Hilfe ich bin berühmt
Anhänger losgemacht hatte. Es hatte keinen Zweck, beim Zaun ohne ihre Ladung anzukommen. Irgendwie mußte sie versuchen, ihn zu befestigen. Aber dann kam sie in doppelte Schwierigkeiten. Der Traktor wollte nicht stehenbleiben. »Unsinn«, sagte sie laut, »man muß nur die Zündung ausschalten, wie man es in einem Auto macht. Dann bleibt er stehen.« Aber es war nichts gut. Der Traktor hatte einen Dieselmotor, so daß dieses Manöver wirkungslos blieb, und Tessa sah, wie sie unerbittlich auf den Zaun zurollte.
Später mußte sie zugeben, daß sie in diesem Moment von Panik ergriffen wurde; sie reagierte nämlich wie jede normale Frau und überhaupt nicht wie eine heldenhafte Pionierin. Am schlimmsten war, daß die Maschine plötzlich ein volltönendes Gebrüll von sich gab, und obwohl sie den Hebel der Starterklappe verzweifelt hin und her bewegte, änderte sich nichts. In dem Versuch, den Gang herauszunehmen, bediente sie wie wahnsinnig die verschiedenen Pedale. In ihrer Aufregung vergaß sie, auf welcher Seite sich die Kupplung befand, und trat hart auf die Bremse. Zu ihrem Schrecken gab das Ungeheuer ein herzzerreißendes Stöhnen von sich, und eine Rauchwolke quoll aus seinen Tiefen hervor. Das gab ihr den Rest, und Tessa verlor den Kopf. Sie hatte das ganze Ding in Brand gesetzt; Dons wertvoller Traktor würde vor ihren eigenen Augen zerstört werden. Danach würde sie wahrscheinlich selber in Flammen aufgehen, denn sie war sicher, daß es ihr nie gelingen würde, über dieses Rad zu springen. Der arme Don würde von seiner Arbeit zurückkehren, um die Asche seiner Schwester und seines Traktors innig miteinander vermischt zu finden. Kurz, Tessas Phantasie ging mit ihr durch.
Aber inzwischen hatte sie ein Rest von gesundem Menschenverstand automatisch dazu gebracht, das Fahrzeug von dem Zaun wegzusteuern, während sie alle paar Minuten über die Seite hinunterschaute und auf das Knistern der verschlingenden Flammen wartete. Es kam nicht, aber es roch nach verbranntem Gummi, und ihre Verwirrung wurde noch schlimmer durch die Tatsache, daß der Traktor, vom Hindernis der Bremse befreit, wieder an Geschwindigkeit gewann. Was konnte man mit einem vom Teufel besessenen Ungeheuer tun, das weder auf Bremsen noch auf das Abschalten der Zündung reagieren wollte? Hätte sie einen klaren Verstand behalten, so hätte sie sicher bemerkt, daß sie den Gang herausnehmen mußte. Aber sie war jetzt zu kopflos, um daran zu denken, daß sich die Kupplung genau auf der anderen Seite als in einem Auto befand. Ich kann nichts anderes tun, dachte sie hoffnungslos, als hier zu sitzen und das Ding wenigstens davor zu bewahren, daß es zerschellt. Ich muß einfach immer weiter in der verdammten kleinen Koppel im Kreis herumfahren. Was hatte dieser verdammte Schwachkopf mit dem Traktor gemacht, den er reparieren sollte? dachte sie wütend. Er war doch damals phantastisch gelaufen, und sie war so gut mit ihm fertig geworden, erinnerte sie sich voller Stolz und vergaß völlig, daß Don jeden Handgriff vorgeschrieben hatte. Warum trotzte er ihr jetzt in dieser dummen Art und Weise?
Nur weil dieser Kerl ihn kaputtgemacht hatte, sagte sie zu sich selbst. Mit grimmiger Entschlossenheit drehte Tessa weiter Runde um Runde in der Koppel, unfähig, dem Unglück zu begegnen, wie sie es in einem Auto getan haben würde. Dieses Ding war nicht wie ein Auto. Es war ein heulender, tobender Dämon, und sie war dumm gewesen, sich ihm zu nähern.
Diese Stimmung hielt an, bis sie sieben Runden um die Koppel gedreht hatte. Dann wurde sie etwas ruhiger und begann zu überlegen, wieviel Benzin im Tank war. Wenn er voll ist, muß ich einfach weiterfahren, bis Don nach Hause kommt, dachte sie, denn sie hatte beschlossen, daß sie nichts mehr dazu bringen würde, eines dieser Pedale zu bedienen. Sie würde das ganze Ding nur endgültig in Brand setzen. Aber wenigstens konnte sie den Traktor steuern. Das war ein Trost; sie hatte ihn nicht zertrümmert und ihn auch daran gehindert, einen verderblichen Weg einzuschlagen und den Zaun einzureißen, bevor er sich selbst den nächsten Hügel hinunterstürzte. Zumindest in dieser Hinsicht benahm sie sich ehrenwert. Aber ihre Selbstachtung hatte einen schweren Schlag erlitten. War es möglich, daß sie schließlich doch nicht zu einer richtigen Pionierin geboren war? Hatte dieser langweilige Edward Hall recht gehabt, als er ihr einmal sagte, daß ihre Augen immer größer waren als ihr Magen? Tessa fühlte sich sehr
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