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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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alle drei Meilen eine Pause ein, damit sie eine Pfeife rauchen und die Tiere sich ausruhen konnten.
    Beim vierten Halt bezog sich der Himmel. Beim sechsten fiel feiner Schnee, der das Licht aufsog. Beim siebten kam Nordwind auf und trug die Flocken, die sie blendeten, davon. Mit einem wütenden »Whuu! « brachte Mathias das Gespann zum Stehen. Wenn sie weiterfuhren, würden sie sich in den Weiten des Sees verirren.
    Da sie keinerlei Unterschlupf hatten, richteten sie sich an einem Baum ein. Sie gruben ein tiefes Loch in den Schnee und benutzten Tannenzweige, um es abzudecken und den Eingang zu versperren. Dann banden sie drei der Hunde an einer Tanne an, die sie vor den Böen schützen sollte, und behielten die anderen zwei Tiere bei sich, damit sie ihnen Wärme spendeten.
    Über ihren Köpfen heulte unablässig der Wind und brachte ihr schwaches Dach zum Beben. Die Stunden vergingen, und der Sturm heulte leiser. Alexander hatte sich zusammengerollt und die behandschuhten Hände unter die Achseln gesteckt. Er dachte an Tsorihia und sehnte sich nach ihrer angenehmen Wärme. Der Hund, der sich an seiner Seite ausgestreckt hatte, regte sich. Er schmiegte das Gesicht in das dichte Fell. Mathias Makons’ Atem drang gedämpft und stoßweise zu ihm. Auch die Tiere waren unruhig. Um die Angst zu vertreiben, unterhielten die beiden Männer sich stundenlang über dieses und jenes. Schließlich verstummten sie.
    Eine bleierne Stille umgab sie. Bestimmt waren sie vollständig eingeschneit. Merkwürdigerweise traten die Gesichter von Mikwanikwe und Otemin vor sein inneres Auge. Alexander fragte sich, ob Mutter und Tochter wohl noch in dem Handelsposten lebten. Die schöne Ojibwa-Frau hatte bestimmt wieder einen Mann gefunden, der für sie und ihre Kinder sorgte. Bis jetzt hatte er geglaubt, die beiden nie wiederzusehen, und bei dem Gedanken, sie möglicherweise bald zu treffen, wurde ihm mulmig zumute. Tsorihia war jetzt die Frau, mit der er sein Leben teilte. Wie sollte er Mikwanikwe das erklären? Und wenn sie niemals in Grand Portage ankamen? Wenn sie hier erfroren? Herrgott! Zwischen ihnen und dem Handelsposten konnten nur noch drei oder vier Meilen liegen!
    Die Luft war feucht, und er zitterte. Er schloss die Augen und biss die Zähne zusammen, damit sie nicht klapperten. Am besten, er dachte an etwas anderes. Tsorihia. Er stellte sich vor, wie er in den Armen der Huronin lag und sich der Liebe hingab. Mathias’ regelmäßiger Atem verriet ihm, dass ihn der Schlaf überwältigt hatte. Alexander wusste, dass sein Freund immer noch verliebt in Tsorihia war. Mathias hatte zwar nie versucht, sich auf das Lager der Huronin zu schleichen, aber die junge Frau schien ihm gegenüber auch nicht vollkommen gleichgültig zu sein… Wieder hörte er den Wind heulen und ließ sich seufzend vom Schlaf überwältigen.
     
    Eine raue Zunge leckte über Alexanders Gesicht und weckte ihn. Immer noch herrschte undurchdringliche Finsternis. Steif und vor Kälte zitternd wälzte er sich auf den Rücken. Ein Knacken von Zweigen drang zu ihm.
    »Mathias?«
    Zur Antwort erhielt er ein schwaches Brummen. Sein Freund erwachte. Die Hunde scharrten ungeduldig auf den Tannennadeln. Alexander hob den Kopf. Wohin er auch sah, es war dunkel. Der Wind heulte nicht, und es herrschte vollkommene Stille. Entweder war der Sturm vorüber, oder die Schneeschicht über ihnen war so dick, dass sie jedes Geräusch verschluckte. Wie viele Stunden hatten sie geschlafen? Ob es Tag oder Nacht war? Er griff nach oben, zog sich einen Zweig herunter und begann zu graben. Sie mussten aus diesem Loch heraus, sonst würden sie ersticken. Der enge Raum, der gerade groß genug für sie und die Hunde war, enthielt nicht genug Luft, um sie längere Zeit am Leben zu erhalten. Ein leichtes Schwindelgefühl zeigte ihm bereits, dass die Luft knapp wurde.
    »Hilf mir, Mathias.«
    Sein Kamerad tastete herum, um festzustellen, wo er sich befand, und berührte dabei sein Knie.
    »Glaubst du, die Hunde sind noch da?«
    »Keine Ahnung, aber ich hoffe es. Andernfalls müssen wir einen Teil unserer Ladung zurücklassen. Komm, zuerst müssen wir hier heraus! Ich grabe, und du schiebst den Schnee unter dich. So können wir uns einen Weg an die Oberfläche bahnen.«
    Der Schnee war kompakt. Alexanders Hände waren eiskalt, und er musste die Arbeit oft unterbrechen. Die beiden Männer lagen jetzt auf den Knien, und die Hunde strichen um ihre Schenkel. Wie lange gruben sie schon, eine Stunde,

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