Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)
stellen können. Sie bleiben hinter ihren Söldnern.«
»Sie schießen weit, sagt man.«
»General Bretton hat versucht, sie festzunageln. Er hat nichts erreicht und vier Kompanien verloren.«
Bren runzelte die Stirn. Dass die Fayé Scheinangriffe führten, um die Ondrier in die Falle zu locken, konnte er sich leicht vorstellen. Aber dass sie sich nun so weit vom Geschehen zurückgezogen hatten, dass sie die Lage nicht mehr überblicken und den Ausgang der Schlacht gänzlich ihren Untergebenen überlassen würden, wollte er nicht glauben. »Sie müssen hier irgendwo sein«, murmelte er.
»Was meint Ihr, Herr?«
»Auch du verbindest deine Augen nicht, wenn du in den Kampf gehst. Sie werden sich eine Position gesucht haben, von der aus sie erkennen können, was vorgeht. Gerade jetzt, nach dem Sonnenuntergang, wo sie vermuten müssen, dass ihre stärksten Gegner erwachen.«
»Aber man sagt, dass die Fayé selten selbst kämpfen.«
Bren lachte. »Wer will so etwas wissen? Sie sind seit Jahrzehnten nicht mehr in den Krieg gezogen, und davor haben sie nur um ihren verfluchten Wald gekämpft. Jetzt fordern sie das mächtigste Reich der Welt heraus, das ändert alles.«
»Wie Ihr meint, Herr.«
Bren verdrehte die Augen. »Ich sage ja nicht, dass wir in den vorderen Linien nach Fayé suchen müssen. Obwohl ich mich nicht wundern würde, wenn einige ihrer Magier nahe bei den Dämonen blieben, die sie beschworen haben. Sie müssen den Unsrigen nicht selbst die Gurgel aus dem Hals reißen. Aber sie müssen sehen, wo wir stehen, um ihre Truppen befehligen zu können. Du musst deinem Gegner auch nicht mit der Stirn die Nase brechen, und doch brauchst du deinen Kopf, wenn du kämpfst!« Bren wunderte sich immer wieder, wie wenige Krieger in der Lage waren, die Ähnlichkeiten zwischen einem Kampf Mann gegen Mann und einer Schlacht Heer gegen Heer zu erkennen.
Bren überlegte, wo er sich positioniert hätte, wäre er der feindliche Feldherr gewesen. Der gefrorene Sumpf schuf eine vergleichsweise freie Fläche zwischen den Hügeln, die zum Vorgebirge der Wetterberge gehörten. Dort unten konnte man wenig sehen, aber von einem der angrenzenden Hänge aus hätte man gutes Sichtfeld.
Brens Augen kamen besser mit der Dunkelheit zurecht und auch die Entfernung wirkte sich schwächer aus, als dies bei Sterblichen der Fall war. Er suchte die entfernten Hänge ab. Auf den meisten von ihnen standen Truppen, manche in die Kämpfe verwickelt, andere in Reserve gehalten. Wo die dämonischen Wesenheiten massiv auftraten, ächzte die Natur. Bäume und Hügel wanden sich, um die blasphemischen Unkreaturen abzuschütteln.
Bren brauchte eine Weile, um eine Formation von Pikenieren auszumachen, die vollkommen reglos stand. Selbst bei disziplinierten Truppen war das ungewöhnlich, schließlich war dies ein Schlachtfeld und kein Paradegrund. Bren konzentrierte sich auf seine übernatürlichen Sinne. Überall nahm er das Wirken von Magie wahr, dazu kam das Glitzern der Essenz, die von den Sterbenden ausging. Dadurch sah Bren die mystischen Kräfte am entfernten Hang nur wie durch dichten Regen. Dennoch erkannte er den finsteren Nebel, der in einer anderen Wirklichkeit darüber lag.
»Es ist eine Illusion«, murmelte er. »Dort stehen keine Pikeniere. Das sind die Fayé!«
»Wovon sprecht Ihr, Herr?«
»Folgt mir!« Bren lief den Hügel hinunter.
»Wenn Ihr etwas entdeckt habt, sollten wir dann nicht der Heerführung Bescheid geben?«
Widerwillig hielt Bren inne. »Also gut. Schickt zwei Melder ab. Sie sollen dafür sorgen, dass die Katapulte den Hügel dort unter Beschuss nehmen.«
»Und was habt Ihr vor, Herr?«
»Ein paar Fayé-Schädel zerschlagen.«
Trotz des blutdürstigen Flackerns in seinen Augen wandte Dengor ein: »Es ist unüblich, dass sich Schattenherren in die Schlacht begeben. Für gewöhnlich schützen wir sie, während sie hinter den Linien die Befehle erteilen.«
Bren grinste. »Dann wird mein Auftauchen den Feind sicher überraschen!«
»Wie Ihr befehlt, Herr.«
Brens Eingreifen überraschte nicht nur den Feind, sondern auch die eigenen Truppen. Der bleiche Körper des Osadro in ihrer Mitte weckte neuen Kampfesmut, auch wenn bald ein halbes Dutzend Pfeile in ihm steckte und ein milirischer Ritter ihm die Seite mit einer Lanze aufriss. Unter der Kraft dieser Attacke ging er sogar zu Boden. Ein Sterbender griff nach ihm und röchelte mit letzter Kraft: »Nehmt mein Leben, Herr, auf dass es die Schatten
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