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Hilfe ich bin berühmt

Hilfe ich bin berühmt

Titel: Hilfe ich bin berühmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Edward, ich habe nie geglaubt, daß du die durchschnittliche Frau heiraten würdest. Ich habe mir deine Frau immer als einen genialen, sehr praktischen und sehr orthodoxen Menschen vorgestellt. Die vollkommene Gattin eines Diplomaten.«
    Alles, was ich nicht war, dachte sie, und wie froh ich bin, daß ich das nicht war. Wenn ich mir vorstelle, ich wäre mit diesem Mann verheiratet! Das Leben wäre so langweilig gewesen.
    Als wolle er dies beweisen, fuhr er nun fort, von seiner gegenwärtigen geordneten Existenz zu sprechen, von dem teuren Haus, das er gekauft hatte, von den soliden Eigenschaften des Bekanntenkreises, in dem er sich bewegte. Das alles klang schrecklich für Tessa, die sich in ihrem schäbigen Haus umsah und einen kurzen Blick ihres eigenen Bildes im Spiegel ihrer Großmutter erhaschte, der an der Wand des Wohnzimmers hing. Das Spiegelbild brachte sie zum Lachen; ihr Haar war zerzaust, ihre Haut rauh und gezeichnet von Regen und Wind; ihre Augen, nahm sie an, waren so gut wie immer; sie sahen sie jetzt an, sehr groß und erfüllt von einem unruhigen, schalkhaften Glanz, den Hall mißbilligend bemerkte.
    Er sagte: »Mein Leben war sehr arbeitsam. Ich sehnte mich nicht besonders danach zu heiraten. Meine Schwester ist zu mir gekommen und hat die Dame des Hauses gespielt. Erinnerst du dich an meine Schwester?«
    Nur allzu gut erinnerte sich Tessa an diese korrekte und schreckliche Frau. Sie war vielleicht einer der entscheidenden Faktoren gewesen. Dorothea Hall hatte sie nicht gebilligt, und eigentlich hatte Tessa ihr daraus keinen Vorwurf gemacht. Aber sie hatte nicht den Wunsch verspürt, den Rest ihrer Tage nicht nur unter einem mißbilligenden Augenpaar zu leben, sondern unter zwei.
    »Sie hat geheiratet. Erstaunlich in ihrem Alter«, fuhr Edward gelassen fort. »Eine sehr gute Partie, einen Diplomaten, der in Pension ging. Aber das hat mich letzten Endes zu meinem Entschluß gebracht.«
    Zu welchem Entschluß? Sich zurückzuziehen, hoffte sie. Nicht zu heiraten? Das wäre ein entmutigender Gedanke. Dann dachte sie an ihr Spiegelbild und fühlte sich völlig sicher. Er würde nie im Traum daran denken, ein Mädchen, das so aussah, zu heiraten.
    Bestimmt kehrte Hall zu dem Thema ihres erstaunlichen »Erfolges« zurück. »Warum hast du dich plötzlich von all dem abgewandt und bist an diesen verlassenen Ort gegangen? Deine Freunde fanden das unverständlich. Endlich Erfolg, nachdem du jahrelang... jahrelang...«
    »Nachdem ich jahrelang so gemalt hatte, wie es mir gefiel und dabei glücklich war«, ergänzte Tessa fröhlich. »Ja, ich glaube, es hat die Leute überrascht.«
    Edward war ein engstirniger Mensch. »Man hat mir erzählt, du hast eine gute Summe dafür bekommen und hast sie für irgend etwas gestiftet. War das klug? In der Welt von heute und mitten in einer Rezession wäre es doch sicherlich vernünftiger, alles, was man verdient, zu investieren? Man weiß nie, was kommen wird.«
    Begleitet von seinem kühlen, mißbilligenden Blick zündete sich Tessa eine Zigarette an und sagte fröhlich: »Natürlich nicht; das weiß man nie, also ist es völlig albern, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Lebe heute und vergiß die Zukunft. Man kann sowieso nichts daran ändern.«
    »Man kann umsichtig sein und sich auf einen Regentag vorbereiten.«
    »Ich warte lieber, bis der Regen kommt, und leihe mir dann einen Schirm.«
    Er seufzte verärgert. »Noch immer dieselbe dumme Philosophie. Hast du im Laufe der Jahre gar nichts gelernt?«
    »Nur die Gegenwart zu genießen und aus jeder Minute das Beste zu machen... Möchtest du noch etwas Brot?«
    »Nein, danke. Ich vermeide stärkehaltige Nahrung.«
    »Aber du bist ziemlich dünn. Warum ißt du nicht, was dir Spaß macht?«
    »Zunehmen kann man noch immer. Es ist besser aufzupassen und Vorkehrungen zu treffen.«
    »O Edward, wie langweilig das klingt... Immer Vorkehrungen gegen Dinge zu treffen, die wahrscheinlich niemals eintreten werden.«
    Er runzelte die Stirn. »Wenn sich jeder so verhalten hätte, wären wir jetzt nicht mitten in diesem Tief. Mangelndes Vorausdenken war die Schwäche unseres Landes. Nicht nur die unsere, sondern auch die Großbritanniens.« Er ließ sich jetzt über die Dummheiten der Menschheit aus.
    Sie war sehr gelangweilt, aber es war besser, als einem Kreuzverhör über dieses verdammte Bild ausgesetzt zu werden, das er zu schätzen schien. Jetzt beantwortete er irgendeine Feststellung, die sie irgendwann einmal ins Blaue

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