Herbstfraß
bereits neugierig entgegen.
„Louisa? Das ist Oliver Mahlberg, dein Date für heute. Oliver, das ist Louisa Schmerbacher. Schnappen Sie sich das Mädel und gehen Sie mit ihr essen. Die Rechnung begleiche ich.“ Möglicherweise kann ich damit wenigstens die beiden glücklich machen, wenn ich schon meine eigene Beziehung gegen die Wand fahre.
„Wie bitte?“, fragt Louisa, die verständlicherweise bloß Bahnhof versteht.
„Du wolltest einen Mann. Bitte, da hast du ihn.“ Ich deute auf meine Supermarktbekanntschaft. Oliver sieht mich belustigt an, reicht Louisa anschließend die Blumen und erklärt:
„Herr Berger hat mir auf dem Parkplatz Ihr Foto gezeigt und mich gefragt, ob ich Sie kennenlernen möchte. Und weil ich einer so charmanten Kuppelei nicht widerstehen konnte, bin ich nun hier. Hätten Sie denn Interesse mit mir einen Happen essen zu gehen, Frau Schmerbacher?“
Louisa hört ihm überhaupt nicht richtig zu, sondern sieht mich aus schmalen Augen an.
„Ich höre wohl schlecht? Du verhökerst mich auf einem Parkplatz an einen völlig Fremden?“
Irgendwie scheine ich es mir mit jedem zu verderben. Eventuell sollte ich mich bei Deutschland sucht den Supertrottel bewerben. Ich habe nämlich das dumpfe Gefühl, als könnte ich dort einen Strike landen. Trotzdem starte ich einen halbherzigen Versuch mich zu verteidigen:
„Du wolltest einen anständigen Mann.“
„Und woher weißt du, dass dieser Mann anständig ist?“ Mit ausgestrecktem Arm deutet sie auf ihr Blind Date. Oliver sieht mich jetzt ebenfalls interessiert an.
„Tja … ähm …“
Ein amüsiertes Lächeln macht sich in dem Gesicht meines Fertigessen-Mannes breit. Herrje, er ist unfassbar attraktiv. Vielleicht sollte ich ihn mir schnappen, nur für den Fall, dass Bo mich in den Wind schießt. Sollte es soweit kommen, könnte ich diese starken Schultern mit meinen Tränen tränken.
„Robin?“ Louisas Stimme wird schärfer. Die Süße hat ja recht, Bo hat recht und möglicherweise sollte man mich einfach wegschließen, ehe ich weiteren Schaden anrichte.
„Intuition?“, frage ich zaghaft.
„Bist du nicht immer für Fakten? Robin, er könnte ein Amokläufer sein.“ Louisa mustert Oliver skeptisch. Der sieht aus, als wollte er gleich loslachen.
„Ich habe sogar eine Waffe“, erklärt er fröhlich und zieht plötzlich eine Pistole.
Schockiert starren Louisa und ich ihn an. Innerlich verpasse ich mir Backpfeifen. Heftige Backpfeifen. Eigentlich müsste ich K.o. gehen.
„Ganz ruhig“, sage ich stattdessen in beschwörendem Ton und halte den Blick auf die Waffe in Olivers Hand gerichtet. Eine Heckler & Koch P30, wie ich erkenne. Eine Waffe, die der von Bo nicht unähnlich ist. Noch hat er sie nicht entsichert, sondern hält sie lediglich locker fest. Der Lauf zeigt zum Glück zum Boden. Ich bewege mich einen vorsichtigen Schritt in Louisas Richtung, um notfalls als Kugelfang für Hamburgs niedlichstes Mädel zu dienen. Dabei registriere ich jedes Zucken von Oliver. Louisa soll schließlich nicht wegen meiner Dummheit sterben müssen. Wo ist überhaupt Bo, wenn man ihn mal braucht?
„Ganz ruhig“, wiederhole ich. „Es gibt keinen Grund …“
„Keine Sorge“, sagt Oliver und lacht tatsächlich los. Die Waffe legt er zu meiner Überraschung vor Louisa auf den Schreibtisch und kramt einen Ausweis aus seinem Sakko, den er mir reicht.
„Kriminalhauptkommissar?“
Oliver nickt und grinst mich an. „Strafe muss sein.“
Meine Schultern sinken erleichtert herab. Dafür starre ich Oliver finster an. Ich könnte ihm wirklich vors Knie treten. Was fällt ihm ein, uns derartig zu foppen?
„Es tut mir leid, Herr Berger. Ich konnte einfach nicht widerstehen. Intuition … Also wirklich.“
Sag ich zu Bo auch immer, bloß auf mich hört ja keiner.
„Eigentlich sollte ich Sie augenblicklich aus dem Büro werfen“, knurre ich und gebe den Ausweis zurück. Olivers Spaß kommt bei mir nicht an. Nicht, nachdem ich es mir mit Bo verscherzt habe und meine Laune ohnehin am Boden ist. Plötzlich wird mir Louisas Gesichtsausdruck bewusst, als sie meinen Fertigessen-Mann mustert. Da tritt ein völlig neuer Glanz in ihre Rehaugen.
„Ich darf Feierabend machen und wir können auf deine Rechnung in ein Restaurant?“, fragt sie auf einmal nach. Ich nicke stumm und ahne, was mich erwartet.
„Das wird ein teures Essen“, warnt sie mich, während sie nach ihrer Handtasche greift. Ich habe es gewusst. Intuitiv.
„Das glaube ich
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