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Hilfe ich bin berühmt

Hilfe ich bin berühmt

Titel: Hilfe ich bin berühmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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faßte ihren Besen fester, fühlte, daß ihre letzte Stunde gekommen war, und rannte weiter. Schließlich mußte man einen belagerten Gast retten.
    Als sie den Hof erreichte, schien die schlimmste Wut des Bullen abgeklungen zu sein. Er schlich jetzt um den Wagen herum, sein riesiges Gesicht nahe am Fenster, dahinter eine zusammengekauerte Gestalt. Tessa rannte schnell zum Gatter und öffnete es. Irgendwie mußte sie ihn hindurchtreiben und darauf achten, daß es diesmal richtig verschlossen wurde. Sie holte tief Luft und rückte äußerlich mutig, aber mit klopfendem Herzen vor.
    Der Bulle drehte sich um, erblickte sie, und Tessa kam zu dem Schluß, daß ihr letztes Stündlein geschlagen hatte, und sah schon ihren verstümmelten Körper auf dem schlammigen Hof liegen. Aber mit dem völlig unvernünftigen Verhalten, das die meisten Tiere zuweilen kennzeichnet, hatte das Biest plötzlich jedes Interesse an dem Auto verloren, drehte sich zum Heuschuppen um und schien völlig damit beschäftigt, die Ballen zu zählen. Tessa machte dem unsichtbaren Fahrer aufgeregte Zeichen, seine Hupe loszulassen, und schlich sich leise zum Schuppen, um ein Bündel Heu aus einem vorstehenden Ballen zu ziehen. Der Bulle beobachtete sie interessiert und folgte ihr brav, als sie zum Tor ging. Das war ein unangenehmer Augenblick. Tessa wollte rennen, denn sie dachte an den mehrere Zentner schweren Bullen, der ihr auf den Fersen war, und an ihren freien und ungeschützten Rücken. Aber sie ging weiter, und schließlich gelangte sie in die Koppel und warf am Gatter das Heu zu Boden. Dann trat sie dankbar zur Seite und beobachtete, wie das Ungeheuer friedlich hineinging und zu fressen begann. Ihr Herz erwärmte sich für ihn. Don hatte recht. Er war wirklich friedlich. Offensichtlich hatte er sie erkannt und mochte sie. Das war ein erfreulicher Gedanke, aber trotzdem schlüpfte sie sehr schnell und leise durch das Tor und verschloß es sicher. Dann ging sie auf das Auto zu, dessen Türe sich öffnete und dessen Fahrer im Begriff war auszusteigen.
    Ein gräßlicher Feigling, mir nicht zu helfen, dachte sie, aber jedenfalls habe ich ihm das Leben gerettet.
    Dann sah sie, wer es war, und sie wünschte, sie hätte es nicht getan. Es war Edward Hall, der ihr entgegenkam, hochgewachsen, selbstsicher, elegant und in den letzten zehn Jahren völlig unverändert geblieben.
    Sie stand reglos da, unfähig, das zu begreifen. Warum war er nicht in Malaysia? Und vor allem, warum war er hier?
    Aber es war Edward. Als er jetzt auf sie zukam und seine Hand ausstreckte, sah sie, daß er gealtert war, aber nicht zu seinem Nachteil. Sein Haar war etwas ergraut, aber nicht gelichtet, und sein schlankes, intelligentes Gesicht war sonnengebräunt — wahrscheinlich, dachte Tessa, vom tropischen Himmel. Seine ersten Worte waren frostig.
    »Was für ein abgelegener Ort. Was hat dich nur geritten, hierher zu gehen? Und das ist eine gefährliche Bestie.«
    Kein Wort des Dankes oder des Lobes, weil sie sich so mutig verhalten hatte, und sein Blick, der zunächst auf sie und dann auf das Haus fiel, war geringschätzig. Sofort dachte Tessa unglücklich an ihre alten Hosen, an ihre dicke Wolljacke, das nicht vorhandene Make-up. Sie war von Minderwertigkeitskomplexen erfüllt, die Edward vor zehn Jahren immer bei ihr verursacht hatte.
    Um sich zu verteidigen, sagte sie: »Ausgerechnet du! Ich müßte dich eher fragen, was dich hierher bringt.«
    Er antwortete nicht. Er war damit beschäftigt, die Beule in seiner glänzenden Kühlerhaube zu untersuchen. »Das Biest hat einen Kopf wie ein Sturmbock«, sagte er verärgert.
    »Aber keine Hörner«, erwiderte Tessa, wild entschlossen, immer die beste Seite der Dinge zu sehen. »Nun, wenn es ein Ayrshire gewesen wäre, hätte er bestimmt ein Loch durch die Haube gebohrt.«
    Er war nicht getröstet. »Schlimm genug. Haltet ihr ihn immer im Hof? Zumindest muß er Besucher abschrecken.«
    Nicht diejenigen, die man abschrecken möchte, dachte Tessa verdrießlich; aber laut wiederholte sie: »Was hat dich hierher gebracht?«
    Er antwortete kurz: »Du natürlich; obwohl ich keine Vorstellung davon hatte, wie schlecht die Straße ist. Die letzte halbe Meile ist eine Schande.«
    Sie lachte fast, als ihr klar wurde, daß er sie nicht so gerne besucht hätte, hätte er den schrecklichen Zustand, in den sein Auto geraten würde, voraussehen können. Trotzdem, das war ein Trost. Keine Anzeichen für die ungestüme Rückkehr eines früheren

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