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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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drängen, musst du tatsächlich so beschränkt sein, wie meine Großmutter immer behauptet hat.«
    Susanna schnaubte und wandte den Blick ab. »Sie hat mich seit jeher verabscheut. Und sie hat verhindert, dass du und ich eine echte Chance bekamen.«
    Alan trat ein paar Schritte näher und setzte sich auf die Bettkante – immer noch in sicherer Entfernung zu ihr. »Sie hat dich indessen nicht gezwungen, dich wie ein läufiges Luder mit Henry Plantagenet im Heu zu wälzen.«
    Susanna fuhr leicht zusammen. Womöglich traf es sie unvorbereitet, dass er die Dinge so unumwunden aussprach, statt wenigstens mit Worten einen Bogen um ihre Schande zu machen, die ja auch die seine war. Stumm sah sie ihn an, ihr Blick eine eigentümliche Mischung aus Verachtung und Flehen.
    »Hast du dir insgeheim gewünscht, dass ich euch erwische?«, fragte er bitter. »Um mir die Sache mit Eanfled heimzuzahlen?«
    »Wenn ich dir jedes Mal hätte heimzahlen wollen, da du mir untreu warst, müsste ich das Leben einer Soldatenhure führen«, gab sie zurück.
    »Nun, es ist nie zu spät für eine neue Berufung«, konterte er. »Und wenn ich mich an unsere gemeinsamen Nächte erinnere, würde ich sagen: Schamlos genug wärst du allemal.«
    Sie fuhr auf. »Du Bastard !«
    Er biss die Zähne zusammen und schluckte herunter, was ihm auf der Zunge lag. Er hatte noch allerhand Gehässigkeiten auf Lager. Es war nicht schwer, einen Menschen zu kränken, mit dem man ein Jahr seines Lebens geteilt hatte, dessen Schwächen und wunde Punkte man daher allesamt kannte. Aber er merkte, dass es ihn erregte, mit ihr zu streiten, und das war ihm zu heikel. Das Letzte, was er wollte, war, sie … zurückzuerobern. Er schlug die Beine übereinander und legte die gefalteten Hände auf sein Knie. »Das bin ich«, räumte er mit einem kleinen Lächeln ein. »Daran zumindest besteht kein Zweifel.«
    »Und es ist dir egal geworden. So wie dir egal geworden ist, mit wem du verkehrst. Oder was die Welt von dir denkt.«
    »Es ist mir nicht egal«, widersprach er. »Aber ich gebe zu, mein Blick auf die Welt hat sich verändert. Früher habe ich mich meiner Abstammung geschämt, weil mein Vater und meine Mutter mich in Sünde gezeugt haben. Es war mir peinlich, und ich war wütend, weil sie mir diesen … Mühlstein in die Wiege gelegt haben. Heute frage ich mich, was für Menschen sie wohl waren. Was sonst sie mir in die Wiege gelegt haben mögen. Und ich gestehe, ich bewundere sie für ihren Mut, gegen alle Regeln zu verstoßen und die Folgen auf sich zu nehmen.« Er zuckte die Achseln und schloss: »Die Welt hat mir die kalte Schulter gezeigt, als ich ein Namenloser ohne Gedächtnis war. Das führt wohl unweigerlich dazu, dass man seinen Blick auf diese Welt verändert.«
    »Du billigst die Lasterhaftigkeit deiner Mutter und deines Vaters, aber du bist nicht gewillt, mir zu vergeben, dass ich einen Fehler gemacht habe? Obwohl ich einsam und verzweifelt war und du mich wie ein Möbelstück behandelt hast?«
    »Vielleicht liegt der Unterschied darin, dass meine Mutter niemanden betrogen hat.«
    »Dein Vater schon.«
    Er hob abwehrend die Hand. »Und er hat teuer dafür bezahlt. Aber du hast schon ganz recht, Susanna: Ich bin weder gewillt noch in der Lage, dir zu vergeben. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass du großen Wert darauf legst, unsere Ehe fortzusetzen. Als ich eben hereingekommen bin, hattest du vor, mich ins Bett zu locken, aber kaum haben wir ein paar Worte gewechselt, findest du mich so unerträglich, dass du von deinem Plan Abstand nimmst.«
    Sie errötete so heftig, dass er es selbst im schwachen Licht der beiden Kerzen auf dem Tisch sehen konnte, und wandte den Blick wieder zum Fenster.
    »Darum ist es wohl besser für uns beide, wenn wir uns trennen«, fügte er hinzu. »Und ich werde mich so schnell wie möglich von dir scheiden lassen.«
    Das erschütterte sie. »Eine Scheidung? Aber …« Langsam hob sie die Hände, legte sie aufs Gesicht und starrte ihn an, die Augen groß vor Furcht. »Gott. Du willst mich vor ein kirchliches Gericht schleifen?«
    »Die Vorstellung ist nicht ohne Reiz«, räumte er grimmig ein. »Aber Untreue ist kein Scheidungsgrund. Ein kirchliches Gericht könnte dich lediglich zu einer Buße verurteilen und mir die Erfüllung aller ehelichen Pflichten erlassen – übrigens auch die, für deinen Unterhalt aufzukommen oder dir das übliche Witwenerbe zu hinterlassen −, aber verheiratet wären wir immer noch. Darum werde ich eine

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