Hilfe ich bin berühmt
Zuhörerin war, wurde sie gewöhnlich mit einer Flut von Vertraulichkeiten überschüttet. Aber Munro sprach nicht von dem Buch, das er schrieb, und am Ende des Abends wußte sie nicht mehr von ihm als am Anfang.
Um zehn Uhr sagte sie: »Ich gehe unanständig früh zu Bett, weil ich morgens möglichst früh für Don den Gang über die Weiden machen muß. Ich hole Ihnen einen Schlafanzug, und wenn Sie möchten, können Sie ein Bad nehmen. Der alte Ofen hat einen Vorteil — er heizt sehr viel Wasser auf.«
Am anderen Morgen verließ er sie, ohne etwas von seinem Buch preisgegeben zu haben. Sie wußte nur, daß er den Winter über und einen Teil des Sommers in seinem alten Haus lebte und den Rest des Jahres reiste oder in der Stadt lebte. Sie wußte jetzt viel von seinem Geschmack und seinen Vorurteilen in Literatur und bildender Kunst, aber nichts über seine eigene Arbeit oder über deren Beurteilung. Es war ihm gelungen, sehr früh Verbindung mit der Werkstatt zu bekommen, und dann machte er sich auf den Weg, um den Mechaniker zu treffen, der herauskommen und sein Auto reparieren sollte.
Er dankte den Geschwistern und sagte: »Ich möchte gerne, daß Sie mein Haus sehen und die Aussicht genießen. Würden Sie mich bald einmal besuchen kommen und vielleicht mit zum Fischen gehen, wenn das Wetter schön ist?«
Sie versprach es beiläufig, aber Tessa dachte: Eine allgemeine Einladung bedeutet nie viel. Er möchte nicht gestört werden, und das ist auch gut so. Ich habe das Gefühl, daß von dort Gefahr droht und daß er eines Tages sagen wird: >Ich weiß, wo ich Sie gesehen habe, es war ein Foto in der Zeitung, neben diesem gräßlichen Gemälde.<
7
»Haben Sie schon einmal einen so schlechten Winter gehabt? So viele Stürme und strenge Fröste?« fragte Tessa Dora Butler.
»O ja. Es ist kein besonders schlimmer Winter. Drei oder vier Monate sind immer so, aber im September wird es besser, und der Oktober ist oft ziemlich schön.«
Tessa konnte nur wünschen, daß der September schnell kam.
In der Zwischenzeit hatte sie so viel zu tun, daß sie nur gelegentlich einmal eine Stunde vor ihrer Staffelei verbringen konnte. Die Mutterschafe, die Don gekauft hatte, würden früher lammen, als es in diesem Teil der Welt üblich war, wo sich die meisten Farmer für spätere Lämmer und weniger Wagnis entschieden. Im nächsten Jahr, sagte Don, würde er sich nicht so überraschen lassen, ohne Getreide, das über die Grasknappheit hinweghelfen konnte, und mit ungeschorenen Mutterschafen, deren letzte Besitzer es nicht für nötig gehalten hatten, die Wolle vor dem Verkauf zu entfernen. Das Ergebnis waren viele Geburten, einige zu früh geborene Lämmer und sehr viele Lämmer, die mühsam aufgezogen werden mußten.
Tessa fand, daß sie die Arbeit eines Schafhirten immer besser lernte. Es war mehr eine Frage der Geschicklichkeit als der wirklichen Kraft, ein schweres Mutterschaf auf die Beine zu bringen, es zu führen, bis es fest stand, und zu warten, bis es das Gleichgewicht halten konnte. Danach handelte es sich nur noch darum, in Wind und Regen auf einem Baumstamm zu sitzen, bis das dumme Tier ruhig fraß. Natürlich gab es Unglücksfälle; gegen Ende Juli war das Lammen in vollem Gange, und Tessa mußte oft in aller Eile ausreiten, um Don zu Hilfe zu holen.
Und dann fand sie eines Tages heraus, daß Thea genau über alles Bescheid wußte, ebensogut wie ein Schafzüchter. Sie trafen sich jetzt oft auf ihren Runden und gingen gemeinsam zum Haus zurück, um Tee zu trinken. Jetzt rief Tessa über den Zaun: »Thea, ich muß gehen, um Don zu holen. Dieses arme Tier versucht zu werfen und bringt es nicht fertig.«
Zu ihrer Überraschung rief das Mädchen zurück: »Ist gut. Ich komme und werde danach sehen«, und dann folgte eine Vorführung in Geburtshilfe, wobei Tessa leichte Übelkeit verspürte, ihre Entschlossenheit aber nur um so fester wurde.
»Wenn Sie das tun können, kann ich es auch«, sagte sie und besah voll Ekel das zitternde, langbeinige, kleine Geschöpf, das jetzt unsicher auf seinen Beinen schwankte und sich an die Seite seiner Mutter kuschelte. »Es ist gar nicht so schwierig, und es geht schneller, als wenn ich erst Don holen müßte.«
»Zuerst werden Sie es verabscheuen. Das ging mir auch so, aber jetzt habe ich mich daran gewöhnt.«
»Ich werde mich auch daran gewöhnen, und es hat keinen Zweck, zimperlich zu sein.«
»Das ist eine gute Einstellung, aber ich werde es Ihnen vorher
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