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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Schlimmes ist, müssen wir uns sagen, daß wir auch das irgendwie verdient haben, und es sei nicht leicht, das eine vom anderen zu unterscheiden. Ich bin mir nicht sicher, was das heißen soll«, setzte er naiv hinzu. »Aber ersagte, ich würde es verstehen, wenn ich älter geworden bin.«
»Dann muß ich auch noch sehr jung sein.« Romilly konnte ein Lachen nicht unterdrücken. Da sprach sie auf diesem gefährlichen Weg über höhere Cristofero-Philosophie, und die Männer des Königs konnten ihnen schon auf den Fersen sein! »Denn ich gestehe, daß ich nichts davon begreife.«
Orain hörte das Lachen. Er lenkte an einer Stelle, wo der Pfad sich ein bißchen verbreiterte, sein Pferd zur Seite und wartete, bis sie ihn eingeholt hatten. »Bist du wach, junger Caryl?“
»Ich habe nicht geschlafen!« protestierte er empört. »Jemand hat mich niedergeschlagen!«
»Das stimmt«, erwiderte Orain ernsthaft. »Glaub mir, er hat darüber etwas von Dom Carlo zu hören bekommen. Und jetzt, fürchte ich, mußt du mit uns nach Caer Donn reiten, denn auf dieser Strecke kannst du unmöglich allein umkehren. Ich weiß, daß du uns willentlich nicht verraten würdest. Doch ist mir von früher her bekannt, daß Lyondri Laran hat und in deinen Gedanken lesen könnte, welchen Weg wir genommen haben. Ich gebe dir mein Wort, das ich, im Gegensatz zu deinem Vater, nie gebrochen habe: Sobald wir Caer Donn erreichen, schicken wir dich ihm unter Waffenstillstandsflagge zurück. Er«, mit vielsagendem Schulterzucken wies er auf Dom Carlo, der an der Spitze ritt, »wünscht dir nichts Böses. Aber ich muß dich warnen, in dieser Gesellschaft deine Zunge zu hüten.«
»Mein Lord«, begann Caryl. Orain schüttelte abwehrend den Kopf und fiel schnell ein: »Wenn es für dich bequemer ist, hinter mir zu reiten, kannst du aufsteigen, sobald der Weg breiter wird. Hier haben wir keinen Platz, anzuhalten und die Pferde zu wechseln. Oder, wenn du mir das Wort eines Hastur gibst, daß du keinen Fluchtversuch machen wirst, sorge ich dafür, daß du allein auf einem der Packtiere reiten kannst.«
»Danke«, erwiderte der Junge. »Ich möchte lieber bei –«, er unterbrach sich, schluckte und fuhr fort, »— bei Rumal bleiben.“ Romilly staunte über seine Geistesgegenwart. Jedes andere Kind wäre in dieser Situation mit ihrem Geheimnis herausgeplatzt.
»Dann reite vorsichtig, Rumal«, sagte Orain, »und gib gut auf ihn acht.« Er ritt weiter. Romilly setzte Caryl vor sich so bequem wie möglich zurecht. Leichter wäre es gegangen, wenn er hätte hinter ihr sitzen und sich an ihr festhalten können, aber das ließ sich jetzt nicht bewerkstelligen. Sie dachte darüber nach, daß der Junge sie beschützt hatte, obwohl ihm die Bewahrung ihres Geheimnisses keinen Vorteil eintrug und ganz im Gegenteil Unruhe unter den Leuten gestiftet hätte, die ihn als Gefangenen mit sich schleppten. Er war in der Tat ein ungewöhnlicher Junge und klüger als Rael, auch wenn sie diesen Gedanken als Untreue gegen ihren kleinen Bruder empfand.
Caryl wußte, daß sie eine Frau war. Manchmal hatte Romilly den Eindruck gehabt, auch Dom Carlo wisse es und behalte es aus irgendwelchen Gründen für sich. Seit sie erwacht war, hatten sich die Ereignisse so überstürzt, daß sie jetzt zum ersten Mal über den Wortlaut von Orains Frage nachdachte, die er ihr heute morgen im Stall gestellt hatte. Ist Carlo bei dir? Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, sich zu genieren! Hatte
    Carlo also Orain oder vielleicht Orain Carlo anvertraut, er habe sie als Frau durchschaut? Und hatte Orain daraus den Schluß gezogen, sie sei eine leichtfertige Person, so daß er Carlo in ihrem Bett anzutreffen dachte? Trotz der bitteren Kälte spürte Romilly die brennende Röte der Scham in ihren Wangen. Nun ja, für welche Art von Frau sollte er sie auch halten, da sie in Männerkleidung mit ihnen ritt?
    Wenn er es wußte, dann wußte er es eben, und wenn er das von ihr dachte, sollte er denken, was er mochte. Wenigstens war er Gentleman genug gewesen, es unter diesen wüsten Gesellen nicht weiterzuerzählen. Aber sie hatte begonnen, Orain sehr gern zu haben!
    Wieder kam von den Klippen über ihnen der unheimliche Schrei eines Banshees, diesmal näher. Romilly ging es durch und durch, als ließe der gespenstische Laut ihre Knochen vibrieren. So mußte ein Beutetier des Raubvogels empfinden! Sie war wie gelähmt, die Welt um sie wurde ausgelöscht, es gab nichts mehr als dies fürchterliche Vibrieren,

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