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Hexenstunde

Hexenstunde

Titel: Hexenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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kann ihr nicht selbst von seiner sich wandelnden Natur berichten. Er kann ihr nichts erklären, was er selbst nicht versteht.«
    »Oh, aber…«
    »Hadere jetzt nicht mit mir, Petyr. Du wärest besser gar nicht gekommen, wenn du es tust. Sie hat den Smaragd bei sich. Er wird auf sie übergehen, wenn ich tot bin.«
    »Sende ihn nicht zu ihr, Deborah!«
    Sie seufzte voller Enttäuschung und Verzweiflung. »Bitte, ich flehe dich an, tue, worum ich dich bitte.«
    »Was ist mit deinem Mann geschehen, Deborah?«
    »Er lag im Sterben, als mein Lasher zu mir kam und mir sagte, er habe meinen Mann überlistet und ihn im Wald stürzen lassen. ›Wie konntest du so etwas tun?‹ wollte ich wissen. ›Ich habe es dir niemals aufgetragen!‹ Und seine Antwort war: ›Aber Deborah, hättest du in sein Herz schauen können, wie ich es getan habe, dann hättest du mir befohlen, es zu tun.‹«
    Da ward mir kalt bis auf die Knochen, Stefan. Denn wann hätten wir je solche Verschlagenheit und Mutwilligkeit von einem unsichtbaren Teufel erfahren, soviel Verstand und Dummheit in einem?
    »Ja, ganz recht hast du«, sagte sie traurig; sie hatte meine Gedanken gelesen. »Du mußt es Charlotte schreiben«, beschwor sie mich. »Wähle deine Worte mit Sorgfalt, denn der Brief könnte in falsche Hände geraten – aber schreibe ihn, schreibe ihn so, daß Charlotte alles versteht, was du ihr mit zu teilen hast!«
    »Deborah, halte dieses Wesen zurück. Laß mich ihr schreiben, daß sie den Smaragd auf Geheiß ihrer Mutter ins Meer werfen soll.«
    »Dazu ist es jetzt zu spät, Petyr; und da die Welt nun einmal ist, wie sie ist, hätte ich meinen Lasher zu Charlotte geschickt, selbst wenn du heute abend nicht gekommen wärest, um diesen letzten Wunsch von mir zu vernehmen. Mein Lasher ist so mächtig, wie du es dir von keinem Dämon träumen läßt. Und er hat viel gelernt.«
    »Gelernt«, wiederholte ich staunend. »Wie soll er gelernt haben, Deborah, da er doch ein Geist ist? Denn die sind töricht ohne Ende, und darin liegt die Gefahr: daß sie uns unsere Wünsche erfüllen, ohne zu begreifen, wie komplex sie sind, und damit unseren Untergang bewirken. Tausend Geschichten gibt es, die das beweisen. Wie also kannst du sagen, er habe gelernt?«
    »Überlege dir, Petyr, was ich dir gesagt habe. Ich sage dir, mein Lasher hat viel gelernt, und sein Irrtum rührte nicht aus seiner unwandelbaren Einfalt, sondern aus der geschärften Zielstrebigkeit in ihm. Doch versprich mir um all dessen willen, was zwischen uns gewesen ist, daß du meiner geliebten Tochter schreiben wirst! Das mußt du für mich tun.«
    »Also gut!« erklärte ich händeringend. »Ich werde es tun, aber ich werde ihr dann auch all das sagen, was ich soeben zu dir gesagt habe.«
    »Abgemacht, mein braver Priester, mein braver Gelehrter«, sagte sie bitter, doch sie lächelte dabei. »Jetzt geh, Petyr. Ich kann deine Gegenwart hier nicht länger ertragen. Und mein Lasher ist in meiner Nähe; wir möchten miteinander reden. Morgen aber, ich bitte dich, geh ins Haus und bringe dich dort in Sicherheit, sobald du dich vergewissert hast, daß meine Hände und Füße nicht gefesselt sind und daß ich vor der Kirchentür angekommen bin.«
    »Herrgott im Himmel, Deborah – wenn ich dich nur von hier fortbringen könnte, wenn das irgend wie möglich wäre…« Und dann brach ich zusammen, Stefan, ich verlor all mein Gewissen. »Deborah, wenn dein Diener Lasher deine Flucht mit meiner Hilfe bewerkstelligen kann, dann mußt du mir nur sagen, wie es geschehen soll!«
    Ich sah es schon vor mir, wie ich sie der rasenden Meute entriß und sie über die Stadtmauern hinweg in den Wald entführte. Wie sie mich da anlächelte, wie zärtlich und wie traurig. So hatte sie auch gelächelt, als wir uns Jahre zuvor getrennt hatten.
    »Was für Träumereien, Petyr«, sagte sie. Dann wurde ihr Lächeln breiter, bis sie im Kerzenschein halb wahnsinnig aussah – oder mehr noch wie ein Engel oder wie eine verrückte Heilige. Ihr bleiches Gesicht war so schön wie die Kerzenflamme selbst. »Mein Leben ist vorüber. Aber ich bin von dieser kleinen Zelle aus in weite Fernen gereist«, sagte sie. »Jetzt geh. Geh und sende meine Nachricht an Charlotte, aber erst, wenn du in sicherer Entfernung von dieser Stadt bist.«
    Ich küßte ihr die Hände. Sie hatten ihr bei der Folter die Handflächen verbrannt. Sie waren von dicken Krusten bedeckt, und auch sie küßte ich. Es kümmerte mich nicht.
    »Ich habe dich immer

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