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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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gezeigt hatte; von Basheres Stirn rann der Schweiß, aber die Hitze berührte Rand kaum. Er hatte seinen silberbestickten, grauseidenen Kurzmantel bis zum Hals zugeknöpft, und obwohl ihm ein wenig warm war, vergoß er keinen Tropfen Schweiß. Taim hatte ihm versichert, mit der Zeit werde er nicht einmal mehr Hitze oder Kälte empfinden, die so gewaltig wären, daß jeder andere Mann davon völlig hilflos würde. Er mußte nur auf Abstand von sich selbst gehen, seine Konzentration ganz nach innen lenken. Das war ein wenig dem ähnlich, was er tat, wenn er nach Saidin griff. Seltsam, daß es der Wirkung der Macht so nahe kam, und dennoch nichts damit zu tun hatte. Machten es die Aes Sedai genauso? Er hatte noch niemals eine von ihnen schwitzen sehen. Oder?
    Mit einem Mal mußte er laut lachen. Da stand er und fragte sich, ob die Aes Sedai jemals schwitzten! Vielleicht war er noch nicht dem Wahnsinn verfallen, aber zum wollköpfigen Tor reichte es allemal.
    »Habe ich etwas Komisches gesagt?« fragte Bashere trocken und fuhr sich mit dem Handrücken über den Schnurrbart. Einige der Töchter blickten ihn erwartungsvoll an. Sie bemühten sich ehrlich, den Humor der Feuchtländer zu verstehen.
    Wie Bashere seinen Gleichmut in diesem Maße wahren konnte, wußte Rand nicht. An diesem Morgen hatte ein Gerücht den Palast erreicht, es gebe bewaffnete Auseinandersetzungen in den Grenzlanden, und zwar zwischen den Grenzländern selbst. Natürlich blühte der Klatsch unter den Reisenden wie das Unkraut nach einem Regenguß, aber die Neuigkeiten waren aus dem Norden gekommen, und zwar offensichtlich von Kaufleuten, die zumindest bis Tar Valon gereist waren. Nichts war darüber bekannt, wo diese Kämpfe stattfanden und wer eigentlich gegen wen vorging. Das konnte genauso in Saldaea sein wie anderswo, und Bashere hatte seit ihrem Aufbruch vor Monaten nichts mehr von zu Hause gehört. Doch seinem Verhalten nach zu schließen, hätte das Gerücht genauso ein Ansteigen der Zwiebelpreise betreffen können, so wenig schien es ihn zu berühren.
    Natürlich wußte Rand genausowenig, was in den Zwei Flüssen geschah. Allenfalls unbestimmte Gerüchte von einem Aufstand irgendwo im Westen mochten seine Heimat betreffen. Aber das konnte in dieser Zeit alles oder nichts bedeuten. Für ihn war das trotzdem nicht dasselbe. Er hatte die Zwei Flüsse verlassen. Die Aes Sedai hatten überall ihre Spione, und er hätte nicht einmal einen Kupferpfennig darauf verwettet, daß die Verlorenen dort keine hatten. Der Wiedergeborene Drache hatte kein Interesse an diesem winzigen Fleckchen Erde, auf dem Rand al'Thor aufgewachsen war. Er war dem völlig entwachsen. Wenn nicht, könnte man Emondsfeld wie eine Geisel gegen ihn einsetzen. Na ja, diese Haarspaltereien waren sinnlos. Verlassen war verlassen.
    Falls ich eine Möglichkeit hätte, meinem Schicksal zu entrinnen, hätte ich das auch verdient? Das war sein Gedanke und nicht der Lews Therins.
    Er rollte die Schultern, in denen sich plötzlich ein dumpfer Schmerz breitmachte, und bemühte sich um einen heiteren Ton: »Vergebt mir, Bashere. Mir ist gerade etwas Seltsames eingefallen, aber ich habe trotzdem zugehört. Ihr habt gesagt, daß Caemlyn allmählich überfüllt sei. Für jeden Mann, der aus Angst vor dem falschen Drachen weggelaufen ist, sind zwei andere gekommen, weil ich eben keiner bin. Klar?«
    Bashere knurrte, was alles bedeuten konnte.
    »Wie viele sind aus anderen Gründen gekommen.
    Rand al'Thor?« Bael war der größte Mann, den Rand je gesehen hatte, noch eine gute Handbreit größer als er selbst. Das ergab einen eigenartigen Kontrast zu Bashere, der kleiner als selbst alle anwesenden Töchter des Speers bis auf Enaila war. Starke graue Strähnen waren in Baels dunkelroten Haaren zu sehen, doch sein Gesicht war hager und hart, und die blauen Augen blickten scharf drein. »Ihr habt genug Feinde für hundert Männer. Merkt Euch, was ich sage: Sie werden erneut versuchen. Euch zu töten. Es könnten sogar Schattenläufer darunter sein.«
    »Selbst wenn es nicht die Schattenfreunde sind«, warf Bashere ein, »kocht die Stadt doch vor Unruhe über wie ein auf dem Feuer vergessener Teekessel. Eine Menge Leute wurden brutal zusammengeschlagen, offensichtlich, weil sie daran zweifelten, daß Ihr der Wiedergeborene Drache seid; einen armen Burschen zerrten sie aus einer Taverne in eine Scheune und hängten ihn an einem Balken auf, weil er über Eure Wunder lachte.«
    »Meine Wunder?« staunte

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