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Himmelstal

Himmelstal

Titel: Himmelstal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hermanson
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Persönlichkeit glaubt außer ihr niemand, das soll dir klar sein.«
    Daniel setzte sich etwas zu schnell im Bett auf. Die verbrannte Seite tat weh, er musste einen Moment die Augen schließen und Luft holen.
    »Ich habe nie von einer neuen Persönlichkeit gesprochen«, zischte er. »Ich habe nur gesagt, dass ich nicht Max bin, sondern sein Zwillingsbruder.«
    Doktor Fischer presste die Handflächen zusammen wie ein Heiliger, drückte seine schmalen Lippen an die Fingerspitzen und schaute Daniel spöttisch an.
    »Es gibt aber keinen Zwillingsbruder, mein Freund.«
    »Nicht? Und wer war dann zu Besuch hier und hat sich in das große Buch an der Rezeption eingeschrieben?«
    Karl Fischer zwinkerte geheimnisvoll mit dem Auge.
    »Das war dein zwei Jahre älterer Bruder, nicht wahr?«
    Daniel stöhnte verzweifelt.
    »Max hat ein falsches Geburtsjahr angegeben. Aber das Personal muss doch die Ähnlichkeit zwischen uns bemerkt haben. Jemand muss gesehen haben, dass wir Zwillinge sind!«
    Karl Fischer zuckte mit den Schultern und betrachtete gelangweilt seine Fingernägel.
    »Mich brauchst du nicht zu fragen. Ich habe deinen Bruder nie gesehen. Ihr sollt beide dunkelhaarig sein, habe ich gehört. Aber du bist mein Patient, dein Bruder interessiert mich nicht. Er ist wieder abgereist, und ich werde in Zukunft äußerst restriktiv sein, wenn es um Besuch für dich geht. Das scheint dich auf komische Gedanken zu bringen. Du bist aus gutem Grund in Himmelstal, und du wirst den Rest deines Lebens hier bleiben. Je eher du das akzeptierst, desto besser wird es dir gehen.«
    Daniel keuchte und ergriff einen Bettpfosten, als wollte Doktor Fischer ihn gleich in einen Abgrund stoßen.
    »Ich möchte ein richtiges Telefon haben«, sagte er. »Ich möchte nach Schweden telefonieren.«
    Er wusste nicht so recht, wen er anrufen sollte, er hatte kaum Freunde. Jemand, der bestätigen konnte, dass er Daniel und nicht Max war. Jemand aus dem Gymnasium, an dem er arbeitete? Da war natürlich niemand, mitten im Sommer. Das Einwohnermeldeamt?
    Doktor Fischer tippte mit dem Finger auf die Broschüre.
    »Die Bewohner haben keinen Zugang zu externen Telefonleitungen«, sagte er trocken.
    »Ich möchte gern mit Doktor Obermann sprechen.«
    Daniel hätte sich gewünscht, dass er aufhörte zu zittern. Er wollte nicht vor Doktor Fischer zusammenbrechen. Vor Doktor Obermann vielleicht, aber nicht vor Doktor Fischer.
    Fischer lächelte geduldig.
    »Von jetzt an habe ich die Verantwortung für dich. Du wirst also Doktor Obermann nicht mehr treffen. Du bleibst noch eine Woche auf der Krankenstation. Wenn die Verletzungen weiterhin so gut heilen und du keine neuen Dummheiten machst, kannst du in die Hütte zurück. Aber ich möchte keinen Quatsch mehr über Zwillinge hören«, fügte er in scharfem Ton hinzu. »Kein Wort mehr.«
    Er beugte sich über Daniels verbrannte Seite und flüsterte ihm ins Ohr. Sein Atem roch nach Ozon, wie die Luft nach einem Gewitter:
    »Wenn du noch einmal in die Zone 2 gehst, wirst du eine Treppe tiefer verlegt. Verstanden?«
    Daniel verstand es nicht. Aber er schien gut daran zu tun, wenn er jetzt nickte.

Teil 3
     
    35  Ein Lämmchen unter Wölfen, dachte Daniel, als er vor dem Gebäude mit der Krankenabteilung stand und auf den Park vor sich sah.
    Es war um den Monatswechsel Juli/August, das Gras auf den Hängen war immer noch unwahrscheinlich grün, aber irgendetwas in der Luft sagte ihm, dass es Herbst wurde.
    Er hatte sich danach gesehnt, das kleine Krankenzimmer zu verlassen, aber als er jetzt nach abgeschlossener Behandlung kuriert hier stand, sehnte er sich zurück. Der kurze Weg zu den Hütten oben am Hang kam ihm plötzlich wie eine lange gefährliche Wanderung vor.
    Er drehte sich zum Krankengebäude um und sah, wie sich der Himmel und die dahinrasenden Wolken in der Glasfassade spiegelten.
    Er holte tief Luft, griff fest nach den Tragriemen seines Rucksacks und ging schnell und ohne sich umzuschauen durch den Park und den Hang hinauf. Wie immer begegneten ihm Menschen, auf dem Weg zum Swimmingpool, zum Tennisplatz oder zum Speisesaal. Aber jetzt fand er nicht mehr, dass sie aussahen wie Touristen in einem Luxushotel. Er wusste, dass jeder, der ihm begegnete und keine hellblaue Uniform trug, ein Raubtier in Menschengestalt war. Ein unterernährtes Raubtier, das danach gierte, ein echtes Lämmchen zwischen die Zähne zu bekommen.
    Er hatte sich vorgenommen, ganz ruhig zu gehen, aber die letzten zwanzig Meter zur

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