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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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die Vorstellung, Leben und Blut des toten Tiers drängen in ihre Gedanken ein. Dann würgte sie und weigerte sich zu essen. Sie bereitete sich Mahlzeiten aus Brei und Obst und Brot und litt in der bitteren Kälte der Berge schrecklichen Hunger. Doch selbst als Dom Carlo ihr befahl zu essen, konnte sie es nicht. Einmal blieb er vor ihr stehen, bis sie widerstrebend ein Stück von einem wilden Chervine hinunterschluckte. Dann überkam sie ein solcher Ekel, daß sie zur Seite ging und sich erbrach.
    Orain sah sie aus dem Dickicht zurückkommen, bleich und zitternd. Als sie mit bebenden Händen Abfälle und Reste des Chervines für die Kundschaftervögel zerschnitt, trat er zu ihr. In diesem Schneeland war es schwierig, Steinchen zu finden, und so mußte sie Haut und Knochenstücke mit dem Fleisch mischen, damit die Vögel es verdauen konnten. Orain sagte: »Gib das mir«, und trug das blutige Zeug zu den Vögeln hinüber, die auf ihren Blöcken in sicherer Höhe über dem Schnee saßen. Er kehrte zurück, während sie kröpften, und fragte: »Was ist los mit dir, Junge? Das Essen widersteht dir, wie? Carlo meint es gut, weißt du. Er machte sich nur Sorgen, daß du für dieses rauhe Klima nicht genug ißt.«
    »Das weiß ich.« Romilly sah ihn nicht an. »Was fehlt dir denn, Rumal? Kann ich dir nicht helfen?«
Sie schüttelte den Kopf. Niemand konnte ihr helfen. Sie wünschte sich, mit ihrem Vater zu sprechen. Er mußte in seiner Jugend den gleichen Kampf durchgestanden haben, denn wie hätte er sonst seine Gabe meistern gelernt? Er haßte das Wort Laran, und man durfte es in seiner Gegenwart nicht aussprechen. Aber er besaß das Talent, ganz gleich, wie er es nannte oder nicht nannte. Plötzlich von Heimweh überwältigt, dachte sie an Falkenhof, an das Gesicht ihres Vaters, freundlich und liebevoll, und dann an das verzerrte, wütende Gesicht, als er sie schlug… Sie verbarg das Gesicht in den Händen und kämpfte verzweifelt darum, das Schluchzen zu unterdrücken, das sie als Mädchen verraten mußte. So müde war sie, so müde, sie konnte die Tränen kaum zurückhalten…
Orains Hand legte sich sanft auf ihre Schulter. »Nun, nun, Sohn, das macht doch nichts – ich bin keiner, der Tränen für unmännlich hält. Du bist krank und müde, das ist alles. Heul nur, wenn du möchtest, ich werde es nicht weitererzählen.« Er klopfte ihr ermutigend auf die Schulter, ging zum Feuer und kehrte zurück. »Hier, trink das, es wird deinen Magen beruhigen.“ Er warf ein paar seiner geliebten Kräuter in einen Becher mit heißem Wasser und drückte ihn ihr in die Hand. Das Getränk war aromatisch, von einer angenehmen schwachen Bitterkeit, und es ging ihr danach tatsächlich besser. »Wenn du im Augenblick kein Fleisch essen kannst, bringe ich dir Brot und Obst, aber hungern darfst du bei dieser Kälte nicht.« Er gab ihr einen Kanten hartes Brot, der reichlich mit dem Fett des Chervines bestrichen war. Romilly war so hungrig, daß sie es aufaß. Dann kaute sie die Handvoll Trockenobst. Gemeinsam versorgten sie die Pferde für die Nacht. Orain rollte seine und ihre Decke nebeneinander aus. Caryl besaß keine, deshalb hatte er immer in Romillys Armen unter ihrem Mantel geschlafen. Romilly zog die Stiefel aus und spürte einen unheilverkündenden dumpfen Schmerz im Unterleib. Heimlich rechnete sie an den Fingern nach. Ja, ihre Flucht aus Rorys Hütte war vierzig Tage her; wieder mußte sie dieses periodische Ärgernis verbergen. Verdammte Geschichte, eine Frau zu sein! Wach und immer noch zitternd lag sie zwischen Caryl und Orain und dachte ergrimmt darüber nach, wie sie das Verheimlichen in diesem Klima bewerkstelligen solle. Glücklicherweise war es so kalt, daß sich niemand im Lager auszog, und zum Schlafen häufte jeder alle Kleider und Dekken auf, die er hatte. Romilly behielt nachts nicht nur den pelzbesetzten Mantel an, den Orain ihr geschenkt hatte, sie deckte sich und Caryl auch noch mit Rorys altem zu. Sie mußte nachdenken. Lappen hatte sie keine mehr, auch keine Kleidungsstücke, aus denen sie welche hätte machen können. Es gab eine Art von dickem Moos, das überall in größeren Höhen wuchs, hier ebenso wie auf Falkenhof. Sie hatte es gesehen, aber ihm keine Beachtung geschenkt, obwohl sie wußte, daß arme Frauen, die keine Lumpen übrig hatten, es als Kinderwindeln ebenso wie für den monatlichen sanitären Bedarf benutzten. Romilly mit ihrem Sinn für Reinlichkeit scheute davor zurück. Es war jedoch

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