Herr des Chaos
Wiedergeborene Drache ist. Damit steht er fast einem König gleich, einem König der Könige, und Könige verletzen manchmal sogar Freunde, aus Versehen und absichtlich.«
»Das würde Rand niemals tun. Worauf willst du überhaupt hinaus? Daß ich ihn ausspionieren soll?«
Er hatte dies als Scherz gemeint, aber sie erwiderte: »Nicht du, mein Lieber. Das ist die Aufgabe einer Frau.«
»Falle!« Er richtete sich so jäh auf, daß er fast einen weiteren Knopf abgerissen hätte, ergriff ihre Schultern und wandte sie zu sich um. »Du wirst Rand nicht ausspionieren, hast du mich verstanden?« Sie nahm einen widerspenstigen Gesichtsausdruck an, die Mundwinkel herabgezogen, die Augen verengt - sie strahlte geradezu Hartnäckigkeit aus -, aber er konnte auch hartnäckig sein. »Faile, ich möchte etwas von dem Gehorsam sehen, dessen du dich gerühmt hast.« Soweit er bisher erkennen konnte, tat sie, was er sagte, wenn sie ihm gut gesonnen und zufrieden war, und sonst nicht, gleichgültig, ob er im Recht war oder nicht. »Ich meine es ernst, Faile. Ich will dein Versprechen. Ich werde nicht teilhaben an jemandes...«
»Ich verspreche es dir, mein Herz«, sagte sie und legte ihre Finger über seinen Mund. »Ich verspreche, daß ich Rand nicht ausspionieren werde. Du siehst, ich gehorche meinem Herrn Gemahl. Erinnerst du dich, wie viele Enkelkinder meine Mutter erwartet?«
Der plötzliche Richtungswechsel überraschte ihn. Aber sie hatte es versprochen. Das war das wichtigste. »Sechs, glaube ich. Ich habe aufgehört mitzuzählen, als sie erklärte, welches Jungen und welches Mädchen werden sollten.« Lady Deira hatte einige bestürzend unverblümte Ratschläge parat gehabt, wie dies zu erreichen sei. Dankenswerterweise hatte er das meiste davon verpaßt, weil er sich ständig gefragt hatte, ob er den Raum verlassen sollte, bis sie fertig wäre. Faile hatte zu den Worten ihrer Mutter nur genickt, als sei es das Natürlichste von der Welt, daß ihr Vater und ihr Ehemann dabei waren.
»Mindestens sechs«, sagte sie mit wahrhaft verruchtem Lächeln. »Perrin, sie wird uns über die Schulter sehen, bis ich ihr sagen kann, daß sie bald das erste Enkelkind erwarten darf, und ich dachte, wenn es dir jemals gelänge, meine restlichen Knöpfe zu öffnen...« Sie errötete nach Monaten der Ehe noch immer, aber dieses Lächeln schwand nicht. »Ein richtiges Bett nach so vielen Wochen erfüllt mich mit einer Vorfreude wie ein Bauernmädchen zur Ernte.«
Manchmal wunderte er sich über ihre ständige Erwähnung dieser saldaeanischen Bauernmädchen. Ob mit oder ohne Erröten - wenn sie nur halb so direkt wie Faile waren, wenn er mit ihr allein war, würde in Saldaea niemals eine Ernte eingebracht. Er riß beim Versuch, sie auszukleiden, zwei weitere Knöpfe ab, und es kümmerte sie nicht im geringsten. Tatsächlich zerriß sie ihm sogar das Hemd.
Demira war überrascht, daß sie die Augen öffnen konnte, überrascht, daß sie auf dem Bett in ihrem Zimmer in der Rosenkrone lag. Sie hatte erwartet, tot zu sein und nicht entkleidet unter einem Leinenlaken zu liegen. Stevan saß auf einem Stuhl am Fußende des Bettes, und es gelang ihm, gleichzeitig erleichtert, besorgt und streng dreinzublicken. Ihr schlanker cairhienischer Behüter war einen Kopf kleiner als sie und fast zwanzig Jahre jünger, auch wenn Grau sein Schläfenhaar durchzog, aber manchmal führte er sich wie ein Vater auf, der behauptete, sie könne nicht selbst auf sich aufpassen, wenn er nicht ihre Hand hielte. Sie fürchtete sehr, daß dieser Zwischenfall ihm in diesem Kampf auf Monate hinaus Oberwasser verschaffen würde. Merana stand mit ernstem Gesicht auf der einen und Berenicia auf der anderen Seite des Bettes. Die rundliche Gelbe Schwester war ohnehin stets ernst, aber jetzt wirkte sie vollkommen finster.
»Wie?« gelang es Demira zu fragen. Licht, sie fühlte sich schwach. Das kam vom Heilen, aber es war schon eine Anstrengung, die Arme unter dem Laken hervorzunehmen. Sie mußte dem Tode sehr nahe gewesen sein. Das Heilen hinterließ keine Narben, aber die Erinnerungen und die Schwäche genügten vollkommen.
»Ein Mann kam in den Schankraum«, erzählte Stevan, »und verlangte ein Bier. Er sagte, er hätte gesehen, wie Aiel einer Aes Sedai gefolgt seien - er beschrieb Euch genau - und meinte, sie wollten sie töten. Sobald er das erzählt hatte, spürte ich...« Er verzog vielsagend das Gesicht.
»Stevan bat mich mitzukommen«, sagte Berenicia. »Er hat mich
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