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HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 23 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARIE-LOUISE HALL LAURIE GRANT
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bisschen?“ Der Fremde runzelte die Stirn. „Aus der Bereitwilligkeit, Euer Leben aufs Spiel zu setzen, schließe ich, dass Euer Zukünftiger nicht nach Euerm Geschmack ist.“
    „Er würde kaum einer Frau nach dem Geschmack sein“, sagte Seraphina abweisend, und ihr Lächeln erstarb bei dem Gedanken an die bevorstehende Hochzeit.
    „Sie haben Euch wohl einen Tattergreis ausgesucht, der eine Kiste mit Silberbesteck sein Eigen nennt, nehme ich an“, fuhr der Earl teilnahmsvoll fort. Ihrer Kleidung entsprechend wäre der Besitz von Tafelsilber in den Augen ihrer Eltern wahrscheinlich ein kleines Vermögen. Ein hübsches Mädchen ohne Mitgift wurde oftmals für ein Geringeres vermählt. Es ist eine geradezu schändliche Vergeudung, dachte er, während er die mandelförmigen grünen Augen unter den fein geschwungenen Brauen betrachtete, die sich lebhaft von dem makellosen Elfenbein der Haut abhoben, den üppigen Mund mit dem herausfordernden Schwung der Unterlippe.
    „Er ist schon fast dreißig und Witwer“, murmelte Seraphina geistesabwesend. Sie war von dem eindringlichen Blick so verwirrt, dass ihr überhaupt nicht mehr gegenwärtig war, einen Fremden vor sich zu haben, der keinerlei Recht hatte, solche unverschämten Fragen zu stellen.
    „Ein wahrhaft bemerkenswertes Alter.“ Das Lachen des Earls klang etwas unnatürlich, denn diese Bemerkung hatte ihn wieder an seinen richtigen Platz gestellt. Zweifellos schien er mit seinen Achtundzwanzig für ein Mädchen von … nun, höchstens siebzehn Jahren schrecklich alt zu sein. „Aber ein bisschen Erfahrung macht einen Mann doch nicht gerade zu einem unangenehmen Ehegemahl.“
    „Er hat viel zu viel Erfahrung!“, erwiderte Seraphina erbittert. „Man sagt, wenn er von jeder Frau, mit der er das Bett geteilt hat, ein Strumpfband bekommen hätte, könnte er die ganze Westminster Abbey damit ausschmücken.“
    „Nun, sollte er darüber hinaus noch einen Funken Verstand besitzen, so jagt er sie für Euch alle zum Teufel.“
    Seraphina wurde blutrot und blickte hastig zu Boden. Vor ihrer Hochzeit hatten ihr die jungen Männer oft Komplimente gemacht. Aber niemals war unter ihnen ein Mann gewesen, dessen Blick verriet, dass er ein weitaus größeres Vergnügen verschaffen konnte als das seiner schönen Worte.
    Der Earl unterdrückte ein Lachen. Bei all ihrer Unverblümtheit und ihrer trotzigen Haltung schien die junge Frau doch noch sehr wenig Lebenserfahrung zu besitzen. Da er sie jedoch nicht weiter in Verwirrung stürzen wollte, erbot er sich, den Hengst einzufangen.
    Seraphina, die den Anklang eines Lachens in seinem Ton nicht überhört hatte, dankte steif ohne aufzublicken. So, er hielt sie also für genauso ungestüm und unerfahren wie ihr Pferd, oder nicht? Aber sie wettete, dass er in ein oder zwei Minuten nicht mehr so selbstherrlich sein werde. Als Jupiter nämlich das letzte Mal ausgebrochen war, hatten sein Vater und ein halbes Dutzend Stallburschen stundenlang gebraucht, um seiner wieder habhaft zu werden.
    Wortlos wandte sich Heywood um und ging auf das Pferd zu. Seraphina erhob sich und macht den halbherzigen Versuch, die trockenen Blätter von ihrem Rock abzuschütteln. Ihr Blick ruhte dabei jedoch auf der hochgewachsenen Gestalt, die sich inzwischen dem grasenden Tier auf zwei bis drei Schritte genähert hatte. Mit ausgestreckter Hand murmelte der Fremde leise und beruhigend. Seraphina lächelte schadenfroh, als der Hengst den Kopf hob und misstrauisch schnaubte. Dieses Spiel war ihr nur zu gut bekannt. Doch dann kam das Pferd auf den Mann zu, schnupperte an seinen Fingern und ließ es widerstandslos zu, dass er die Zügel ergriff.
    Seraphina war enttäuscht, aber nicht eigentlich überrascht. Die Stimme des Fremden war so warm, und seine Finger, mit denen er das samtene Maul des Hengstes streichelte, konnten so betörend liebkosen, dass es ihm wohl gelingen würde, selbst die wildeste Bestie zu zähmen … oder die widerspenstigste Frau. Wenn Edmund so ein Mann gewesen wäre … wenn er sie einmal so angelächelt, einmal so zart berührt hätte … nur ein einziges Mal. Aber er hatte es nicht getan. Sie war für ihn eine solche Enttäuschung gewesen, in jeder Beziehung. Und wenn sie Edmund nicht gefallen hatte, wie konnte sie einem so erfahrenen Mann wie Heywood zusagen, der an die Gesellschaft geistreicher und schöner Frauen gewöhnt war?
    „Glaubt Ihr, dass Ihr mit ihm fertig werdet?“ Der Earl war mit dem Hengst herangekommen und blickte

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