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Herzgrab: Thriller (German Edition)

Herzgrab: Thriller (German Edition)

Titel: Herzgrab: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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Podium über die gesamte Länge des Saals mit einer Reihe von Tischen und Telefonapparaten, hinter denen insgesamt vierzehn Damen und Herren Platz nahmen.
    » Wir beginnen mit dem Exponat Nummer 3647, römisch zwei B, 0001: Konrad Weningers Nackte Frau in Marseille, Öl auf Leinwand. «
    Während die Auktionsleiterin ein paar biografische Daten über den Künstler abspulte, rollten zwei Helfer ein Gestell mit dem Gemälde in den Saal.
    Irgendwie wirkte die gesamte Inszenierung auf Elena übertrieben. Eine gewöhnliche PowerPoint-Präsentation auf der Leinwand hinter dem Podest hätte vollkommen gereicht, doch offensichtlich wollte man den Interessenten eine bühnenreife Show bieten.
    » … der Rufpreis liegt bei 12 000 Euro. Ihre Gebote. «
    Elena hob ihre Karte.
    Monica zuckte zusammen. » Sind Sie verrückt? «
    » Die Dame in der letzten Reihe, Nummer vierundsechzig. 12 500 Euro. «
    Unmittelbar darauf gingen einige weitere Arme in die Höhe.
    Glück gehabt! Elena sah sich um. » Das wäre ein Schnäppchen gewesen « , sagte sie ironisch und erhob sich. » Entschuldigen Sie mich, ich bin gleich zurück. «
    Sie verließ den Raum und lief über die Treppe in die untere Etage zur Auktionskasse. Währenddessen zog sie ein Namensschild aus der Handtasche, das sie sich an das Revers des Blazers steckte und das sie als Journalistin der Wiener Nachrichten auswies, einer Wochenzeitung, die sie manchmal las.
    Die junge Frau, die Elenas Daten registriert hatte, saß nicht mehr auf ihrem Platz. Die Formulare waren ebenfalls verschwunden und die Computermonitore dunkel. Der Portier neben dem Eingang musterte Elena skeptisch.
    » Kann ich Ihnen helfen? «
    Bestimmt, Freundchen! Wie kam das Del-Vecchio-Gemälde nach Wien?
    » Wo sind die Toiletten? « , fragte sie.
    Er musterte ihr Namensschild, dann deutete er in einen Seitentrakt des Gebäudes. Sie marschierte in den Gang, an den Toiletten vorbei und erreichte nach einer Biegung die Büros. Hinter einer Milchglasscheibe saß eine Frau mit aufgedonnerten knallroten Haaren, die soeben den Telefonhörer auflegte.
    Elena betrat das Büro, doch die Unterhaltung mit der Rothaarigen war ernüchternd. Die Frau war nicht gerade gesprächig, und Elena erhielt bloß die offizielle Pressemappe, in der nicht mehr stand als im Katalog. Außerdem erfuhr sie nur, was sie ohnehin schon wusste: Alle Bieter waren registriert, sowohl die Telefonbieter als auch jene, die über einen im Haus angestellten Makler einen Auftrag mit Höchstgebot abgaben. Die Namen der Bieter unterlagen dem Datenschutz. Die Sackgasse für jeden Privatdetektiv! Ebenso wenig erfuhr sie, woher Salvatore Del Vecchios Gemälde plötzlich aufgetaucht war und welche Spedition es nach Wien transportiert hatte.
    Das Gespräch verlief nicht gerade förderlich, um den Mythos des verschwundenen Malers in den Medien zu pflegen. Dabei hätte Elena die Hand dafür ins Feuer gelegt, dass Rinaldi’s gerade auf diesen Marketinggag besonderen Wert legte. Langsam fragte sie sich, ob sie sich geirrt hatte und Del Vecchios Verschwinden vielleicht doch kein inszenierter Schwindel war.
    Die Rothaarige kaute wenig damenhaft an einem Kugelschreiber. » Falls Ihnen überhaupt jemand diese Fragen beantworten kann, dann nur unsere Geschäftsführerin, was ich jedoch bezweifle. «
    » Ich muss dringend mit ihr sprechen, bin aber nur noch eine Stunde hier. «
    » Das lässt sich einrichten. Aber mehr wird sie Ihnen wohl auch nicht sagen können. «
    » Trotzdem, falls Sie sie sehen … Es ist dringend. Ich bin im Auktionssaal. « Elena bedankte sich und verließ das Büro.
    Auf dem Weg zurück begegnete sie drei weiteren Angestellten, denen sie ähnliche Fragen stellte. Erfolglos. Entweder wussten die Leute von Rinaldi’s tatsächlich nichts, oder sie hüllten sich absichtlich in Schweigen. Doch warum?
    Frustriert betrat sie den Saal. In der Zwischenzeit stand Oldenburgs Pop-Art-Gemälde auf dem fahrbaren Gestell. Die Gebote lagen bei vierhunderttausend Euro. Letztendlich ging das Gekleckse für 450 000 Euro an einen Telefonbieter, der durch eine Maklerin vertreten wurde.
    Elena setzte sich auf ihren Platz.
    » Wo waren Sie so lange? « , flüsterte Monica.
    » Auf der Toilette. «
    Monica sah sie skeptisch an. » Und was haben Sie herausgefunden? «
    » Nicht viel. « Bisher war der Besuch der Auktion ein glatter Reinfall gewesen.
    Als Nächstes kamen die beiden Skulpturen von Paolozzi dran. Der scheußliche Basilisk aus Bronze in Form eines

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