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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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tatsächlich ein paar Manieren beibringen.
    Sie wandte sich zu den anderen um, zum Saal und Sheriam und ihrem Kreis. »Jetzt müssen wir unsere Aufgabe weiterführen.«
    Aller Augen wandten sich dem Cairhiener im dunklen Umhang zu, der in der Nähe des Waldes gerade auf sein Pferd stieg. Talmanes, dachte Egwene, hatte Mat ihn genannt. Sie hatte es nicht gewagt, zu viele Fragen zu stellen. Er betrachtete sie alle einen Moment und schüttelte den Kopf, bevor er in den Wald hineinritt.
    »Ein Mann, der nichts Gutes verheißt, wenn ich schon jemals einen solchen Mann gesehen habe«, sagte Romanda.
    Lelaine nickte. »Es wird besser sein, Abstand zwischen uns und Männer wie ihn bringen.«
    Egwene erlaubte sich kein Lächeln. Mats Horde hatte vorerst ihren Zweck erfüllt, aber vieles hing jetzt davon ab, welche Befehle Mat diesem Talmanes hinterlassen hatte. Sie glaubte, dabei auf Mat zählen zu können. Siuan sagte, daß dieser Vanin schon Dinge bereinigt hatte, bevor sie auch nur eine Gelegenheit gehabt hatte, sie ihm unter die Nase zu reiben. Und wenn sie schutzsuchend zur Horde laufen wollte, müßte die Horde ihr nahe sein. »Wollen wir zu unseren Pferden gehen?« fragte sie. »Wenn wir jetzt losreiten, sollten wir Lord Bryne noch vor Sonnenuntergang einholen.«

KAPITEL
45

    Ein bitterer Gedanke
    A ls Vilnar seinen berittenen Spähtrupp durch die Straßen der Neustadt führte, nicht weit von der hohen äußeren Stadtmauer entfernt, deren graue Quader in der Mittagssonne wie von silbernen und weißen Streifen durchzogen wirkte, dachte er darüber nach, sich seinen Bart abzurasieren. Einige andere hatten dies bereits getan. Wenn jedermann sagte, diese Hitze sei unnatürlich, mußte es in Saldaea kühler gewesen sein. Er fühlte sich ausreichend sicher, um seine Gedanken umherschweifen zu lassen. Er konnte sein Pferd im Schlaf führen, und nur der tollkühnste Taschendieb würde es wagen, in der Nähe von zehn Saldaeanern zu stehlen. Sie ritten fast ziellos voran, damit die Burschen nicht wußten, wo sie in Sicherheit waren. In Wahrheit sperrten sie häufiger einfach nur diejenigen ein, die zu ihnen kamen, als daß sie Diebe fangen mußten, denn auch der hartgesottenste Maulheld in Caemlyn würde zu den Saldaeanern gelaufen kommen, damit sie ihn festnähmen, bevor die Aiel es tun konnten. Also hielt Vilnar nur ein Auge auf die Straße gerichtet und ließ seine Gedanken schweifen. Er dachte über das Mädchen zu Hause in Mehar nach, die er gerne heiraten würde. Teryanes Vater war ein Händler und wünschte sich vielleicht mehr einen Krieger zum Schwiegersohn, als Teryane sich einen zum Ehemann wünschte. Er dachte über das Spiel nach, das diese Aielfrauen vorgeschlagen hatten: ›Der Kuß der Tochter des Speers‹ klang harmlos, aber da war ein Glitzern in ihren Augen gewesen, dem er nicht ganz traute. Aber hauptsächlich dachte er über die Aes Sedai nach.
    Vilnar hatte sich stets gewünscht, einer Aes Sedai zu begegnen, und sicherlich konnte es in diesen Zeiten keinen geeigneteren Ort geben als Caemlyn, es sei denn, er ginge eines Tages nach Tar Valon. Offensichtlich waren überall in Caemlyn Aes Sedai. Er war zum Culains Jagdhund geritten, wo den Gerüchten nach hundert von ihnen sein sollten, aber er hatte sich im letzten Moment doch nicht überwinden können hineinzugehen. Ein Schwert in Händen, ein Pferd zwischen den Knien und Männer oder Trollocs vor sich gaben ihm Zuversicht, aber der Gedanke an Aes Sedai machte ihn befangen. Außerdem hätte das Gasthaus keine hundert Frauen bewirten können, und die Mädchen, die er sah, waren wahrscheinlich keine Aes Sedai. Er war auch zur Rosenkrone gegangen, hatte das Gasthaus von der anderen Straßenseite aus beobachtet, aber er war sich nicht sicher, daß auch nur eine der Frauen, die er gesehen hatte, eine Aes Sedai war, und das machte ihn sicher, daß sie es nicht waren.
    Er blinzelte einer dünnen Frau mit breiter Nase zu, die aus einem großen, wohl einem Kaufmann gehörenden Haus trat. Sie blieb zunächst stirnrunzelnd auf der Straße stehen, bevor sie einen breitkrempigen Strohhut aufsetzte und davoneilte. Vilnar schüttelte den Kopf. Er hätte ihr Alter nicht benennen können, aber das allein genügte nicht. Er wußte, wie man eine Aes Sedai erkennt. Jidar hatte behauptet, sie seien so wunderschön, daß sie einen Mann mit einem Lächeln töten könnten, und Rissen beharrte darauf, daß sie einen Fuß größer wären als jeder Mann. Vilnar wußte, daß man sie

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