Hilfe ich bin berühmt
Verehrers. Sie sagte gleichgültig: »Oh, der Weg ist schon wunderbar ausgetrocknet. Du hättest ihn vor einem Monat sehen sollen.«
Er antwortete nicht. Er hatte schon immer ihre Angewohnheit gehaßt, bei allem die gute Seite zu sehen, und sein Auto hatte offensichtlich genug Schaden gelitten. Bemüht, ihre Stimme herzlich klingen zu lassen, sagte sie: »Komm mit zum Haus, ich mache uns einen Kaffee. Don ist draußen auf der Farm. Das ist er immer.«
Schweigend gingen sie den Hügel hinauf. Tessa brannte darauf, ein Dutzend Fragen zu stellen — hatte er Malaysia verlassen? War er verheiratet? Wie hatte er herausbekommen, wo sie war? Und vor allem, warum, oh, warum, war er gekommen? Statt dessen sagte sie inkonsequent: »Es tut mir leid, aber ich glaube, du kannst es ausbeulen und ein bißchen Farbe darüberstreichen.«
Er schenkte ihr denselben Blick, an den sie sich so gut erinnerte, halb bestürzt, halb verärgert.
»Ein bißchen Farbe? Oh, das Auto... ich werde es natürlich richtig reparieren lassen... Übrigens, es war nett von dir, das Vieh wegzutreiben.«
Endlich eine Anerkennung ihres Heldenmutes. Sie hätte fast gesagt: »Siehst du, ich wußte ja nicht, daß du es warst«, aber statt dessen sagte sie: »Na ja, wir versuchen, unsere Gäste gut willkommen zu heißen, sogar im Hinterland.«
Im Haus angekommen, sah er sich kritisch um, und sofort wurde sich Tessa der allgemeinen Atmosphäre fröhlicher Vernachlässigung und des beginnenden Verfalls bewußt, ein Gefühl, das sie bei Munro nie gehabt hatte. Sie sagte hastig: »Seit wir hier sind, haben wir immer viel zu tun gehabt. Die Farm war heruntergekommen, und Don hat keine Zeit, das Haus zurechtmachen zu helfen.«
Darüber verärgert, wie er sie noch immer in die Defensive drängte, fügte sie herausfordernd hinzu: »Aber hier ist es gemütlich, und sie führte ihn in das Eßzimmer, wobei sie sehr deutlich die alte, verblichene Tapete sah und die Decke, die angestrichen werden mußte. »Ich werde das Mittagessen machen; du wirst doch bleiben, nicht wahr?« Und sofort merkte sie, daß sie eine dumme Frage gestellt hatte. Wenn ein Gast hundert Meilen oder noch weiter gefahren war, wahrscheinlich nur, um einen zu besuchen, dann war es eigentlich selbstverständlich, ihn zum Mittagessen zu bitten.
Aber warum diese Fahrt von hundert Meilen? In den letzten zehn Jahren hatte er bestimmt jede Zuneigung überwunden, die er je für sie gehegt hatte — und das, überlegte Tessa, war schon in den letzten kritischen Wochen ihrer Verlobungszeit wenig genug gewesen. Die Abwesenheit hatte sicher diesen Funken von Zuneigung nicht wieder belebt; für diesen unwillkommenen Besuch mußte es einen anderen Grund geben.
Plötzlich kam es heraus. Sie saßen beim Mittagessen (aus der Dose; genau, was er von mir erwartet, dachte Tessa ohne Reue), als er unvermittelt sagte: »Ich habe den Fernen Osten verlassen und bin hier in eine gute Stellung zurückgekehrt. Ich habe schon alles über deinen Erfolg gehört. Um ehrlich zu sein, ich habe mir dein Bild angesehen. Ich muß gestehen, es hat mich erstaunt.«
»Nicht mehr als es mich erstaunt hat«, sagte Tessa, nahm sich jedoch zusammen und fügte fröhlich hinzu: »Den Erfolg meine ich, aber das ist schon Monate her. Ich habe es fast vergessen.«
Aber jetzt verstand sie, warum er gekommen war; Edward Hall liebte den Erfolg und hatte ihn nie mit ihren lieblichen Aquarellen in Verbindung gebracht. Ein Maler von altmodischen Arbeiten war eine Sache für sich; einer, der mit einem kraftvollen und gewagten Gemälde eine Sensation geschaffen hatte, war etwas ganz anderes. Er war gekommen, um sich zu vergewissern, ob sie sich geändert hatte, und wenn dies der Fall war, ob es lohnte, sich mit ihr Mühe zu geben.
Jetzt sprach er von den »Träumen«. »Das Bild war ohne Zweifel eindrucksvoll. Ich hätte dich nie für fähig gehalten, so etwas zu schaffen.«
Das ärgerte sie. Edward Hall hatte nie etwas von Kunst verstanden; wie wagte er es, sie gönnerhaft zu behandeln, als wäre er ein Experte? Sie sagte: »Diese Art von Arbeiten ist nicht sonderlich schwierig«, und dann wechselte sie das Thema, indem sie ihn fragte, warum er den Fernen Osten verlassen hatte und nach Neuseeland zurückgekehrt war. Er erzählte ihr kühl, daß man Rücksicht auf die Gesundheit nehmen müsse, und eröffnete ihr jetzt, daß er nie geheiratet hatte. »Es war ein Leben, das der durchschnittlichen Frau nicht gefallen hätte.«
Sie lachte. »Aber
Weitere Kostenlose Bücher