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Herr der Moore

Herr der Moore

Titel: Herr der Moore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kealan Patrick Burke
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verzehren.«
    Damit zerschlug sich Tabithas Hoffnung. Sie verdrehte die Augen. »Wovon in aller Welt redest du?«
    »… tut weh.«
    Sie kniff die Augen zusammen, um sein Gesicht zu erkennen und vor allem zu deuten, was er wollte, aber es war nicht hell genug. »Donald, bitte, geh jetzt. Falls es wichtig …«
    »Er sagte, du würdest dich nach mir verzehren .«
    Tabitha lief es eiskalt über den Rücken. Wie oft sie Donald aggressiv erlebt hatte, konnte sie nicht aufzählen, doch dies klang anders. Normalerweise erfolgten seine Ausbrüche nicht ohne Hysterie, doch jetzt hatte er kaum die Stimme erhoben, sondern war ruhig geblieben. Nur die Böswilligkeit in seinem Tonfall kam ihr wie ein Schlag ins Gesicht vor.
    »Donald, was ist los mit dir?«
    Er tat einen unbeholfenen Schritt ins Zimmer.
    Besoffen, stellte Tabitha fest und streckte blitzartig die Hand nach der Lampe auf ihrem Nachttisch aus. Sie hatte sie gedämpft, weshalb gerade noch die Umrisse der Möbel sowie der imposante Körper ihres Bruder an der Tür erkennbar waren, aber ansonsten nichts. Nun drehte sie am Einstellrad, woraufhin warmes Licht den Raum flutete.
    »Du hast mich verletzt«, behauptete Donald, und Tabitha stockte der Atem, als sie ihn besser sah.
    Sowohl im Gesicht als auch an seinem Hals waren die Adern dick und schwarz wie entlaubtes Geäst hervorgetreten. Jeden Augenblick schienen sie zu platzen und sein Antlitz zu zerreißen. Donald hatte die Lippen wie im Schmerz zurückgezogen und zeigte somit alle Zähne in einem hässlich starren Grinsen. Seine Augen hingegen … sie sahen am schlimmsten aus: Weißglut schwelte darin, und silberne Flüssigkeit lief aus den verbrannten, ausgefransten Höhlen.
    Tabitha wollte schreien, zog aber stattdessen die Decken hoch, bis nur noch Augen und Schopf sichtbar waren. »Geh weg«, murmelte sie darunter. »Bitte. Mit dir stimmt etwas nicht.«
    »Ich weiß«, erwiderte Donald, und je länger er sprach, desto bemühter holte er Luft. »Ich kann nichts dagegen tun. Hilf mir.«
    »Ich weiß nicht wie.«
    Als er den Kopf bewegte, knirschten seinen Sehnen. Sein Atem stockte und er zuckte erneut. Dann folgte ein Geräusch, als ob etwas aufbrach oder zerriss, doch Tabitha entdeckte keine frischen Wunden in seinem Gesicht oder am Hals. »Du musst …«, fuhr er fort. »So hilf mir doch.«
    »Aber wie denn?« So sehr hatte sie sich noch nie gefürchtet, aber ihr waren die Hände gebunden. Er versperrte den Weg hinaus, also konnte sie keinen Fluchtversuch wagen, und durchs Fenster würde sie tief auf den Hof stürzen. Alles, was sie vorerst tun konnte, war beten und hoffen, ihr Bruder entsinne sich seiner Herzensgüte und Gnade, so auch nur eine Zelle in seinem Leib damit ausgestattet war.
    »Was ist mit dir passiert?«, wollte sie wissen und ließ ihren Tränen vor lauter Angst freien Lauf.
    Er glotzte sie nur an, während das weiße Feuer in seinen Augen sekündlich erstarb, dann wieder aufflammte und irr wabernde Schatten an die Wände warf. » Er hat mir das angetan«, betonte Donald. Seinen Zorn hatte er wiedergefunden, wie sie hörte. Er schaute an die Decke, während er sich mit verkohlter und aufgeschürfter Hand an die Kehle fasste, wo sich die abscheulich schwarzen Adern am dicksten abzeichneten. »Er ist mir an die Gurgel gegangen … Kkkk … kratzte mich.«
    »Du solltest Mum wecken, damit sie Doktor Campbell ruft.« Es kam ihr albern vor, solch rationale Vorschläge zu machen, weil sie sich selbst überhaupt nicht in der Lage dazu fühlte, entsprechend zu handeln. Der Teufel musste in ihren Bruder gefahren sein, denn sie konnte sich nichts halbwegs Menschliches vorstellen, das sich wie Donald benommen hätte. Allein schon wie er Luft holte …
    Er setzte sich in Bewegung und tat langsame, unsichere Schritte, bis er am Fuß des Bettes stand und bedrohlich über ihr aufragte. Sein Gesicht war eine verzerrte Maske, die gleich abfallen mochte. Tabitha war, als sehe sie seinen Schädel schwarz vom Feuer unter der durchsichtigen Haut schimmern, wovon ihr übel wurde, während eine innere Stimme sie drängte, Reißaus zu nehmen.
    »Donald …«, wimmerte sie und zog die Decken schließlich auch über ihr Gesicht. »Ich fürchte mich.«
    Er betrachtete sie weiter. Sein Pyjama war blau-weiß gestreift, und silberfarbenes Sekret rann an seinem Hals hinunter, während ihm die Haare – wohl nach unruhigem Schlaf – zu Berge standen. Die Haut in seinem Gesicht war angespannt, und sie erwiderte den Blick

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