Herr des Chaos
zwischen seine Frau und deren Mutter, wenn sie miteinander stritten - nach seinen bisherigen Erfahrungen gingen sie beide auf den armen Tor los, der zu vermitteln versuchte, und er wußte sehr wohl, daß Faile sich unter normalen Umständen behaupten konnte. Aber andererseits hatte er auch schon starke Frauen erlebt, selbst Mütter und sogar Großmütter, die sich von ihren eigenen Müttern wie Kinder behandeln ließen.
Er straffte die Schultern und schritt auf die innere Tür zu, aber Bashere war vor ihm da und klopfte seelenruhig an die Tür, als hätten sie alle Zeit der Welt. Bashere konnte natürlich nicht hören, was für Perrin wie zwei Katzen in einem Sack klang. Nasse Katzen.
Basheres Klopfen unterbrach den Streit jäh. »Herein«, rief eine gelassene Stimme.
Perrin mußte sich beherrschen, um sich nicht an Bashere vorbeizudrängen, und als er den Raum betrat, suchte sein Blick hastig Faile, die in einem breiten Sessel saß, den das Licht von den Fenstern weniger erhellte. Der Teppich war überwiegend von einem dunklen Rot, das Perrin an Blut denken ließ, und einer der kleinen Wandbehänge zeigte eine Frau auf einem Pferd, die mit dem Speer einen Leoparden tötete. Ein zweiter Wandbehang zeigte einen heftigen Kampf, der um ein Weißes Löwenbanner herum tobte. Faile roch nach einer Mischung aus Empfindungen, die er nicht entwirren konnte, und ihre linke Wange zeigte einen roten Handabdruck, aber sie lächelte ihm zu, wenn auch schwach.
Beim Anblick von Failes Mutter mußte Perrin blinzeln. Nach Basheres Bemerkung über die Tauben hatte er eine zarte Frau erwartet, aber Lady Deira war deutlich größer als ihr Mann und wirkte ... statuenhaft. Sie wirkte nicht so wuchtig wie Herrin Luhhan, die rundlich war, oder wie Daise Congar, von der man glauben könnte, sie würde einem. Schmied den Hammer aus der Hand nehmen. Sie war kräftig gebaut, was ein Mann bei seiner Schwiegermutter sicher nicht erwartete, und er konnte erkennen, von wem Faile ihre Schönheit geerbt hatte. Failes Gesicht war das Abbild des Gesichts ihrer Mutter, aber ohne den Streifen Weiß im dunklen Schläfenhaar. Wenn Faile so aussah, wenn sie älter würde, durfte er sich sehr glücklich schätzen. Andererseits verlieh die kühne Nase Lady Deira das Aussehen eines Adlers, als sich jene dunklen, schrägstehenden Augen auf Perrin hefteten - ein glutäugiger Adler, der seine Krallen tief in einen besonders unverschämten Hasen versenken wollte. Sie roch nach Zorn und Verachtung. Die wahre Überraschung war jedoch der dunkelrote Handabdruck auf ihrer Wange.
»Vater, wir haben gerade von dir gesprochen«, sagte Faile mit liebevollem Lächeln, während sie zu ihm trat und seine Hände nahm. Sie küßte seine Wangen, und Perrin ärgerte sich plötzlich. Ein Vater verdiente das nicht, wenn der Ehemann dabei war und nur mit einem kurzen Lächeln abgespeist wurde.
»Sollte ich davonreiten und mich verstecken, Zarine?« fragte Bashere leise lachend. Oh, es war ein sehr herzliches Lachen. Der Mann schien nicht einmal zu sehen, daß seine Frau und seine Tochter einander geschlagen hatten!
»Sie wird lieber Faile genannt, Davram«, sagte Lady Deira verächtlich. Die Arme unter ihrem stattlichen Busen verschränkt, begutachtete sie Perrin von Kopf bis Fuß, ohne sich die Mühe zu machen, es zu verbergen.
Er hörte Faile ihrem Vater zuflüstern: »Es hängt jetzt von ihm ab.«
Das hatte Perrin bereits vermutet, da sie und ihre Mutter sich geschlagen hatten. Er straffte die Schultern und bereitete sich darauf vor, Lady Deira zu erklären, er werde Faile so liebevoll wie ein Kätzchen behandeln und selbst so sanft wie ein Lamm sein. Letzteres wäre natürlich eine Lüge - Faile würde einen sanften Mann anspeien und zum Abendessen rösten -, aber der Frieden mußte gewahrt werden. Außerdem wollte er wirklich versuchen, liebevoll mit ihr umzugehen. Vielleicht war Lady Deira der Grund, weshalb Bashere über Sanftheit gesprochen hatte. Niemand hätte den Mut, diese Frau anders zu behandeln.
Bevor er jedoch den Mund öffnen konnte, ergriff Failes Mutter das Wort: »Gelbe Augen machen noch keinen Wolf aus. Bist du stark genug für meine Tochter, junger Mann? Nach dem, was sie mir erzählt, bist du ein Weichling, der ihr jede Laune nachsieht und sich von ihr um den Finger wickeln läßt, wann immer sie das Fingerfadenspiel spielen will.«
Perrin sah sie an. Bashere hatte den Platz eingenommen, auf dem Faile gesessen hatte, und betrachtete selbstzufrieden
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