Historical Lords & Ladies Band 38
„Lord Ravensdene ist erst kürzlich nach England zurückgekehrt“, erklärte sie. „Mylord, darf ich Ihnen Sir Ponsonby Freem vorstellen?“
„Wenn es sein muss“, meinte Ravensdene brummig.
Sir Ponsonby gab einen quakenden Laut von sich. „Miss Lynley, ich habe etwas äußerst Wichtiges mit Ihnen zu besprechen. Etwas sehr Persönliches“, fügte er mit einem Blick auf Ravensdene hinzu. „Darf ich Sie morgen Abend aufsuchen?“
„Nein, Freem“, kam Ravensdene Sarah zuvor, „für persönliche Angelegenheiten, die Miss Lynley betreffen, müssen Sie sich an ihren Onkel wenden.“
„Oh nein …“
„Sofern es sein Gesundheitszustand erlaubt, Besucher zu empfangen“, fuhr Ravensdene ungerührt fort.
„Ich kenne Sir Jasper, Mylord“, antwortete Sir Ponsonby bissig. Er war rot geworden, was ihm überhaupt nicht stand. „Ich möchte ihn nicht belästigen. Miss Lynley weiß das. Warum lassen Sie sie nicht für sich selbst sprechen, Sir? Oder haben Sie formell Anspruch auf die Dame?“
„Bitte, Sir Ponsonby, man wird schon aufmerksam“, flehte Sarah. Der Gedanke, es könnte ihretwegen zu einer Szene kommen, ließ sie erschaudern.
Ravensdene tätschelte beruhigend ihre Hand und legte sie auf seinen Arm. „Sagen Sie Sir Ponsonby, dass Sie für männliche Besucher nicht zu sprechen sind, Miss Lynley“, verlangte er, „sonst wird er sich nicht zufriedengeben.“
„Das ist korrekt, Sir“, bestätigte Sarah, während sie sich an seinen starken Arm klammerte. „Außerdem bin ich zurzeit sehr beschäftigt.“
„Sie wissen doch, wie das ist, Freem“, meinte Ravensdene vertraulich, „ein gesellschaftliches Ereignis jagt das andere.“
„Das sehe ich.“ Sir Ponsonby blickte sich um. „Ich bin überrascht, Miss Lynley, Sie …“
„Nicht nur das“, warf Ravensdene boshaft ein, „Miss Lynley bringt mir sogar das Schachspiel bei. Das wird ihre restliche Zeit voll ausfüllen. Wenn Sie uns jetzt bitte entschuldigen, meine Partnerin muss zu ihrer Anstandsdame zurück. Es war mir ein besonderes Vergnügen.“
Sir Ponsonby öffnete den Mund, doch seine Opfer hatten sich bereits entfernt.
„Ich werde Ihnen das Schachspiel nicht beibringen“, flüsterte Sarah kichernd, als sie feststellte, dass ihr abgewiesener Verehrer zur Tür stürmte. „Gott sei Dank, er geht. Sie waren sehr grausam, Mylord.“
„Wie können Sie so etwas behaupten, Miss Lynley? Ich war überaus höflich“, konterte er. „Außerdem sollen Sie mir nicht Schach beibringen, sondern mir gegen einen erbarmungslosen Gegner beistehen.“
„Ich bezweifle, dass Sie Hilfe benötigen, Sir. Aber was soll’s? Ich stehe in Ihrer Schuld. Danke. Sir Ponsonby ist der abscheulichste Mann, den ich kenne, und mit zivilisierten Mitteln einfach nicht abzuschütteln.“ Als sie das spöttische Aufflackern in seinen Augen bemerkte, fügte sie hinzu: „Sagen Sie nicht wieder, ich bräuchte einen Aufpasser!“
„Halten Sie mich für so taktlos?“
„Ja.“ Sie nickte, ohne zu zögern.
Er lachte. „Sie haben völlig recht, Miss Lynley. Wenn ich an unsere denkwürdigen Begegnungen zurückdenke – Sie zittern übrigens immer noch wie Espenlaub –, drängt sich mir der Schluss auf, dass Sie einen Beschützer brauchen. Welche Fähigkeiten erwarten Sie für eine solche Stellung? Muss man immer höflich sein?“
Sarah wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. „Immer“, behauptete sie. „Damit wären Sie wohl aus dem Rennen, Sir.“
„Sehr bedauerlich“, flüsterte er, „zumal meine Unhöflichkeit Sie ärgerlich werden und die Angst vor mir vergessen lässt.“
Sarah hob betroffen den Kopf. Angst vor ihm ? Nun ja, manchmal machte er ihr Angst, aber …
„Ihnen wäre es also lieber, dass ich mich über Sie ärgere?“, fragte sie leise.
Er musterte sie versonnen. „Lieber verärgert als verängstigt, ja. Ich möchte nicht ständig die Furcht in Ihren Augen sehen, Miss Lynley.“
„Ich … Es ist nur …“, sagte sie stockend. Sie war verunsichert und konnte kaum denken, geschweige denn sprechen.
„Was?“, drängte er.
„Nein! Es …“
Als er seine Hand auf die ihre legte, durchströmte sie eine wohlige Wärme. Sie fühlte sich auf einmal schwach – und erregt, sehr erregt. Und geborgen.
Wie in Trance blieb Sarah stehen. Es dauerte eine kleine Weile, bis ihr bewusst wurde, dass der Earl auf sie einredete; seine Stimme klang weich und doch ungewöhnlich ernst.
„Miss Lynley, ich stelle Ihnen jetzt eine Frage,
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