Hilfe ich bin berühmt
hinausdrängte: »Ich werde wiederkommen. Es ist keine unangenehme Fahrt, wenn man den Weg erst einmal kennt, und ich würde — ich würde deinen Bruder gerne wiedersehen.«
Da Don ein ziemlich sommersprossiger und flegelhafter Teenager gewesen war, als Hall ihn zum letztenmal gesehen hatte, und er außerdem von ihrem Verlobten beständig ignoriert worden war, war Tessa geneigt, diese Begründung anzuzweifeln. Aber sie hatte die fröhliche Gewißheit, daß dieser steife und kompromißlose Mann sich nie wieder von ihr angezogen fühlen würde. Alles war nur die Schuld dieser verdammten Kleckserei.
Aber das konnte sie ihm wohl kaum sagen, und so sagte sie fröhlich: »Ich verspreche dir, daß Don das Gatter von der Koppel des Bullen befestigt. Ich habe eigentlich selbst ziemliche Angst vor ihm, wenn ich nach den Schafen sehe.«
Er hatte sich soeben zum Gehen gewandt, aber ihre Worte ließen ihn unglücklicherweise innehalten. »Du siehst nach den Schafen? Willst du damit sagen, daß Don hier keine Hilfe hat?«
»Überhaupt keine. Wir kommen alleine zurecht.« Da sie es reizte, etwas anzugeben, war sie so dumm zu sagen: »Ich bin ein unheimlich guter Schafhirte. Auch eine ziemlich gute Hebamme. Ich kann ein Lamm genauso gut auf die Welt bringen wie Don.«
Er sah angeekelt aus. »Eine — eine Hebamme?«
Sie brach in Gelächter aus. »Ja. Es ist kein schmutziges Wort, Edward.«
Er lächelte nicht. »Ausgesprochen unschicklich. Du solltest solche Aufgaben nie übernehmen müssen.«
Völlig unpassend lachte sie wieder, und er sah beleidigt aus.
»Ich kann mich nicht erinnern, lustig gewesen zu sein.«
»Nein, natürlich warst du das nicht. Ich wollte nicht unhöflich sein. Du hast mich nur so an Jake erinnert.«
»Jake?« Er murmelte dieses Wort verächtlich; dieser Name klang gewöhnlich.
»Ja, der Mann, der den Laden im Ort führt. Er ist so lieb, aber er säuft wie ein Loch, und als er neulich abends betrunken war, hat er sich unheimlich darüber aufgeregt, daß ich bei jedem Wetter die Farmarbeit verrichte, und er hat mir so freundlich Schutz hinter seinem Ladentisch angeboten... So ein netter Heiratsantrag. Ich habe schon lange keinen mehr bekommen, und dabei ist es so gut für die Stimmung.«
»Und das«, sagte sie später zu Don, »hat ihm den Rest gegeben. Ich weiß nicht, ob er nur von dem Gedanken angeekelt war, daß ich in einem Laden mit einem betrunkenen Mann arbeite, oder ob er nur Angst hatte, ich würde von ihm erwarten, mir einen ähnlichen Heiratsantrag zu machen. Jedenfalls ist er davongestürzt, wobei er ganz offensichtlich den Staub dieses Hauses (und davon gab es nicht wenig) von seinen schönen Schuhen schüttelte — und ich glaube nicht, daß wir ihn noch einmal wiedersehen.«
Aber hier irrte Tessa.
9
Nach diesem Wiedersehen empfand sie es als Erleichterung, ihr Versprechen zu halten und zu Kenneth Munros Haus an die Küste hinunterzufahren. Es war ein schöner Septembertag, der schon den Frühling verhieß, und Tessa hatte gute Laune. Noch ein paar Wochen, und das Gras würde im Überfluß wachsen, und die Plage des Winters wäre vorbei. Im nächsten Jahr würde Don auf die langen, harten Wintermonate vorbereitet sein, und das Leben wäre leichter. Im nächsten Jahr? Würde sie dasein, um all die Verbesserungen zu sehen, die er plante? Würde er jemanden gefunden haben, um sein Leben zu teilen? Sie hoffte es; die Freundschaft mit Thea wuchs, und er hatte gelernt, dieses praktische und attraktive Mädchen zu schätzen.
Und was war mit ihr selbst? Würde sie in die Stadt zurückgekehrt sein? Laut sagte sie: »Nein, das nicht. Das würde ich jetzt hassen.« Sie vergeudete keine Zeit, über ihre Zukunft nachzudenken. Sie würde schon von selbst kommen. Sie hatte genug Geld, um eines dieser verlassenen Häuser auf einer einsamen Farm zu kaufen und es gemütlich herzurichten; sie hatte genug zum Leben, nicht viel, aber immerhin ausreichend, wenn sie ihr Einkommen mit ein bißchen Malerei ergänzte. Das heißt, solange es für ihre Arbeiten noch einen Markt gab. Aber es lohnte sich nicht, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Bis zum nächsten Jahr konnte soviel passieren.
Inzwischen hatte Don sehr viel Arbeit. Das Einzäunen hörte noch immer nicht auf, und wenn das Wetter es erlaubte, wurde jetzt mit dem Traktor und einem Verteiler die Kopfdüngung vorgenommen. »Im nächsten Jahr kann ich es mir leisten, es aus der Luft machen zu lassen«, sagte er fröhlich. »Hansard
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