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Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser

Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser

Titel: Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Irgendwo weit vor mir hüpfte Howards Kopf wie ein Korken auf den schwarzen Wellen und ich hörte seine Stimme, die mir irgendetwas zuschrie, das ich nicht verstand.
    Etwas Heißes streifte meine Wange und plötzlich schien das Wasser neben mir wie unter einem Kanonenschuss auseinanderzuspritzen. Eine Flamme leckte nach meinem Haar und erlosch wieder. Und endlich begriff ich, in welcher Gefahr ich mich befand!
    Der Schacht endete geradewegs in der Kanalisation und das schlammige Wasser hatte meinen tödlichen Sturz gebremst, aber ich war keineswegs in Sicherheit. Aus dem Schacht regneten ununterbrochen brennende Trümmerstücke herab und schlugen wie kleine tödliche Meteoriten rings um mich ein!
    Entsetzt warf ich mich nach vorn, spürte einen neuerlichen Schlag gegen die Seite und tauchte blindlings unter. Vier, fünf Züge weit schwamm ich unter Wasser, bis meine ausgestreckten Hände gegen rauen Stein stießen, tauchte wieder auf und sah mich keuchend um.
    Der Anblick ließ mich schaudern. Der Schacht lag hinter mir, nicht sehr weit, aber immerhin weit genug, dass ich nicht mehr von einem herabstürzenden Trümmerstück erschlagen werden konnte. Über uns schien eine blauweiße, lodernde Sonne aufgegangen zu sein. Eine Welle intensiver Hitze fauchte aus dem Schacht herab. Das Wasser kochte unter den Einschlägen der Steine, die ununterbrochen aus der Höhe herabstürzten, und selbst an seinem Grund loderte jetzt ein unheimliches Licht, als brenne das Höllenfeuer noch unter Wasser weiter.
    Ich riss mich von dem furchtbaren Anblick los, sah mich nach Howard um und schwamm mit drei, vier kräftigen Zügen zu ihm hinüber.
    Howard hatte mittlerweile das jenseitige Ufer des Sieles erreicht und war gerade dabei, sich schnaubend auf den schmalen gemauerten Sims hinaufzuziehen, der den Abwasserkanal säumte. Mit letzter Kraft zog ich mich hinter ihm auf den rettenden Stein und blieb sekundenlang, mühsam um Atem ringend, liegen. Mein Herz raste und in meinen Ohren rauschte das Blut.
    »Wir müssen … weiter«, keuchte Howard neben mir. Seine Stimme klang seltsam; die gewölbte Decke des Kanals verzerrte sie und warf meckernde Echos zurück und das Brausen der Flammen verlieh seinen Worten einen unheimlichen Klang.
    Ich stemmte mich hoch, wischte mir Wasser und Schmutz aus dem Gesicht und versuchte zu antworten, brachte jedoch nur ein hilfloses Ächzen zustande.
    »Schnell«, sagte Howard. »Wir müssen weg. Ich fürchte, die Decke hält nicht.«
    Wie um seine Worte zu bestätigen, lief in diesem Moment ein spürbares Zittern durch den Tunnel und irgendwo hinter uns löste sich ein Stein aus der gewölbten Decke und fiel klatschend ins Wasser.
    Mühsam drehte ich mich herum und begann dicht gegen die Wand gepresst auf dem schmalen Sims entlang zu balancieren.
    Der Stollen ächzte unter dem Gewicht des zusammenstürzenden Hauses, und das Geräusch weckte die Erinnerung an einen anderen Brand in mir, ein Feuer, das ebenso unnatürlich gewesen war und lange zurücklag …
    Nach einer Strecke von vielleicht fünfzig Yard begann der Sims breiter zu werden. Gleichzeitig hob sich die Decke, bis aus dem niedrigen Tunnel plötzlich eine hohe, runde Höhle mit gemauerten Wänden wurde. Der Abwasserkanal verwandelte sich in einen flachen, runden See, der auf der anderen Seite der Kaverne gurgelnd durch einen zweiten, weitaus niedrigeren Tunnel abfloss.
    Mit einem erleichterten Seufzen taumelte ich ein paar Schritte in die Kaverne hinein, ließ mich gegen die Wand fallen und sackte kraftlos daran zu Boden. Plötzlich begann sich der unterirdische Dom vor meinen Augen zu drehen; mir wurde schlecht. Für zwei, drei Sekunden kämpfte ich gegen die immer stärker werdende Übelkeit an, dann gab ich auf, beugte mich zur Seite und übergab mich würgend.
    Als ich wieder klar zu sehen und zu denken vermochte, erblickte ich ein Paar Füße, die dicht vor meinem Gesicht inmitten der Pfütze von Erbrochenem standen, ohne dass es ihren Besitzer zu stören schien. Im Gegenteil – plötzlich klang ein dunkles, amüsiertes Lachen auf. Aber es war kein sehr freundliches Lachen …
    Ich blinzelte, stemmte mich mühsam in die Höhe und hob den Kopf.
    Die Füße gehörten zu den gewaltigsten Beinen, die ich jemals erblickt hatte. Aber sie passten zu dem Körper. Dem Körper eines Riesen, mehr als zwei Meter groß und so breitschultrig, dass er schon fast verkrüppelt wirkte.
    Und sein Gesicht …
    Sein Gesicht war ein Albtraum.
    Aber das war der

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