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Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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noch nicht bezahlt. Richtest du ihm einen schönen Gruß von Onkel Sungat aus?«
    Der Junge nickte betont beschämt und im Bemühen, möglichst unverkrampft zu wirken, erwiderte er: »Aber was wollen Sie denn mit dem Wodka? Sie trinken doch …«
    Die Worte blieben Gleb im Halse stecken, als ihm klar wurde, was für einen fürchterlichen Bock er gerade geschossen hatte.
    »Du wolltest sagen, dass ich nicht trinke?« Sungat bückte sich langsam und schob seine Visage direkt vor das Gesicht des Streuners. »Hat da etwa jemand gelauscht? Wer bist du überhaupt, hä?!«
    In diesem Moment ging irgendwo hinter den Wänden das gedehnte Hupen einer Alarmsirene los. Der Aufzug blieb stehen, und die Türen fuhren zurück. Gleb tauchte unter der Pranke, die ihn gerade packen wollte, hindurch und rannte, so schnell er konnte, davon. Das Stiefelgetrampel in seinem Rücken machte ihm zusätzlich Beine. In einem kurzen Durchgang mit Gitterplatten am Boden stolperte er und wäre beinahe auf der Nase gelandet.
    Er stieß eine Tür auf und gelangte in einen riesigen Betonkorridor, der eine leichte Biegung beschrieb und mit Karren und Verkaufständen vollgestellt war. Auch ein paar schäbig gekleidete Bewohner gingen auf der improvisierten Straße ihren Geschäften nach.
    Der Anblick erinnerte Gleb an die Tschernyschewskaja mit ihrer ärmlichen Ausstattung, ihren dicht aneinandergedrängten Wohnbaracken und ihren heruntergekommenen Bewohnern. Die hiesigen Slums sahen ähnlich aus und unterschieden sich eigentlich nur durch die schiere Größe von einer Metrostation. Hier gab es wesentlich mehr freien Platz.
    Auf Ebene 7 kam man sich beinahe vor wie auf der Hauptstraße einer Großstadt. In den Betonwänden befanden sich gleichmäßige Fensterreihen auf mehreren Stockwerken. Die »Häuser« verfügten über Schildchen mit Nummern und sogar über Balkone mit dekorativen Gusseisengeländern, auf denen Wäsche zum Trocknen aufgehängt war. Doch die Anzeichen des Verfalls waren unübersehbar: Müllberge neben den Hauseingängen, überall heruntergefallener Putz, leere Blechtonnen mit Ascheresten und ärmliche Funzeln am schimmligen Deckengewölbe.
    Möglich, dass das »Viertel« vor fünfzehn Jahren noch in einem akzeptablen Zustand gewesen war, doch inzwischen hatte der Zahn der Zeit hässliche Spuren hinterlassen. Die Ebene 7 wirkte beinahe verwaist, obwohl durch die Flüchtlinge doch angeblich regelmäßig neue Bewohner einzogen.
    Es waren zu wenig Menschen auf der »Straße« unterwegs, als dass Gleb in der Menge hätte untertauchen können. Deshalb blieb ihm nichts anderes übrig, als Haken schlagend zwischen den Ständen und Karren hindurchzumanövrieren und zu hoffen, dass der schwergewichtige Hüne ihm nicht folgen konnte.
    »Haltet den Dieb!«, plärrte der Verfolger.
    Gar nicht so dumm, der Typ, dachte der Junge verdrossen.
    Auf Sungats Kommando reagierten die hiesigen Händler mit einer für ihren Berufsstand erstaunlichen Behändigkeit. Ehe der Flüchtende sich versah, stolperte er über ein gestelltes Bein und purzelte auf den Bürgersteig. Sofort packten den Gestrauchelten mehrere Hände und zogen ihn hoch. Von allen Seiten liefen Gaffer zusammen.
    Als der rotbärtige Hüne in den Kreis der Schaulustigen trat, machten diese bereitwillig Platz. Keiner von ihnen hätte es gewagt, einem Angehörigen der Führungskaste den Weg zu versperren.
    »Es ist nicht sehr höflich, junger Mann, mitten im Gespräch einfach abzuhauen«, zischte Sungat mit einem diabolischen Grinsen. »Zumal mit einem Erwachsenen. Aber ich werde dir schon Manieren beibringen …«
    Als der Rotbart versuchte, den Jungen am Ohr zu packen, verzog er plötzlich vor Schmerz das Gesicht. Der kleine Teufel hatte ihm die Finger umgebogen. Brüllend vor Zorn schüttelte Sungat den Quälgeist von seiner Hand. Dann trat er brutal zu und spürte mit sadistischem Vergnügen, wie seine Stiefelspitze auf etwas Weiches traf.
    Gleb wurde zurückgeschleudert und rang mit stechenden Schmer zen im Bauch um Luft. Abermals packten ihn die sehnigen Hände der Händler und zerrten ihn in den Kreis zurück, direkt vor die Füße seines Peinigers.
    »Ich wiederhole meine Frage!«, donnerte Sungat und rieb sich die schmerzende Hand. »Wer bist du?!«
    Gleb schaute sich verängstigt um. In der Menge bemerkte er einen Mann in Militäruniform, der kurz etwas in sein Funkgerät sprach, sich ansonsten aber heraushielt.
    »Du brauchst gar nicht zu antworten«, höhnte der Rotbart, während

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