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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ihnen alles zu erklären oder zu zeigen, selbst das, was sie selbst sehen konnten. Ihre Pferde waren in den Stall geführt und abgerieben worden. Ihre Satteltaschen waren ausgepackt und hingen zusammen mit Perrins Streitaxtgürtel im Schrank, und der spärliche Inhalt lag in den Schubladen einer Doppelkommode. Perrins Streitaxt stand neben dem grauen Marmorkamin, als sollte Feuerholz damit gehackt werden. Einer der beiden Silberkrüge, die durch feine Wassertropfen glitzerten, enthielt kühlen, mit Minze gewürzten Tee und der andere gewürzten Pflaumenwein. Zwei goldgerahmte Spiegel hingen an der Wand, einer über einem Tisch, auf dem Failes Elfenbeinkamm und ihre Bürste lagen, der andere war ein großer Standspiegel mit geschnitzten Stützen, den nicht einmal ein Blinder hätte übersehen können.
    Während Sulin noch immer Erklärungen über das zu bringende Badewasser und Kupferwannen abgab, drückte Perrin ihr eine Goldmünze in die Hand. »Danke«, sagte er, »aber wenn Ihr uns jetzt allein lassen würdet...« Er dachte einen Moment, sie würde ihm das Goldstück ins Gesicht werfen, aber statt dessen wurde ihm ein weiterer schwankender Hofknicks gewährt, woraufhin sie den Raum geräuschvoll verließ.
    »Vermutlich beherrscht derjenige, der die Diener ausbildet seine Aufgabe nicht besonders gut«, sagte Faile. »Das war übrigens hervorragend. Höflich, aber bestimmt. Wenn du so nur auch mit unseren Dienern umgehen würdest.« Als sie ihm ihren schlanken Rücken zuwandte, verklang ihre Stimme zu einem Murmeln. »Würdest du mir die Knöpfe öffnen?«
    Er fühlte sich stets unbeholfen, wenn er die kleinen Knöpfe öffnen sollte, weil er halbwegs befürchtete, sie abzureißen oder ihr Gewand zu beschädigen. Andererseits gefiel es ihm, seine Frau auszuziehen. Für gewöhnlich half ihr eine Dienerin dabei, seiner Meinung nach sicherlich wegen der verlorengegangenen Knöpfe. »Hast du irgend etwas von dem Unsinn ernst gemeint, den du deiner Mutter erzählt hast?«
    »Hast du mich nicht gezähmt, mein Ehemann«, fragte sie, ohne ihn anzusehen, »und mich gelehrt, dir zur Verfügung zu stehen, wenn du mich rufst? Bemühe ich mich nicht, dich zu erfreuen? Gehorche ich nicht deiner kleinsten Geste?« Sie roch belustigt. Und sicherlich klang sie belustigt. Nur klang es auch, als wollte sie es so, genauso wie es auch geklungen hatte, als sie ihrer Mutter mit hocherhobenem Kopf und so stolz sie nur konnte fast dasselbe gesagt hatte. Frauen waren schlichtweg seltsam, das war alles. Und ihre Mutter...! Und ihr Vater!
    Vielleicht sollte er das Thema wechseln. Was hatte Bashere noch erwähnt? »Faile, was ist eine Zerbrochene Krone?« Er war sicher, daß es das gewesen war.
    Sie verzog das Gesicht und roch plötzlich aufgebracht.
    »Rand hat den Palast verlassen, Perrin.«
    »Und wenn schon?« Er beugte sich herab, um einen winzigen Perlmuttknopf besser sehen zu können, und runzelte hinter ihrem Rücken die Stirn. »Woher weißt du das?«
    »Von den Töchtern des Speers. Bain und Chiad haben mir ein wenig von der Zeichensprache beigebracht. Du darfst mich nicht verraten, Perrin. So wie sie sich aufführten, als sie hörten, daß Aiel hier sind, glaube ich, daß sie es lieber nicht getan hätten. Aber es könnte nützlich sein zu verstehen, was die Töchter des Speers sagen, ohne daß sie etwas davon wissen. Sie scheinen sich mit Rand gut zu vertragen.« Sie drehte sich um, sah ihn schelmisch an und streichelte seinen Bart. »Diesen Töchtern, die wir trafen, gefielen deine Schultern, aber sie machen sich nicht viel daraus. Aielfrauen erkennen keinen schönen Bart, wenn sie einen sehen.«
    Er schüttelte den Kopf, wartete, daß sie sich wieder umdrehen würde, und steckte dann hastig den Knopf in die Tasche, der bei ihrer Drehung abgerissen war. Vielleicht würde sie es nicht merken. Er war eine Woche lang mit einem an seinem Umhang fehlenden Knopf herumgelaufen und hatte es nicht gemerkt, bis sie ihn darauf hinwies. Und was Barte betraf, so waren Aiel, nach dem, was Gaul erzählte, stets glattrasiert. Bain und Chiad hatten sich über seinen Bart mehr als einmal lustig gemacht. Er hatte bei dieser Hitze schon oft daran gedacht, ihn abzurasieren. Aber Faile mochte ihn. »Was ist mit Rand? Warum sollte es von Bedeutung sein, daß er den Palast verlassen hat?«
    »Nur insofern, als du wissen solltest, was er hinter deinem Rücken tut. Du hast offensichtlich nicht gewußt, daß er fortgegangen ist. Denk daran, daß er der

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