Hilfe ich bin berühmt
den Aufzug betreten wollte, zurückzuhalten, und Munro sagte jetzt: »Es bleibt uns gerade noch eine halbe Stunde Zeit, um eine Dampferfahrt auf dem Fluß zu machen«, und nun rasten sie zum Parkplatz und zu den Autos. Die Kinder hatten in Tana das Meer gesehen, aber sie waren noch nie auf einem Dampfer gewesen. Im Moment war ihre Freude und ihre Scheu beim Anblick des mächtigen Flusses so groß, daß sie sich auf den Sitzen an Deck ganz ruhig verhielten, und es gab keine Zwischenfälle, außer daß Tina unbedingt ins Wasser fallen wollte, als das Schiff ablegte. Beim Aussteigen sagte Tessa zu Kenneth: »Sie haben den ganzen Tag geopfert, und Sie werden spät nach Hause kommen.«
Er lächelte etwas traurig. »Der große Vorteil — oder Nachteil — meines Lebens ist, daß sich niemand Sorgen macht, wenn ich spät nach Hause komme... Und es war ein herrlicher Tag.«
Danach bestand er darauf, daß es für die Erwachsenen Kaffee und für die Kinder Eis geben sollte, bevor sie losfuhren. »Aber Tina?« fragte Hana, und Munro antwortete fröhlich, daß sie für den Notfall eine Abendzeitung kaufen würden. Tessa war ganz erleichtert, als er vorschlug, die Gesellschaft zu teilen.
»Ich übernehme drei und fahre hinterher. Dann habt ihr alle Platz genug, um euch auszustrecken. Aber ihr könnt Tina haben«, endete er großzügig.
Es war sieben Uhr, und die Frühlingsdämmerung brach schon herein, als die beiden Autos vor dem Haus der Heavens hielten. Sechs ältere Kinder und ihr Vater (oder Onkel oder zweiter Vetter; Tessa wußte es nicht) kamen heraus, um sie zu begrüßen, und es ertönte ein aufgeregtes Geplapper, durch das man ab und zu Johnny sagen hörte, daß die Kühe gemolken waren und der Braten fertig sei. Dann wandte er sich mit der angeborenen Höflichkeit der Maoris an Tessa und Munro, die der Versammlung interessiert zusahen, und sagte: »Es wäre mir eine Ehre und eine Freude, wenn Sie uns Gesellschaft leisten würden.«
»Vielen Dank, Johnny, ich würde das sehr gerne annehmen, aber Don wird sich nach einem Essen sehnen, und außerdem warten drei schreckliche Lämmer darauf, gefüttert zu werden«, sagte Tessa, und Munro entschuldigte sich, weil er noch weit zu fahren hatte. Er fügte hinzu, daß er sie, wenn es ihnen recht wäre, nächste Woche, wenn er die Straße hinauf- oder hinunterfuhr, gerne einmal besuchen würde.
Tessa kam erschöpft, aber frohen Herzens nach Hause. Ihre Fröhlichkeit steigerte sich noch, als Don sagte: »Kümmere dich nicht um das Abendessen, altes Mädchen. Ich habe Thea besucht, und sie machte mir ein wundervolles Mittagessen und sagte, du solltest heute Abend nicht kochen.«
11
Da jetzt fast alle Lämmer geboren waren und das Schafehüten leichter wurde, hatte Tessa mehr Zeit, sich für die Angelegenheiten ihrer Nachbarn zu interessieren. Die Ellisons waren weg. Der Farmer unten im Tal hatte sofort zugegriffen und ihre Farm gekauft, um so mehr, als es jetzt kein Haus mehr gab, das den Preis hätte erhöhen können. Die Möbel und Habseligkeiten, die die Nachbarn gerettet hatten, befanden sich jetzt in der Stadt, und Malcolm hatte einen Ausflug gemacht, um ein Haus für ihren »späten Sommer«, wie Dora es nannte, zu finden.
»Und bis jetzt scheint es auch zu halten«, sagte Tessa eines Tages zu den Butlers, als sie hereinschaute, um zu fragen, was das Buch mache. »Als ich mich von ihnen verabschiedete, war alles eitel Freude und Sonnenschein, und Malcolm war noch immer der Held.«
»O ja,« sagte Dora. »Die ganze Balgerei war wirklich nur ein lustiges Spiel.«
Tessa riß die Augen weit auf. Für sie war es kein lustiges Spiel gewesen; sie hatte es als äußerst verwirrend empfunden. Aber sie besaß auch nicht Doras gelassene und philosophische Lebensauffassung.
Das Buch steckte offensichtlich in einer schrecklichen Krise, und Charmian de Tours verbrachte eine schlimme Zeit, und George war folglich leicht gereizt.
»Das verdammte Manuskript muß in Kürze nach London geschickt werden, und ich weiß nicht, wie ich einen Schluß für das verdammte Ding finden soll«, murmelte er.
»Könnten Sie nicht eine Romanze zwischen dem Jungen und dem Mädchen andeuten?« fragte Tessa.
»Das habe ich beim letztenmal getan und mußte es dann weglassen. Die Lektoren hielten es für falsch, und dann gaben sie es einigen Kindern zu lesen. Die kleinen Teufel meinten, es wäre rührselig. Wirklich, ich weiß nicht, was in die Kinder gefahren ist.«
»Ich glaube,
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