Herzgrab: Thriller (German Edition)
gestritten hat « , flüsterte Monica. » Ich erkenne ihn an der Stimme. «
» Sagen Sie nichts! « , unterbrach Elena sie.
Viktor konnte nicht anders – er musste sie beide töten. Hinter ihm stand Lyashenko auf dem Treppenabsatz, mit der Pistole in der Hand. Elena wusste, sie hatten nur eine Chance: nach vorn zu stürzen und Viktor König den Splitter in die Halsschlagader zu treiben. Doch sie war realistisch genug, um zu wissen, dass ein Mann wie er sie vorher ausschalten würde. Es war besser, ihn zu sich in die Dunkelheit der engen Kammer kommen zu lassen.
In diesem Moment drang der blecherne Klang der Türglocke nach unten. Lyashenkos Blick wanderte nervös hinauf, doch König schien das nicht aus der Fassung zu bringen.
» Gehen Sie rauf und kümmern Sie sich darum « , sagte er ruhig. Er schlüpfte aus dem Sakko und hängte es an einen Nagel an der Wand. Ohne Sakko wirkten sein Stiernacken, die breiten Schultern und muskulösen Arme noch beängstigender. Er öffnete die Knöpfe des Hemdes, krempelte die Ärmel hoch und ließ die Fingerknöchel knacken. Bei keiner seiner Bewegungen ließ er Elena oder Monica aus den Augen. Auch er wartete, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnten.
Die Türglocke läutete erneut.
» Machen Sie schon « , sagte König.
» Ja, aber lassen Sie die größere der beiden leiden. Die Schlampe hat mir in die Schulter geschossen. « Dann verschwand Lyashenko nach oben.
König griff mit einer Hand nach hinten und holte aus einer Scheide am Gürtel ein langes Messer hervor.
In dieser engen Kammer war ein Messer gefährlicher als jeder Pistolenlauf. Die beidseitig scharfe Klinge konnte blitzschnell in jede Richtung gezogen oder gestoßen werden. Wie sollte Elena diese Waffe abwehren? Der lange Stahl funkelte im trüben Licht des Treppenabgangs. Dagegen wirkte ihr Glassplitter wie ein Zahnstocher.
Oben fiel die Bodenluke zu.
» Ich lasse beide leiden « , murmelte König. Es klang wie ein Versprechen.
52
Gerink nahm den Finger von der Türglocke und wartete. Nach einer Weile läutete er noch einmal. » Ich könnte es mit dem Dietrich versuchen « , sagte er. » Aber das ist ein Sicherheitsschloss. «
Scatozza schüttelte den Kopf. » Das dauert zu lange. «
Gerink war der gleichen Meinung. » Die Verbindung zu Elena ist abgerissen. Los, es ist Gefahr im Verzug! «
Scatozza sah sich in der Gasse um, zog die Waffe aus dem Holster und zielte mit dem Lauf auf das Schloss. In diesem Moment war ein Geräusch aus dem Haus zu hören.
» Warte! « Gerink schlug mit der Faust gegen die Tür. » Aufmachen, Polizei! « Bei dem Ostdeutschen war es nicht notwendig, Italienisch zu sprechen.
Sie hörten Schritte hinter der Tür, dann wurde geöffnet. Scatozza ließ die Waffe im Holster verschwinden.
» Ist ja schon gut « , nuschelte ein kleiner Mann, der durch den Türspalt lugte.
Er trug einen Kittel mit Farbspritzern und ein schmuddeliges Handtuch über der Schulter, mit dem er sich den Schweiß von der Stirn wischte.
» Sind Sie Felix Lyashenko? « , fragte Gerink.
» Sind Sie von der Polizei? « , erwiderte der Mann skeptisch.
Gerink zog seinen Dienstausweis hervor. » Bundeskriminalamt Wien. Dürfen wir reinkommen? «
Lyashenko glotzte durch den Türspalt. » Nein. «
» Wir haben trotzdem ein paar Fragen « , sagte Scatozza, schob den alten Mann beiseite und drängte sich durch die Tür.
Lyashenko protestierte, doch Scatozza schnitt ihm das Wort ab. » Sie hatten kürzlich Besuch von einer Frau. Wo ist sie? «
Gerink betrat ebenfalls das Haus und schloss die Tür hinter sich.
» Welche Frau, verdammt? Sehe ich so aus, als bekäme ich Damenbesuch? Hier war schon seit Jahren keine Frau mehr « , nuschelte Lyashenko. » Sie geben mir jetzt Ihren Namen und Ihre Dienstnummer, und während ich ein Telefonat führe, bleiben Sie hier stehen! «
» Die Frau! « , rief Gerink, während er sich in der Wohnung umsah. » Wo ist sie? «
» Außer uns ist niemand hier! «
Sie standen im Vorraum. Gerink wollte durch die offene Tür bereits die Wohnküche betreten, als sein Blick auf Lyashenkos Sicherheitsschuhe fiel. Unter dem Mantel tropfte etwas auf den linken Schuh. Falls Gerink sich nicht irrte, glänzte Blut auf der Metallkappe.
Für einen Augenblick starrte er auf das fleckige Handtuch, das der Ostdeutsche über der Schulter trug. Lyashenko stand der Schweiß auf der fiebrig glänzenden Stirn. Ihre Blicke trafen sich. Im gleichen Moment griff der Deutsche in die
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