Herr des Chaos
denn es gab einfach zu viele Gerüchte, um sie alle zu widerlegen, und wenn er selbst noch so oft widersprach -aber er würde die Aufforderung zur Rebellion nicht dulden. Andor würde er nicht auch noch durch einen Bürgerkrieg zerreißen. Nicht Andor. Er wollte Elayne ein Land übergeben, das genauso unbefleckt war, wie er es übernommen hatte. Falls er sie jemals fand. »Findet heraus, wer das in die Welt gesetzt hat«, sagte er grob, »und werft die Schuldigen ins Gefängnis.« Licht, wie konnte man feststellen, wer ein Gerücht in Umlauf gebracht hatte? »Wenn sie um Gnade betteln, können sie Elayne darum bitten.« Eine junge Dienerin in einem grob gewebten braunen Kleid, die gerade eine blaue, gerillte Glasschüssel abstaubte, bemerkte seine Miene; ihr fiel die Schüssel aus den mit einem Mal zitternden Händen und zerbrach. Nicht immer veränderte er die Gesetze der Wahrscheinlichkeit.
»Gibt es auch gute Neuigkeiten? Ich könnte ein paar gebrauchen.«
Die junge Frau bückte sich unsicher, um die Scherben der Schüssel aufzulesen, aber Sulin warf ihr einen Blick zu, nur einen flüchtigen Blick, und sie sprang zurück und drückte sich mit weit aufgerissenen Augen an einen Wandbehang, auf dem eine Leopardenjagd abgebildet war. Rand verstand das nicht, aber manche Frauen schienen sich vor den Töchtern des Speers viel mehr zu fürchten als vor den Aielmännern. Die junge Frau blickte zu Bael auf, als suche sie Schutz bei ihm. Er aber schien sie gar nicht zu bemerken.
»Das kommt darauf an, was man unter guten Nachrichten versteht.« Bashere zuckte die Achseln. »Ich habe erfahren, daß Ellorien aus dem Hause Traemane und Pelivar aus dem Hause Caelan die Stadt vor drei Tagen betraten. Sich hineinschlichen, könnte man sagen, und keiner von beiden hat sich der Innenstadt genähert, soweit ich weiß. Dem Klatsch zufolge soll sich Dyelin aus dem Hause Taravin in der Umgebung auf dem Land aufhalten. Keines der Häuser hat auf Eure Einladungen geantwortet. Ich habe aber nichts vernommen, was eines von ihnen mit dem Gerede in Verbindung brächte.« Er sah zu Bael hinüber, der mit einem leichten Kopfschütteln auf die unausgesprochene Frage antwortete.
»Wir erfahren weniger als Ihr, Davram Bashere. Diese Leute äußern sich in der Umgebung anderer Feuchtländer einfach freier.«
Es waren aber in jedem Fall gute Nachrichten. Es handelte sich schließlich um Menschen, die Rand brauchte. Wenn sie ihn für einen falschen Drachen hielten, würde er schon einen Ausweg finden. Falls sie glaubten, er habe Morgase getötet... Gut, warum eigentlich nicht? So würden sie wenigstens ihrem Andenken und ihrer Familie gegenüber loyal bleiben. »Schickt ihnen noch einmal Einladungen, mich zu besuchen. Setzt auch Dyelins Namen darauf; vielleicht wissen sie, wo sie sich aufhält.«
»Wenn ich ihnen eine solche Einladung sende«, sagte Bashere zweifelnd, »wird es sie vielleicht nur daran erinnern, daß sich ein Heer aus Saldaea in Andor befindet.«
Rand zögerte und nickte dann. Plötzlich grinste er. »Bittet Lady Arymilla, die Einladung zu überbringen. Ich zweifle nicht daran, daß sie die Gelegenheit beim Schöpf ergreifen wird, ihnen zu zeigen, wie nahe sie mir steht. Aber Ihr schreibt den Text.« Moiraines Lektionen im Spiel der Häuser waren wieder einmal nützlich für ihn.
»Ich weiß nicht, ob es eine gute oder eine schlechte Nachricht ist«, sagte Bael, »aber die Roten Schilde haben mir berichtet, daß zwei Aes Sedai Quartier in einer Schenke der Neustadt genommen haben.« Die Roten Schilde hatten Basheres Männern dabei geholfen, Ruhe und Ordnung in der Stadt wiederherzustellen, und nun übernahmen sie die Polizeiarbeit allein. Bael grinste leicht, als er das Mißvergnügen auf Basheres Miene entdeckte. »Wir hören weniger, Davram Bashere, aber vielleicht sehen wir manchmal mehr.«
»Ist eine von ihnen diejenige, die Katzen mag?« fragte Rand. Die Gerüchte über Aes Sedai in der Stadt hielten sich hartnäckig. Manchmal sollten es zwei sein oder drei, oder gleich eine ganze Gruppe. Soweit aber Bashere oder Bael überhaupt etwas erfahren hatten, waren es ein paar Geschichten über eine Aes Sedai, die Katzen und Hunde heilte, doch immer wohnte sie angeblich eine Straße weiter, und derjenige, der die Geschichte erzählte, hatte sie von jemand anders gehört, der sie wiederum in einer Taverne oder auf dem Markt aufgeschnappt hatte.
Bael schüttelte den Kopf. »Glaube ich nicht. Die Roten Schilde sagen, die beiden
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