflos. Es klingt nicht ganz so ekstatisch wie in der letzten Nacht, obwohl unsere Körper ähnlich fest aneinander gepresst sind. Bo schläft, träumt weiter und drückt mich dabei zu Mus.
„Bo!“ Ich bohre die Finger des funktionierenden Arms in seine Seite. Mit einem wenig romantischen Grunzen schreckt Bo auf. Ich röchele, doch im nächsten Moment lässt er mich los.
„Dot?“ Bo reibt sich verschlafen über das Gesicht und sieht mich schließlich verwirrt an. Nach Luft ringend setzte ich mich auf. Der taube Arm baumelt mit einem unangenehmen Gefühl von der Schulter herab, als würde er gar nicht zu mir gehören.
„Wolltest du mich zerquetschen?“ Ich stoße den tauben Arm an, der daraufhin ein wenig bizarr pendelt. Selbstständig bewegen lässt er sich nicht. Es kommt mir so vor, als hätte jemand die Gliedmaße einer Marionette an meiner Schulter befestigt. Gleich darauf schießt ein brennendes Prickeln durch diverse Nervenbahnen. Ich beiße mir auf die Lippe. Vielleicht hätte der Arm lieber taub bleiben sollen.
„Was ist los?“, fragt Bo und beobachtet ein bisschen wacher meine Bemühungen mit den Fingern zu zucken.
„Der verflixte Arm ist abgestorben. Ich bin gerade ein amputierter ...“ Mit einem Ruck werde ich auf Bo gezogen, der sich eindeutig nicht für irgendwelche kleinen Probleme interessiert. Ein zärtlicher Kuss lenkt mich von allem Ungemach ab.
„Guten Morgen, Dot.“
„Ja“, murmle ich, ohne eine Ahnung davon zu haben, ob ich Bo auf diese Weise ebenfalls einen guten Morgen wünsche, oder ob ich damit seine Hand auf meinem Hintern auffordere, genau an dieser Stelle aktiv zu werden. Grüne Augen sehen mich verlangend an und ich bemerke etwas ziemlich Ansprechendes an meinem Schenkel. Ohne dass ein Wort zwischen uns fällt, dreht mich Bo auf den Rücken, greift zum Gleitgel und schmiert sich einen großzügigen Klecks auf die Eichel. Obwohl ich ein bisschen wund bin, ziehe ich bereitwillig die Beine an und spüre gleich darauf sein behutsames Eindringen. Nach dieser langen und sehr leidenschaftlichen Nacht ist mein Mann besonders vorsichtig. Bos Bewegungen sind sanft und langsam. Ich greife nach dem eigenen heißen Schaft und reibe an dem empfindsamen Kranz unterhalb der Eichel. Ein Stöhnen schlüpft mir über die Lippen und entlockt Bo ein kleines Lächeln. Sein intensiver leidenschaftlicher Blick ist auf mein Gesicht gerichtet und er scheint jede einzelne Regung in sich aufzusaugen. Feine Schweißperlen tauchen an seinem Haaransatz auf und auch mir wird immer heißer. Vergessen ist das unangenehme Prickeln im halb tauben Arm. Vergessen sind die gequetschten Rippen. In diesen Moment registriere ich nur, dass mich Bo aufmerksam beobachtet und diesen überwältigenden Druck in meinem Unterleib, der sich bis zum Unerträglichen aufstaut und sich dann in erlösenden Schüben entlädt. Ich lasse mich von der Flut glückseliger Empfindungen davontragen, bis ich diesen Punkt erreiche, an dem ich mir wünsche mit Bo für den Rest der Ewigkeit zu verschmelzen. Als ich wieder Herr aller Sinne bin, liegt Bo schwer atmend auf mir und stützt sein Gewicht mit den Unterarmen wenigstens ein bisschen ab.
„Ich liebe dich, Dot“, höre ich ihn in das Kissen neben meinem Ohr brummen.
„Natürlich. Und das ist großartig.“ Mit den prickelnden und den nicht prickelnden Fingern zerwühle ich hellblonde Locken. Bo rollt von mir herunter und zieht mich sogleich in die Arme.
„Sag mir, dass du mich ebenfalls liebst“, fordert er und schaut mir genau in die Augen.
„Wie verrückt.“ Ich küsse ihn.
„Das war nicht der verlangte Text, Dot.“
„Was ist denn los mit dir? Hast du schlecht geschlafen? Oder … geträumt?“
„Dot!“
„Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich.“ Meine Rippen werden geknufft. Ich ächze. Folter am frühen Morgen.
„Du sollst es gefälligst ernst
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