Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
Provinz läuft Gefahr, für Rom verloren zu gehen. Vor allem, als plötzlich die Arevaci mit ihren 20
000 Kriegern die iberischen Rebellen unterstützen und damit auch die bereits sicher geglaubte römische Kontrolle in Hispania ulterior wieder infrage stellen.
195 v. Chr. reagiert Rom. Es entsendet einen seiner fähigsten Feldherren dieser Zeit, Konsul Marcus Porcius Cato samt eines vollen konsularischen Heeres. Im Unterschied zu den »normalen« Legionen 5000 statt 4200 Legionäre plus einer 300 Mann starken Reiterei. Die römische Streitmacht auf der Iberischen Halbinsel beläuft sich von jetzt ab auf 50
000 Legionäre.
Die Maßnahme zeigt schnell Wirkung. Innerhalb kürzester Zeit und fast kampflos unterwirft Cato die Aufrührer in Hispania citerior und zieht noch in derselben Feldzugsaison nach Hispania ulterior weiter. Es gelingt ihm, die kriegerischen Arevaci dazu zu überreden, sich von ihren iberischen Verbündeten zu lösen, was die iberische Revolte ohne nennenswerte Kämpfe zum Zusammenbrechen bringt.
Im Nachhinein hat es den Anschein, als wolle Cato auf seinem Rückweg durch das keltiberische Hochland noch die letzten Tage des guten Wetters nutzen, um wenigstens noch einen kleinen militärischen Erfolg für sich zu verbuchen. Rein strategisch macht es ansonsten keinen Sinn, dass er zunächst – erfolglos – die Stadt Segontia (heute Sigüenza) belagert. Warum er dann auch noch einen halbherzigen und damit ebenfalls fruchtlosen Angriff auf Numantia, die Hügelfestung der Arevaci, startet, also genau des Volkes, das er soeben noch davon abgebracht hat, sich in Allianz mit den Iberern gegen Rom zu stellen, wird ein Rätsel bleiben. Was auch immer Cato mit diesen beiden Aktionen bezweckt, er löst damit etwas aus, was die Römer die nächsten 60 Jahre beschäftigen wird.
Der Krieg Roms gegen die spanischen Kelten hat begonnen. Ab 194 v. Chr. beginnt die systematische Unterwerfung der keltiberischen Stämme des spanischen Hochlands durch die Römer. Hierbei geht es jedoch gar nicht einmal so sehr darum, diese zu disziplinieren, sondern das Motiv ist ein viel schlichteres. Das nördliche Hochland ist reich an Eisenvorkommen, das südliche an Silber- und Bleierzen. Die Metallurgie ist hoch entwickelt; die Lusonen, die Belli und die Titti sind als ausgezeichnete Waffenschmiede bekannt. Nicht zuletzt deshalb sind sie bei allen späteren Feldzügen der römischen Legionen fast immer das erste Ziel – gefolgt von den nicht keltischen Vaccaei, den Kornlieferanten des spanischen Hochlands.
Doch trotz der ungeheuren Militärpräsenz halten sich die Erfolge der Römer in Grenzen. Es braucht schließlich einen Diplomaten wieTiberius Sempronius Gracchus, der über Verträge das erreicht, was 50
000 römische Kurzschwerter vorher nicht schaffen konnten. Im Jahre 179 v. Chr. beendet ein Abkommen mit den Arevaci in Numantia, das eher zu ihren Gunsten als der Römer ausfällt, den keltiberisch-römischen Krieg in Spanien für reichlich 25 Jahre.
Als das Kämpfen um 154 v. Chr. wieder einsetzt, hat Rom außer den Keltiberern noch ein weiteres großes Problem.
Das Gebiet des heutigen Portugal ist für die Römer an sich uninteressant, zumindest aus rein pekunären Erwägungen heraus. Die Region hat nur eine dürftige Landwirtschaft und so gut wie keine bekannten oder erschlossenen Bodenschätze (weswegen dort zum Beispiel nie Münzen geprägt werden). Wahrscheinlich würde Lusitanien – so der alte Name – auch noch für viele Jahre unbehelligt bleiben. Die Lusitanier sind eine raue Gemeinschaft, die ihre Grundversorgung durch kärglichen Ackerbau und Viehzucht sichert und sich ansonsten ausgiebig ihrer kriegerischen Natur hingibt. Von der Zivilisationsstufe her stehen sie deutlich unter den Iberern und Keltiberern.
Doch die Bedrohung, die von den Lusitaniern ausgeht, ist real. Lusitanien ist nicht nur theoretisch der unbekannte Nachbar, den man früher oder später dem römischen Verwaltungssystem angliedern muss, um ihm das Bedrohliche zu nehmen. Als große Einheiten Lusitanier im Jahre 154 v. Chr. in einem Plünderungsfeldzug die römischen Provinzgrenzen überschreiten, wird die Gefahr für die Römer akut. Nicht nur, dass die Lusitanier selbst ausgesprochen gute Krieger sind. Die Statthalter von Hispania ulterior und citerior laufen Gefahr, dass die bereits unterworfenen keltiberischen Stämme ihre kriegerische Natur wiederentdecken und sich den rauen Gesellen aus dem Westen anschließen
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