Historical Lords & Ladies Band 38
Verlobungszeit selten gesehen hatte. Er war zweifelsohne mit der Suche nach dem Verräter befasst, und auch sie war beschäftigt gewesen. Vermutlich war Erschöpfung der Grund ihrer sonderbaren Stimmung.
Sarah dachte an die letzten drei Wochen. Sie hatte die Hochzeitsvorbereitungen trotz der kurzen Zeit gut bewältigt, hatte sogar Sir Ponsonby Freem in die Flucht geschlagen, der die Unverschämtheit besessen hatte, ihr im Anschluss an eine Besprechung bei Reverend Butterlow heimlich durch den Wald nach Hause zu folgen, um gegen die Verlobung zu protestieren.
Noch im Nachhinein durchlief sie ein leichtes Zittern. Sarah hatte, als ihr klar wurde, dass jemand ihr folgte, an einer Biegung wütend auf ihren Verfolger gewartet und ihm vorgeworfen, Damen hinterherzuspionieren und zu belästigen, die nichts mit ihm zu tun haben wollten. Sir Ponsonby war ohne ein Wort der Verteidigung zerknirscht abgezogen.
Ich bin ohne Hilfe meines „Panthers“ einen lästigen Mann losgeworden, dachte sie mit stolzem Lächeln, das unvermittelt wieder verschwand. Seit wann nannte sie Ravensdene ihren „Panther“? Das war nicht ungefährlich. Panther waren als Haustiere nicht sonderlich geeignet. Man konnte sie nicht zähmen.
Es war deprimierend. Das Gefühl der Einsamkeit kehrte zurück. Ja, Sie fühlte sich … verlassen. Sie hatte Ravensdene vermisst, die Kameradschaft, das belustigte Aufflackern in seinen Augen, seinen zärtlichen Blick – sogar seine Befehle und Anweisungen.
Ein leiser Seufzer entschlüpfte ihren Lippen.
Sie fragte sich, was er wohl gerade tat. Ob er auch allein war und nachdachte?
Jetzt war sie allein. Nick hörte, wie Sarahs Schlafzimmertür hinter der Zofe leise ins Schloss fiel.
Er stand am Fenster und starrte hinaus auf das Mondlicht, das durch den vom See aufsteigenden Dunst brach. Was ihn von Sarah trennte, war mehr als nur die Wand. Jeder Muskel seines Körpers war angespannt. Und das war gut so, denn die Anspannung hielt ihn zurück.
Er war es gewohnt, seiner Beute nachzujagen, sobald er ihrer ansichtig wurde. Wenn er Sarah nicht verschrecken wollte, musste er alle Geduld aufbringen, derer er fähig war. Er fluchte leise.
Bisher war Beherrschung nie ein Problem gewesen, als ihm jedoch heute Nachmittag bewusst wurde, dass Sarah, seine Frau , sich unter seinem Dach befand, greifbar nahe, musste er sich in der Bibliothek einschließen.
Die Betrachtung der alten Wälzer seines Großvaters hatte das brennende Verlangen nicht mildern können, es hatte sich vielmehr zu einem quälenden Schmerz entwickelt. Wie sollte er schlafen, wenn Sarah eine Tür weiter in ihrem Bett lag?
Nick stöhnte auf. Er musste unbedingt an etwas anderes denken.
Es war schon verrückt, wohin die Vernunft einen frustrierten Mann treiben konnte. Er begehrte Sarah so sehr, dass er kaum gewagt hatte, heute mit ihr gemeinsam zu Abend zu essen. Gleichzeitig verspürte er das starke Bedürfnis, sie zu beschützten. Das war nur zu verständlich, denn sie war seine Frau, eine süße, begehrenswerte Frau.
Er sollte besser über den ungewöhnlichen Misserfolg bei seinen Nachforschungen über den Mord an Amy Lynley nachdenken. Sein Instinkt verriet ihm, dass mehr dahintersteckte, als Sarah ahnte. Von Sir Jasper konnte er keine Einzelheiten erfahren. Das Thema regte den alten Herren zu sehr auf. Und Lady Wribbonhall meinte unverblümt, er sollte es sich von Sarah erzählen lassen. Er müsste nur geduldig und freundlich sein.
Geduldig und freundlich. Wie Sarah wohl reagieren würde, wenn er jetzt in ihr Zimmer ginge und ihr erklärte, er wollte mit ihr plaudern? Sie würde es nicht glauben. Er konnte es selbst nicht. Wenn er sich nicht beherrschte, war ein Erfolg ebenso schwer erreichbar wie seine süße, begehrenswerte Frau.
„Gütiger Himmel, Winwick!“ Sarah ließ ihren Toast sinken und blickte zum Fenster. Nach einer Nacht voller wirrer Träume hatte sie sich darauf gefreut, mit ihrem Ehemann friedlich zu frühstücken. Er glänzte durch Abwesenheit, und friedlich war es auch nicht. „Was ist das für ein schrecklicher Lärm? Es klingt wie …“
„Schüsse“, erklärte Winwick gelassen, während er Kaffee eingoss. „Seine Lordschaft übt schon eine Weile.“
„Üben! Wozu? Für eine Belagerung?“
„Nicht dass ich wüsste, Mylady. Seine Lordschaft möchte in Übung bleiben.“
Sarah stand auf. Ihre Augen funkelten kampflustig. „Seine Lordschaft ist offensichtlich nicht daran gewöhnt, wohlerzogene Damen im Haus zu
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