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HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 23 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARIE-LOUISE HALL LAURIE GRANT
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plötzlich leise schwankend inne und schalt sich eine Närrin. „Bess, ich habe den Kasten mit meinen Papieren im Zimmer stehen lassen. Bitte, hol ihn sofort. Er darf keinesfalls verloren gehen.“
    „Sobald Ihr Platz genommen habt, Mylady …“
    „Nein, ich sagte, sofort!“ Schmerzen und Unruhe ließen Seraphina heftig werden. „Was auch immer sein mag, die Papiere dürfen nicht verloren gehen. Geh! Ich komme schon zurecht …“
    Ihr Gesicht war starr vor Unmut, und Bess tat, wie ihr geheißen war. Mit schmerzerfüllter Langsamkeit hob Seraphina den Fuß auf das Trittbrett der Kutsche, blickte dann plötzlich zurück und stöhnte laut auf.
    „Mylady?“ Der Kutscher reichte ihr zögernd die Hand entgegen.
    „Crecy? Wo ist der Wallach?“
    „Der Graue?“ Der Mann schaute sie einfältig an. „Den habe ich ganz vergessen, Mylady. Ich hole ihn gleich …“
    „Nein! Ihr ladet die Koffer auf. Ich werde den Stallburschen dort bitten. Das geht schneller“, erwiderte Seraphina kurz. Grace hatte recht gehabt. Sie war nicht in der Verfassung für eine Reise. Dennoch konnte sie nichts anderes denken, als dass sie umso schneller daheim sein konnte, je eher sie sich auf den Weg machen würden.
    Doch sie hatte den Hof noch nicht zur Hälfte überquert, als sie feststellen musste, dass es eine Torheit gewesen war, nicht sofort in die Kutsche zu steigen. Irgendetwas stimmte mit ihren Beinen nicht, oder auch mit den Pflastersteinen. Bei jedem Schritt hob und senkte sich der Boden unter ihren Füßen. Es wurde ihr heiß unter dem Schleier, sie schien zu ersticken. Als sie einen weiteren unsicheren Schritt tat, blinzelte sie verzweifelt. Der Schleier wurde immer kleiner und dichter, legte sich immer enger um ihr Gesicht, sodass sie kaum noch atmen konnte. Sie bemerkte noch, wie der Bursche neben dem Block zum Aufsitzen sich erhob und auf sie zukam. Aber sein Bild verschwamm vor ihren Augen. Sie taumelte und griff angstvoll an den Kragen ihres Umhanges, wollte versuchen, den Schleier zu lösen und fiel plötzlich in bodenlose Finsternis, tiefer und immer tiefer … und dann fing sie irgendjemand auf, riss sie aus dem Abgrund empor. Auf einmal war die Dunkelheit nicht mehr beängstigend, sondern nur noch eine ersehnte Erholung von den Schmerzen, und sie gab sich ihr willig hin.
    Der Earl blickte auf das reglose Bündel in seinen Armen und runzelte ratlos die Stirn. Sie war leichter, als er erwartet hatte, und die Hände und Handgelenke, die sich weiß von ihren dunklen Gewändern abhoben, waren zarter, als sie ihm in der Nacht zuvor erschienen waren. Aber es musste dennoch dieselbe Frau sein. Er war ihr gefolgt, das Pferd war dasselbe und nicht zuletzt auch der Duft des Parfums, der aus dem Samt ihres Kleides emporstieg. Instinktiv war er aufgesprungen, um die Fremde davor zu bewahren, auf die groben Steine des Hofes aufzuschlagen. Nun wunderte er sich über diese Regung. Sie hatte doch nichts Besseres verdient.
    Verächtlich verzog er den Mund, während er sie langsam wieder zu Boden gleiten ließ, und griff nach dem Rand des Schleiers. Endlich hatte er die Gelegenheit, ohne ihr Wissen ihr Gesicht zu sehen. Die Ohnmacht war echt gewesen, daran bestand kein Zweifel. Seine Gemahlin hatte sie zu oft vorgetäuscht, als dass er den Unterschied nicht hätte feststellen können.
    „Nimm deine Hände von ihr, du Flegel!“
    Noch bevor Heywood den Schleier auch nur eine Spanne breit hatte heben können, wurde er von der blondhaarigen Zofe unsanft zur Seite gestoßen.
    „Was hast du mit meiner Lady gemacht, Kerl?“
    Während der Earl mühselig sein Gleichgewicht zu bewahren versuchte, verbiss er sich eine scharfe Erwiderung. Man hielt ihn doch für einen Stallburschen, und ein solcher stand im Range weit unter der Kammerzofe einer Lady.
    „Hab’ überhaupt nichts gemacht“, murmelte er mürrisch und gab diesen Worten so viel von der örtlichen Mundart, wie ihm möglich war. „Sie kippte einfach um.“
    „Dann steh nicht hier herum und halte Maulaffen feil.“ Bess würdigte ihn keines Blickes, sondern beugte sich besorgt über ihre Herrin. „Geh ins Haus und hol Hilfe. Sage ihnen, sie sollen nach dem Bader schicken. Los, los, du blöder Lümmel!“
    Der Earl machte sich hastig aus dem Staube und verschwand in den Ställen. Er hatte keinesfalls die Absicht, den Gasthof zu betreten und dort womöglich der anderen Dame dieser Reisegesellschaft zu begegnen oder gar den Wirt misstrauisch zu machen und zu peinlichen Fragen zu

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