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Hexen: Vier historische Romane (German Edition)

Hexen: Vier historische Romane (German Edition)

Titel: Hexen: Vier historische Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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auf, ihr zu erzählen, wie ich hierher gelangt sei. Darauf schilderte ich ihr in kurzen Zügen meine Erlebnisse mit Marlis und Jörg, anschließend meine Beschäftigung im Gasthof Schramm. Und als ich schließlich auf Erlenrode zu sprechen kam, wurde meine Stimmung immer ausgelassener, weshalb ich nur noch Belustigendes berichtete. Ich beschrieb ihr die einzelnen Personen des Gutes, imitierte ihre Eigenheiten, machte ihr vor, wie ängstlich genau Frowin oft die einzelnen Würzkräuter abwog, was die Küchenjungen ihm mitunter hinter seinem Rücken nachäfften, und ich schilderte ihr, wie beflissen stets die Pferdeknechte taten, wenn die Donnerstimme des Stallmeisters erschallte. Sie lachte über alles, wollte immer mehr hören, und so verschonte ich nicht eine Person, stellte ihr jede auf meine Weise vor, wobei wir kicherten wie zwei Backfische.
Es waren unsere überforderten Gemüter, die uns zu den Albereien animiert hatten, um sich auf diese Weise zu entladen.
„Es ist spät geworden“, bedauerte sie schließlich, „ich muss dich verlassen.“
„Ich begleite dich zum Gutshaus.“
Darauf kicherte sie erneut, wobei sie auf meinen Hausmantel deutete: „Etwa in dieser Aufmachung?“
„Au!“
Gleich drauf schlug sie vor: „Dorith, ich weiß, was wir machen, ich schlafe hier bei dir.“
„Oh, ja! Ich habe eine hübsche Gästestube.“
Darauf beschwerte sie sich schmollend: „In eine Gästestube will sie mich stopfen, dabei habe ich mir das so nett gedacht. - Jetzt frag mich schon, wie.“
„Wie denn? Wie hast du dir das denn gedacht?“
Sie zögerte etwas, ehe sie herausbrachte: „Zusammen mit dir in deinem Bett.“
Dafür umarmte ich sie: „Mutti, wie früher, wie ganz, ganz früher.“

    B ehutsam drehte ich mich in meinem Bett zu Mutter um, doch da sich der neue Tag gerade erst zum Aufwachen anschickte, konnte ich ihr Gesicht kaum erkennen. Dennoch betrachtete ich sie zärtlich und streichelte ihr weiches, weißes Haar. Früher war ihr Haar rotblond gewesen wie heute meins, wenn man sich meine hellen Strähnen wegdachte. Mutter hatte als Schönheit gegolten, ich aber fand sie heute noch schöner und liebte sie mehr denn je. Eigentlich müsste ich schleunigst aus den Federn, doch ich brachte es nicht fertig. Vielmehr beschloss ich, die Verantwortung für das Frühstück Frowin zu übertragen. Sollte ich Mutter nachher etwa alleine aufwachen lassen? Oder sie jetzt aus dem Schlaf holen? Beides wäre herzlos. Lieber schummelte ich mich sachte, sachte aus dem Bett und verließ dann auf Zehenspitzen die Schlafstube.
In der Wohnstube schlupfte ich in den Hausmantel, nahm den Schlüsselbund für die Küchengebäude zur Hand und stieg die Treppen hinab. Bald kam Raul aus der Wohnung und ich flüsterte ihm zu: „Ich komme heute erst später zur Küche, Raul, richte das den anderen bitte aus. Und sage Frowin, er hat die Verantwortung für das Frühstück. Bis zu meinem Eintreffen verfügst du über die Schlüsselgewalt, hier, nimm.“
Er nahm den Schlüsselbund unsicher entgegen, doch als ich hinzufügte: „Ich verlasse mich auf dich“, bekam er den Blick eines ganzen Mannes und verließ das Haus.
Kurz drauf lag ich wieder neben meiner Mutti im Bett, kuschelte mich an sie und genoss noch einen kurzen Morgenschlaf.
Bis ich sanft geweckt wurde: „Hallo, kleine Disentochter, hallo!“
Ich schlug die Augen auf und hatte Mutters lächelndes Gesicht vor mir. „Du bist schon wach?“, staunte ich, „sogar schon angekleidet?“
Sie stand an meinem Bett, musste also über mich gestiegen sein. „Ich wollte dich noch schlafen lassen“, erklärte sie, „aber vielleicht wartet ja die Küche auf dich.“
„Ist bereits erledigt, Mutti, ich habe vorhin die Küchenschlüssel samt der Verantwortung den anderen weitergereicht.“
„So einfach machst du dir das“, scherzte sie, worauf ich zurückgab:
„Tja, den besten Meister erkennt man daran, dass seine Leute auch in seiner Abwesenheit perfekte Arbeit leisten.“
„Dorith“, lachte sie, „du warst schon als ganz Kleine so schlagfertig.“
Nachdem ich das Bett verlassen und mir das Haar hinter die Schultern gestrichen hatte, ergriff sie meine Hand und führte mich zum Toilettentisch. Darauf lagen nebeneinander ihre und meine Frisurutensilien ausgebreitet - etliche Spangen, Steckkämmchen und Haarklammern - und mit hilflos angehobenen Armen erklärte sie mir: „Ich bin auf deine Hilfe angewiesen, ich verwöhnte Frau, oder du müsstest meine Zofe herbitten. Ich habe

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