Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herbstfraß

Herbstfraß

Titel: Herbstfraß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Busch
Vom Netzwerk:
Fantasie. Es gibt wirklich bloß eine Art ausladender Türrahmen aus Beton.
    „Was ist das für ein Vorbau?“, frage ich Bo.
    „Ein Splitterschutz“, erklärt er mir. „Er dient unter anderem zur Verteidigung.“
    Ich schaue mir das Ganze genauer an. Der Eingang ist teilweise durch eine Backsteinmauer verschlossen, allerdings ist ein Teil des Mauerwerks niedergerissen. Gerade genügend, damit ein Spalt entsteht. Auf diese Weise kann man ungehindert in den Bunker schlüpfen. Hinter dem Spalt liegt unheimliche Schwärze.
    „Die paar Steine da oben drauf bildeten früher eine Flak-Station“, berichtet Bo, der ein bisschen was über den Bunker weiß. „Das ist alles, was davon übrig ist.“
    Der schwarze Spalt zwischen den Backsteinen fesselt mich viel mehr, als eine marode Flak-Station. Langsam nähere ich mich dem Eingang.
    „Robin, warte mal.“ Bo hält mich am Ärmel fest und deutet auf den Boden. Ich entdecke Fußabdrücke, wo das Laub den Boden nicht vollständig bedeckt. Die Abdrücke stammen eindeutig von Männerschuhen.
    Aufgeregt wende ich mich an Bo: „Wir haben ihn gefunden, Tweety. Wir haben Ingo gefunden.“ Mit einem Satz bin ich an dem Spalt und spähe hinein. Zu sehen ist nichts, dafür riecht es merkwürdig.
    „Bäh! Das müffelt wie ein alter Mülleimer.“
    Bo zieht mich kommentarlos zurück, als er den Geruch ebenfalls wahrnimmt.
    „Gib mir die Taschenlampe, Dot. Und dann wartest du bitte auf mich.“
    Erst will ich protestieren, doch als Bo einen Augenblick später unerwartet seine Heckler & Koch zieht, bleibt mir der Protest im Hals stecken. Mir geht nun ein Licht auf, was er kurz vor der Abfahrt aus unserer Wohnung geholt hat. Die Heckler ist eine Sonderausführung, eine P8 Combat, die für das Kommando Spezialkräfte gebaut wurde. Ich weiß, dass sie statt eines kombinierten Sicherungs- und Entspannhebels lediglich über einen Entspannhebel verfügt. So garantiert die Waffe eine schnellere Schussbereitschaft. Ich bekomme zwischen den Schulterblättern eine Gänsehaut, weil Bo offenbar mit Ärger rechnet. Oder warum prüft er sonst mit routinierten Handgriffen das Magazin und zieht ein Zweites mit weiteren fünfzehn Patronen aus der Innentasche seiner Jacke, um sie für einen schnelleren Zugriff in seine Hosentasche zu stecken? Herrje, wen will er denn alles erschießen?
    „Dot, die Lampe!“
    „Glaubst du, dass der Nolte im Bunker ist?“ Ich reiche Bo die Taschenlampe, die er in die linke Hand nimmt.
    „Nein. Ansonsten hätten wir seinen Wagen auf dem Parkplatz gesehen. Ich will nur auf Nummer sicher gehen.“
    „Aber …“
    „Dot, das ist kein Mülleimer, der da drinnen gammelt. Glaube mir, ich kenne den Geruch.“
    „Vielleicht ist es ein Tier. Ein Fuchs oder so, der da drinnen verreckt ist.“ Schließlich muss Ingo einfach noch leben. Bitte!
    „Bleib hier draußen, Dot, und warte auf mich. Komm auf keinen Fall hinterher. Ich will nicht irrtümlich auf dich schießen, okay?“ Bo macht bereits Anstalten über die bröckeligen Mauerreste zu steigen.
    „Gar nicht okay. Ich will mit.“
    Bo hält inne und fixiert mich mit seinen weintraubengrünen Augen. „Robin Berger, du wartest!“
    Und ich dachte, ich wäre der Häuptling unserer Detektei. Dieser Kommandoton sagt mir allerdings etwas anderes und holt mich von meinem hohen Ross direkt auf den Boden der Tatsachen herunter.
    „Du glaubst nicht daran, dass wir Ingo lebend finden, richtig?“, frage ich leise. Es ist wohl besser, sich mit dem Wahrscheinlichen als mit Wunschdenken zu beschäftigen.
    Langsam schüttelt Bo den Kopf. „Tut mir leid, Robin. Und so, wie ich den Nolte einschätze, wird uns Ingos Erscheinungsbild bestimmt nicht gefallen.“
    Das ist es also. Bo will mich wieder einmal schützen. Er kann absolut nicht aus seiner Haut.
    „Vielleicht ist es doch nur ein Fuchs.“
    „Hoffentlich. Aber wenn ich nicht nachschaue, werden wir es nie erfahren.“
    Er sieht mich weiterhin abwartend an, daher gebe ich mir einen Ruck: „Okay, ich warte.“
    „Danke.“ Er schaltet die Taschenlampe ein. „Du solltest lieber in Deckung gehen, falls er auf dem Weg hierher ist.“
    „Und ihm die Gelegenheit geben, dir in den Rücken zu fallen?“
    „Ich passe schon auf mich auf. Falls er in den nächsten Minuten auftauchen sollte, rufst du die Polizei an.“
    Was für eine tolle heldenhafte Rolle.
    „Dot, bitte!“
    „In Ordnung. Spar dir deinen Dackelblick. Ich verstecke mich sofort oben in dem, was von deiner

Weitere Kostenlose Bücher