Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hexengift

Titel: Hexengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.A. Pratt
Vom Netzwerk:
Reave.
    »Leck mich am Arsch«, gab Nicolette zurück und grinste nur über sein wütendes Knurren. »Gregor schickt mich mit einer Nachricht. Du weißt, dass wir einen Spion in Marlas Lager haben?«
    »Ihr neuer Mitarbeiter, nicht wahr? Ich habe ihn letzte Nacht bei der Besprechung gesehen.«
    »Ganz richtig. Er hat angerufen und uns ein paar Neuigkeiten mitgeteilt. Du hast wahrscheinlich schon mitbekommen, dass die anderen Magier sich versammeln und uns einen Straßenkampf liefern wollen.«

    »Oh, ja«, sagte Reave und beugte sich nach vorn. »Sie schlagen sich sehr tapfer gegen meine Krieger und versuchen, die Kämpfe vor den Einwohnern Felports verborgen zu halten, indem sie nur in der Nacht angreifen. Jedes Mal, wenn sie eine meiner Legionen besiegt haben, brechen sie in Jubel aus, diese Narren. Genauso gut könnten sie versuchen, den Ozean mit einem Schwamm aufzusaugen.«
    »Wie dem auch sei, das ganze Theater ist nur ein Ablenkungsmanöver. Unsere Quelle hat uns informiert, dass Marla mit ein paar Leuten den Turm direkt angreifen und versuchen wird, Genevieve zu befreien. Sie müssten jeden Moment hier eintreffen.«
    »Hm«, meinte Reave. »Das ist der Nachteil daran, fest in dieser Welt verankert zu sein. Ich kann meinen Turm nicht mehr einfach woandershin versetzen, wie es mir beliebt. Ich schätze, sie weiß, wo sie uns findet.«
    »Klar. Gefällt mir übrigens hier. Der Schrottplatz macht eine wunderbar apokalyptische Stimmung.« Sie fragte sich, ob Reave überhaupt wusste, was Ironie war. Wenn ja, ließ er es sich nicht anmerken. »Wir dürfen also mit Marla rechnen, mit Zealand, diesem Verräter, und mit Ernesto, einem der dicken Fische von Felport.«
    »Übermittle deinem Herrn meinen Dank für diese Informationen«, sagte Reave. »Und sag ihm, dass Marlas Kopf bald auf einem Pfahl in meiner Eingangshalle aufgespießt sein wird.«
    »Hab ich das nicht schon mal gehört?«, fragte Nicolette nur. »Wir werden es glauben, sobald wir es sehen. Soll ich hierbleiben und dir beim Zurückschlagen der Eindringlinge ein bisschen unter die Arme greifen?«

    »Wohl kaum«, erwiderte Reave. Nicolette zuckte mit den Achseln und warf ihm ein Kusshändchen zu; Reave fuhr zusammen, als hätte sie ihn geohrfeigt, und Nicolette verließ lachend den Thronsaal. Reave würde sie töten, sobald er glaubte, nicht mehr auf Gregor angewiesen zu sein, so viel war sicher. Aber sie machte sich keine allzu großen Sorgen deswegen. Nicolette platzte regelrecht vor Kraft und war auf nahezu alle Eventualitäten bestens vorbereitet. Nur weil sie das Chaos liebte, bedeutete das noch lange nicht, dass sie nicht ab und zu auch Pläne schmiedete.
     
    So musste fliegen sich anfühlen. Keine Übelkeit, kein Risiko, die grundlegenden Kräfte des Universums ein für alle Mal gegen sich aufzubringen, kein Kontrollverlust. Der Start war noch ein bisschen wackelig, aber dann hatte Marla es schnell heraus, wie sie ihr Flugtier steuern musste. Außer einer Runde auf einem Pony, als sie sechs Jahre alt gewesen war, war Marla noch nie auf einem Pferd gesessen, außerdem musste man beim Reiten das Tier davon überzeugen, einem zu Diensten zu sein. Die Stiermöwe hingegen fühlte sich an wie ein Fortsatz ihres eigenen Körpers - Marla spürte, wie der Wind über ihre riesigen Schwingen strich, fühlte die Kraft in ihren Schultern und den Rausch der Geschwindigkeit.
    Die Stadt unter ihr war gesprenkelt mit dunklen Flecken - Gegenden, in denen offensichtlich der Strom ausgefallen war. Hier und da sah sie Schlachtengetümmel. Mit ihren nun insgesamt vier Augen konnte Marla gleichzeitig nach vorne und unten sehen, und sie erkannte die Geister der Schatzmeisterin, wie sie sich in eine Gruppe von Reaves Schattenmännern
schlichen, von ihnen Besitz ergriffen und sie zu einer Wolke aus Staub und Asche explodieren ließen; sie sah Viscarros Uhrwerkroboter silbern und golden schimmern, während sie eine Horde dieser Spinnen-Krabben-Quallen zusammentrieben und erledigten; Granger hatte die Geister der ältesten Bäume des Fludd Park herbeigerufen, die jetzt durch die Straßenschluchten stampften und Reaves Rasiermesser-Zahn-Babys zertrampelten. Es sah fast so aus, als hätten die real gewordenen Albträume im offenen Kampf nicht die geringste Chance gegen die vereinten Kräfte der Magier von Felport, wäre da nicht die kleine Tatsache, dass ihr Ansturm niemals enden würde. Marla musste ihre Quelle - Reave - zum Versiegen bringen, sonst würden ihre Truppen zwar

Weitere Kostenlose Bücher