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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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werden... Ein Mann, der von einer Klippe in den sicheren Tod stürzt, wird die Hand auch dem ärgsten Gegner hinstrecken. Vielleicht...« Balwer legte nachdenklich einen knochigen Finger auf die Lippen. »Womöglich sind sie bereit, für ihre Sünden Buße zu tun und ihre Zugehörigkeit zu den Aes Sedai zu widerrufen?«
    Niall sah ihn mit großen Augen an. Er vermutete, gerade die Sünden der Hexen von Tar Valon gehörten zu den Dingen, an die Balwer nicht glaubte. »Das ist absurd«, sagte er kalt. »Diese Art von Aussagen erwarte ich eher von Omerna.«
    Die Miene seines Sekretärs blieb so steif und unergründlich wie immer, aber er begann, die Hände zu ringen, wie er es zu tun pflegte, wenn er beleidigt war. »Was mein Lord von Omerna zu hören erwartet. Aber genau diese Reden werden dort geführt, wo er die Leute belauscht, nämlich auf den Straßen und wo die Adligen beim Wein miteinander klatschen. Dort lacht man niemals über etwas so Absurdes. Im Gegenteil, man hört zu. Was zu absurd ist, wird gerade geglaubt, weil es eben zu absurd ist, um erlogen zu sein.«
    »Wie wollt Ihr ihnen das beibringen? Ich werde doch kein Gerücht in die Welt setzen, daß die Kinder mit den Hexen zusammenarbeiten!«
    »Es wäre lediglich ein Gerücht, mein Lord.« Nialls Blick wurde härter, und Balwer spreizte die Hände.
    »Wie mein Lord wünscht. Jedesmal, wenn es weitererzählt wird, schmückt man ein solches Gerücht aus. Also hat eine ganz einfache Geschichte die besten Chancen, wenigstens im Kern erhalten zu bleiben. Ich schlage vier Gerüchte vor, mein Lord, nicht nur eines. Das erste: Die Spaltung der Burg wurde durch einen Aufstand der Schwarzen Ajah hervorgerufen. Das zweite:
    Die Schwarzen Ajah haben gewonnen und beherrschen die Burg. Das dritte: Die Aes Sedai in Salidar, von den Ereignissen aufgeschreckt und abgestoßen, widerrufen ihre Eide als Aes Sedai. Und das vierte: Sie haben sich an Euch gewandt und um Eure Gnade und Euren Schutz gebeten. Für die meisten Leute wird es so aussehen, ab bestätige ein Gerücht das andere.« Balwer zupfte an seinen Ärmchen und lächelte selbstzufrieden.
    »Sehr gut, Balwer. Macht es so.« Niall nahm einen kräftigen Zug von seinem Wein. Die Hitze ließ ihn sein Alter spüren, seine Knochen erschienen ihm spröde. Aber er mochte lange genug leben, um zu sehen, wie der falsche Drache gestürzt und die Welt vereinigt würde, um gemeinsam in Tarmon Gai'don zu gehen. Und sollte er auch nicht mehr leben und sie selbst in die Letzte Schlacht führen, würde ihm das Licht doch wenigstens soviel gewähren. »Ich will, daß man Elayne Trakand und ihren Bruder Gawyn findet und nach Amador bringt. Sorgt dafür. Ihr dürft mich jetzt verlassen.«
    Balwer zögerte jedoch. »Mein Lord weiß, daß ich niemals ein bestimmtes Vorgehen vorschlage.«
    »Aber jetzt wollt Ihr das tun? Also sprecht.«
    »Übt Druck auf Morgase aus, mein Lord. Mehr als ein Monat ist vergangen, und sie überlegt sich immer noch den Vorschlag meines Lords. Sie...«
    »Genug, Balwer.« Niall seufzte. Manchmal wünschte er sich, Balwer stamme nicht aus Amadicia, sondern aus Cairhien und habe dort schon mit der Muttermilch das Spiel der Häuser in sich aufgenommen. »Morgases Wohlergehen hängt von Tag zu Tag mehr von mir ab, was immer sie selbst auch glaubt. Ich hätte es lieber gesehen, wenn sie mein Angebot sofort angenommen hätte, dann hätte ich Andor noch heute gegen al'Thor in den Kampf schicken können, und ein starkes Heer der Kinder hätte sie unterstützt. Aber jeder Tag, den sie als mein Gast hier verbringt, bindet sie noch fester an mich. Schließlich wird ihr klar werden, daß sie mit mir verbündet ist, weil die Welt genau das glaubt, und sie ist so in mein Netz verwickelt, daß sie sich nicht mehr daraus befreien kann. Und dann kann niemand jemals behaupten, ich hätte sie zu etwas gezwungen, Balwer. Das ist wichtig. Es ist immer schwieriger, sich aus einem Bündnis zu lösen, von dem alle glauben, man sei es freiwillig eingegangen, als aus einem, zu dem man gezwungen wurde. Hirnlose Eile führt nur in den Untergang, Balwer.«
    »Wie mein Lord meinen.«
    Niall entließ ihn mit einer kurzen Handbewegung, und der Mann verbeugte sich im Hinausgehen. Balwer verstand nichts. Morgase war eine geschickte Gegnerin in diesem Spiel Übte er zuviel Druck aus, würde sie sich gegen ihn wenden und sich wehren, ganz gleich, welche Folgen ihr drohten. War der Druck aber gerade richtig, würde sie den Gegner bekämpfen,

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