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Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Titel: Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Mächte am Werk waren, die selbst die Kraft seines Meisters zu einem Staubkorn in der Wüste degradierten.
    »Umso wichtiger ist es, dass ich meinen Auftrag ausführe«, murmelte er.
    Obwohl er ganz leise gesprochen hatte, blickten der Alte und das Mädchen erschrocken auf und sahen in seine Richtung.
    Shannon lächelte, spannte sich ein ganz kleines bisschen und legte die Hand auf seinen Dolch.
     
    Der Wahnsinn ging weiter.
    Ich wusste nicht, wie lange ich wie ein Irrsinniger gegen die Tür gehämmert und getreten hatte. Minuten vielleicht, aber mir kamen sie wie Stunden vor.
    Dann, mit der Unberechenbarkeit, die dieser irrsinnigen Umgebung eigen war, gab die Tür unter meinen Faustschlägen nach; ich stolperte, verlor, vom Schwung meiner eigenen Bewegungen nach vorne gerissen, den Halt und fiel auf die Knie.
    Meine Umgebung hatte sich abermals verändert, als ich aufsah. Vor mir lag ein von Menschen überquellendes Kirchenschiff. Ich schätzte, dass mindestens dreihundert Leute auf den harten Holzbänken Platz genommen hatten und nun voller Inbrunst fromme Lieder sangen; eine Umgebung von täuschender Friedfertigkeit, die mich eigentlich hätte beruhigen müssen. Und doch fröstelte ich beim Anblick des hoch aufragenden, kahlen Domes. Selbst der schmucklose Altar mit dem einfachen Holzkreuz strömte etwas Kaltes, Fremdes aus, das ich als bedrohlich empfand.
    Erst wollte ich das Gotteshaus auf dem schnellsten Weg verlassen, doch dann beschloss ich, durch das Seitenschiff nach vorn zu gehen, um in einer stillen Ecke den Gottesdienst abzuwarten, um nicht irgendjemandem aufzufallen. Denn als ich mich dem Hauptportal zuwandte, kam der Pastor mit wehendem Talar aus einer schmalen Pforte neben dem Altar. Er warf einen zufriedenen Blick auf die versammelte Menge und stieg dann die gemauerte Treppe zur Kanzel hoch. Die Gläubigen verstummten und wandten ihm ihre ganze Aufmerksamkeit zu.
    Ich hatte kaum die erste Bankreihe erreicht, da sprangen die beiden Flügel des Hauptportals krachend auf. Zuerst konnte ich gegen die tiefstehende Sonne nur drei drohende, schwarze Schatten sehen. Dann erkannte ich meine Verfolger und wich hinter eine der schmucklosen Säulen neben den altersgrauen, aber leider fest verschlossenen Beichtstühlen zurück.
    Die drei Kerle verharrten einige Augenblicke auf der Schwelle und schauten grimmig herein. Dann setzten sie sich in Bewegung und kamen mit hallenden Schritten näher. Seltsamerweise schienen sie weder dem Pastor noch den Gläubigen aufzufallen, denn sie setzten ihren Gottesdienst fort, ohne auch nur einmal aufzuschauen. Es war, als bemerkten sie die Männer gar nicht.
    Sie kümmerten sich auch nicht um die Eindringlinge, als diese einen jungen Mann, der mir entfernt ähnlich sah, aus der Bank zerrten und auf ihn einzuschlagen begannen; selbst dann noch, als sie ihren Irrtum bemerkten, wenn auch jetzt wohl eher aus Wut. Schließlich stießen sie ihn zur Seite und holten den nächsten heraus. Dabei kamen sie mir näher und näher.
    Ich wartete, bis die Aufmerksamkeit meiner Gegner wieder auf die Bankreihen gerichtet war. Dann huschte ich aus meinem Versteck und schlich gebückt zwischen zwei Reihen hindurch. Zu meinem Glück waren die Leute in der Kirche so in ihr Gebet versunken, dass ich genauso wenig Beachtung wie meine Verfolger fand.
    Ohne entdeckt zu werden, erreichte ich den Altar und benutzte ihn als Deckung. Meine Feinde wurden mittlerweile immer ungeduldiger. Sie zwängten sich rüde durch die Bänke. Ich hoffte schon auf einen Aufruhr in der Kirche und darauf, dass sich die Gläubigen endlich zur Wehr setzen würden. Doch die Leute setzten sich so, als wenn nichts geschehen wäre, wieder auf ihre Plätze. Das waren doch keine Menschen!, dachte ich entsetzt. Sie bewegten sich, redeten und atmeten und sangen, aber was immer ich vor mir hatte, sah nur aus wie eine Gemeinde lebender Menschen. Sie waren wie … Puppen.
    Verrückt, dachte ich und blickte auf die Pforte, durch die der Pastor vorhin das Kirchenschiff betreten hatte. Dann vergewisserte ich mich, dass keiner der Verfolger zu mir hersah, und raste wie von Furien gehetzt durch die Tür.
    Oder durch das, was ich für eine Tür hielt.
    Das Wasser einer breiten Gracht dämpfte meinen Fall. Ich tauchte bis auf den schlammigen Grund und wollte dann mit einigen Schwimmstößen wieder an die Oberfläche. Doch meine Kleidung hatte sich mit Wasser vollgesogen. Sie hing wie ein schwerer Klotz an mir und hielt mich einfach unten

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