Herr des Chaos
wieder einen härteren Ausdruck an. »Du mußt das für dich behalten, Perrin. Erzähle es nicht einmal Faile.«
»Ich kann schweigen«, sagte Perrin steif und ein wenig traurig. Der neue Rand war zurückgekehrt. »Und ich werde über Tear nachdenken.«
KAPITEL
46
Jenseits des Wegetors
P errin hörte kaum zu, als Rand einer Tochter des Speers Anweisungen erteilte. »Sagt Sulin, sie soll Räume für Perrin und Faile vorbereiten und ihnen gehorchen, wie sie mir gehorchen würde.« Die beiden Aielfrauen faßten dies wohl als einen großartigen Scherz auf, denn sie lachten und schlugen sich auf die Oberschenkel. Perrin betrachtete einen schlanken Mann, der ein Stück den mit Wandteppichen versehenen Gang hinab stand. Er bezweifelte keinen Moment, daß dieser Mann Davram Bashere war. Nicht nur, daß er Saldaeaner war und Faile mit seinem von Grau durchsetzten und fast bis über den Mund reichenden Schnurrbart sicherlich überhaupt nicht ähnlich sah. Er war auch nicht größer als Faile, vielleicht sogar ein wenig kleiner, aber die Art, wie er dastand, mit gekreuzten Armen, das Gesicht einem Falken ähnlich, der in einen Hühnerhof hinabspäht, machte Perrin sicher. Der Mann wußte. Das war ebenfalls gewiß.
Perrin verabschiedete sich noch einmal von Rand, atmete tief durch und ging den Gang entlang. Er merkte, daß er sich seine Streitaxt herbeiwünschte. Bashere trug sein Schwert. »Lord Bashere?« Perrin verbeugte sich, was nicht erwidert wurde. Der Mann roch nach kalter Wut. »Ich bin Perrin Aybara.«
»Wir werden reden«, sagte Bashere knapp und wandte sich auf dem Absatz um. Perrin hatte keine andere Wahl, als ihm zu folgen und trotz seiner längeren Beine schneller auszuschreiten.
Nach zwei Biegungen betrat Bashere einen kleinen Wohnraum und schloß die Tür hinter ihnen. Hohe Fenster ließen viel Licht herein. Zwei gepolsterte Stühle mit Schneckenornamenten verzierten Lehnen standen einander gegenüber. Ein Silberkrug mit hohem Hals und zwei Silberbecher standen auf einem Tablett mit Einlegearbeiten. Es war diesmal kein gewürzter Wein. Es war, dem Geruch nach, starker Wein.
Bashere füllte die Becher und reichte Perrin einen davon. Er lächelte hinter seinem Schnurrbart, aber die kalten Augen und das Lächeln hätten zwei verschiedenen Männern gehören können. »Zarine hat dir vermutlich von meinen Ländereien erzählt, bevor du ... sie geheiratet hast. Alles über die Zerbrochene Krone. Sie war schon immer schwatzhaft wie ein Kind.«
Der Mann blieb stehen. Die Zerbrochene Krone? Faile hatte niemals irgendeine Zerbrochene Krone erwähnt. »Zunächst hat sie mir erzählt, Ihr wärt ein Fellhändler. Oder vielleicht war es zuerst ein Holzkaufmann und dann der Fellhändler. Und Ihr habt auch Pfefferschoten verkauft.« Bashere zuckte zusammen und wiederholte ungläubig: »Ein Fellhändler?« »Ihre Geschichte wandelte sich«, fuhr Perrin fort, »aber sie wiederholte einmal zu oft etwas, was Ihr über das Verhalten eines Feldherrn gesagt habt, so daß ich sie geradeheraus fragte...« Er spähte in seinen Weinbecher und zwang sich dann, den Blick des anderen Mannes zu erwidern. »Als ich herausfand, wer Ihr seid, hätte ich meine Meinung über unsere Heirat fast geändert, nur daß Faile bereits entschlossen war, und wenn Faile sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, kann man sie genauso wenig umstimmen wie eine Herde Maultiere, die alle auf einmal beschlossen haben, sich hinzusetzen. Außerdem liebe ich sie.«
»Faile?« bellte Bashere. »Wer, im Krater des Verderbens, ist Faile? Wir sprechen über meine Tochter Zarine und was du ihr angetan hast!«
»Sie hat den Namen Faile angenommen, als sie eine Jägerin des Horns wurde«, erklärte Perrin geduldig. Er mußte einen guten Eindruck auf diesen Mann machen. Mit seinem Schwiegervater im Streit zu liegen, war fast genauso schlimm, wie mit seiner Schwiegermutter im Streit zu liegen. »Das war, bevor sie mir begegnet ist.«
»Eine Jägerin?« Stolz schwang in der Stimme des Mannes mit, und dann grinste er plötzlich. Der Geruch der Wut schwand fast augenblicklich. »Die kleine Range hat mir niemals ein Wort davon erzählt. Ich muß sagen, Faile paßt besser zu ihr als Zarine. Das war die Idee ihrer Mutter, und ich...« Er schüttelte sich plötzlich und warf Perrin einen mißtrauischen Blick zu. Die Wut war erneut zu riechen. »Versuch nicht, das Thema zu wechseln, Junge. Wir reden über dich und meine Tochter und diese geplante
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