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Hilfe ich bin berühmt

Hilfe ich bin berühmt

Titel: Hilfe ich bin berühmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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ist.«
     
     

4
     
    Mrs. Butler hatte ihre Nachbarin als »eine sehr fähige Frau« beschrieben, und Tessa beschloß sofort, daß sie Jean Hansard nicht mögen würde. Sie machte sich nichts aus fähigen Frauen. Aber in diesem Fall täuschte sie sich. Mrs. Hansard war nicht nur fähig; sie war lustig und amüsant, lachte über sich selbst und sagte, sie sei >eine leidenschaftliche Mutter, eine von diesen geplagtesten aller Wesen<.
    »Ich bin jetzt fast genauso schlimm wie manche Leute mit ihren Katzen, und Sie wissen, wie langweilig sie sind. Ich ertappe mich dabei, wie ich jedem vom Jacks Fußball erzähle, weil er in der Schule so schlecht ist, und ich gebe mit Saras Tanzerei an, weil sie in dem Handelskorrespondenzkurs, den sie machen soll, so faul ist.«
    »Wie herrlich, eine Tochter im Teenageralter zu haben.«
    »Tja, der Meinung bin ich auch, obwohl einige Leute Mitleid mit mir haben, weil ihre Kleider gerade bis zum Oberschenkel reichen und sie zwischen langen glatten Haarsträhnen hervorblinzelt. Es war einmal lockig, aber sie hat es entkrausen lassen, was mir ein Verbrechen scheint.«
    »Eigenartig, wenn ich denke, wie sehr ich mich nach kleinen Löckchen gesehnt habe.«
    »Aber Sie haben gerade genug Wellen, Sie glückliches Mädchen. O ja, Sara ist sehr ausgefallen, wie sie es nennt. Aber das wird sie überwinden, und sonst ist sie sehr anständig und verachtet ihre Eltern eigentlich nicht. Wir haben also Glück. Natürlich möchte ich, daß sie netter aussieht, aber Schönheit ist wohl nicht mehr modern.«
    Ja, Tessa mochte Jean Hansard, obwohl sie mit Bedauern Don gegenüber zugab, daß sie völlig normal zu sein schien.
    »Tom Gott sei Dank auch, denn wenn es darum geht, Zäune zu setzen, ziehe ich normale Menschen vor. Wenn du dich nach ungewöhnlichen Leuten sehnst, hast du noch immer die Butlers und deinen Freund Alf, und die Ellisons sind auch noch da. Sogar Mrs. Butler gibt zu, daß sie etwas eigenartig sind.«
    Natürlich wollte Tessa so bald wie möglich das berühmte Klavier sehen. »Obwohl ich fürchte, daß Alf denkt, ich hätte schließlich doch Absichten«, sagte sie zu Don. Das Häuschen war innen besser instand als außen. Es sah häßlich aus: Drei Räume waren als Anbau angelegt, offenkundig in der optimistischen Vorstellung, den Bau eines Tages vorne zu erweitern. Die Front wirkte nackt ohne einen Blumengarten, obwohl das Haus wenigstens von der Weide durch einen Zaun abgetrennt war. Das Innere war viel ordentlicher als Dora Butlers Haus, zum Teil wohl deshalb, weil es viel leerer war. Der Hauptraum hatte einen kahlen Boden, einen einfachen Tisch und einfache Stühle, die Alf selbst fabriziert hatte, und zwei hausgemachte Liegestühle; in einem davon schlummerte ein großer gelber Kater. Und unter all dem stand das Klavier. Mitten unter den schmucklosen Möbeln, makellos, unpassend und geliebt. Seine dunkle Oberfläche war auf Hochglanz poliert, und zwei schöne alte Messingleuchter, die Alf Gott weiß wo erworben und hier aufgestellt hatte, verliehen ihm das Aussehen eines wohlbehüteten Altars.
    Als Tessa eintrat, öffnete der Kater listig die Augen, musterte sie sorgfältig und schlief wieder ein. In einem Regal standen mehrere zerlesene Bücher und das Lehrbuch Klavierspielen in zwölf leichten Lektionen. Alf übergab es ihr stolz, sie sah es sich an und legte es dann zur Seite. Später konnte es sich vielleicht als hilfreich erweisen, aber jetzt noch nicht. Auf sein bittendes Drängen hin öffnete sie das Klavier und setzte sich auf einen der harten Holzstühle. Behutsam ließ sie ihre Finger über die Tasten gleiten. Sie sahen alt aus, und sie fürchtete, daß sie piepsende und mißtönende Klänge hervorbringen würden.
    Sie war froh, daß sie sich täuschte; das alte Piano besaß Klang und Tiefe. Damit sehr zufrieden, begann Tessa leise zu spielen. Es war eines von Mendelssohns >Lieder ohne Worte<, und sie spielte es etwas nervös, zaghaft, in der Befürchtung, klanglose Tasten zu berühren. Aber sie hatte sich getäuscht; und plötzlich vergaß sie den kahlen Raum, den Mann mit seinem verblichenen Drillichzeug, der sich nach vorne lehnte und eifrig zuhörte, und den gelben Kater, der sich aufgesetzt hatte und sie kritisch beobachtete. Sie war keine vollendete Pianistin, aber sie hatte einen hervorragenden Anschlag und ein gutes Gedächtnis. Als sie aufhörte und sich zu Alf umdrehte, war sie erstaunt über seinen versunkenen Blick; der Kater saß auf seinen Knien, und er

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