Herzensangelegenheiten
war ziemlich deutlich.“
Samuel überfiel ein ungutes Gefühl. „Wie meinst du das?“
„Was ist das letzte, woran du dich erinnerst?“
„Die Mikrowelle ist in die Luft geflogen und ich bin umgekippt.“ Er runzelte die Stirn und sah auf seine Arme, die jetzt in weißen, sterilen Verbänden lagen. „Glaube ich jedenfalls.“
Mikael seufzte und nickte, als Samuel ihn wieder anschaute. „Nun, sagen wir es so, du bist zwar umgefallen, aber nicht weggetreten. Jedenfalls nicht total.“ Mikael sah ihn forschend an. „Du hast uns von Laos erzählt, bis der Krankenwagen da war. Vom Dschungel. Von einem Mann namens Eric. Und du hast geweint wie ein kleines Kind, Sam. Du hast dich bei Devin entschuldigt, dass du... dass du...“
„Dass ich was?“, fragte Samuel ahnungsvoll, während ihm zugleich speiübel wurde. Was hatte er gesagt? Was, um Himmels Willen, hatte er den Jungs in seinem Anfall, oder wie immer man das auch nennen konnte, erzählt?
„Du hast dich dafür entschuldigt, Eric ermordet zu haben.“
Wie bitte? Samuel lief es eiskalt den Rücken runter. Oh Gott. Das konnte nur ein Alptraum sein. Er hatte niemals, er durfte nicht... Gott, was er hatte er getan? Das hätte nicht passieren dürfen. Es war ein Geheimnis. Seines und das all jener Männer, die mit ihm in dieser Hölle gewesen waren. Ein Geheimnis, das Samuel mit ins Grab hatte nehmen wollen. Und genau das würde er auch tun, entschied er im nächsten Moment. Egal, was er in der Küche von Devins Eltern im Wahn ausgesprochen hatte, er würde es nicht wiederholen und auch nicht erklären. Nicht heute. Nicht morgen. Niemals.
„Ich habe niemanden ermordet. Es gibt keinen Eric. Und mehr werde ich dazu nicht sagen. Weder heute, noch sonst irgendwann.“
Mikael sah ihn fassungslos an und schien widersprechen zu wollen. Aber er tat es nicht. Samuel wusste nicht, ob er beunruhigt oder lieber dankbar sein sollte, als Mikael aufstand, ihn einige Zeit schweigend ansah und schlussendlich nickte. „Ich hoffe, du weißt, was du tust, Sam. Das hoffe ich wirklich.“
Samuel presste die Lippen aufeinander und schwieg, worauf Mikael ihn alleinließ. Es ging nicht darum, ob er wusste, was er tat. Was das anging, war ihm sehr wohl klar, dass sein Schweigen jede Menge Ärger nach sich ziehen würde. Zumindest zwischen den Jungs und ihm. Zwischen Devin und ihm. Aber er hatte keine Wahl. Samuel hatte sein Wort gegeben. Für sein Land, für seine Männer, für sich selbst. Er durfte es nicht brechen. Und um ehrlich zu sein, er wollte es auch nicht brechen. Nicht einmal für Devin. Was in Laos geschehen war, musste für den Rest seines Lebens ein Geheimnis bleiben.
„Wieso lässt du dir das gefallen?“
„Wieso streitest du hinter seinem Rücken mit mir darüber?“
„Verdammt, Devin!“
„Er hat seine Gründe, Colin, und das akzeptiere ich.“
„Du kannst doch nicht...“
Samuel wandte sich von der nur angelehnten Tür ab, vor der er mit zwei Bechern Kaffee in den Händen gestanden hatte, und lehnte sich einige Meter weiter im Gang gegen die Wand, nachdem er die Becher samt Kaffee im nächsten Mülleimer entsorgt hatte. Am liebsten wäre er in den Aufenthaltsraum gestürmt und hätte Colin ordentlich die Meinung gesagt, aber er tat es nicht.
Colin war seit mittlerweile drei Wochen, solange war der Vorfall mit der Mikrowelle in Frank und Sallys Küche jetzt her, wütend auf ihn und Samuel war klar, dass sich daran in der nächsten Zeit auch nichts ändern würde. Sein Schweigen hatte einen Preis, was für ihn bedeutete, dass seine Freundschaft zu Colin an einem dünnen Faden hing, während seine Beziehung zu Devin merklich abgekühlt war. Sie redeten miteinander, kümmerten sich um Amber und Scout, und hatten gemeinsam die Vorbereitung auf die Verhandlung mit Adrian und Nick durchgesprochen, die in etwa einer halbe Stunde losgehen sollte.
Trotzdem spürte Samuel, dass Devin auf Abstand gegangen war und ihn beobachtete. Seine Freund bedrängte ihn nicht und stellte auch keine Fragen. Devin hatte seine Erklärung im Krankenhaus, dass ihm aus militärischen Gründen verboten war, darüber zu sprechen, mit einem Nicken akzeptiert und daran hielt Devin auch fest. Vor allem gegenüber Colin, der im Moment ständig großer Bruder spielte. Sehr zum Verdruss von Devins Eltern, denn weder Frank noch Sally fanden es gut, dass Colin sich derart einmischte. Mikael und Kilian waren darüber auch nicht sonderlich glücklich, aber alles Reden brachte nichts. Colin
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