Historical Lords & Ladies Band 38
uns?“
John legte ihr, um sie zu trösten, den Arm um die Schultern und sagte: „Keine Angst. Miss Strood wird hier sein, wenn wir nach den Flitterwochen zurückkommen.“
Ihre Gesellschafterin nahm das Taschentuch von den Augen, kam zu Cassie und küsste sie auf die Wange. Tapfer sagte sie: „Sie haben jetzt einen Mann, meine Liebe. Er hat Vorrang. Ich werde auf Sie warten. Dessen können Sie sicher sein.“
„Versprechen Sie das“, erwiderte Cassie heftig und küsste Stroody auf die Wange. Dann straffte sie die Schultern, denn sie musste sich von nun an würdevoll benehmen. Sie ließ Stroody los und sagte weich: „Sie wussten, dass Sie nicht mit uns kommen würden, nicht wahr? Warum haben Sie mir das nicht gesagt?“
Miss Strood trat einen Schritt zurück. „Zeit, dass Sie erwachsen werden, Kind. Sie werden mich nicht immer bei sich haben.“
John drückte Cassie den Arm. „Komm, meine Liebe. Die Kutsche wartet, und die Diener stehen draußen, um uns eine gute Reise zu wünschen. Wir dürfen sie nicht warten lassen.“
Er war immer noch korrekt. Auch Cassie musste sich korrekt verhalten. Der Earl und die Countess of Devereux standen kurz vor der ersten gemeinsamen Reise. Vielleicht der ersten von vielen Reisen? Man half ihr in den Wagen. John setzte sich neben sie. Er hatte sich etwas bequemere Sachen angezogen als die eng anliegenden, modischen, die er vorher getragen hatte. Er trug jetzt eine schwarze Hose und ein Seidenhemd mit offenem Kragen, wie Lord Byron es bevorzugte. Er sah indes nicht sehr wie Lord Byron aus, den Cassie mehrfach in Gesellschaft gesehen hatte. Er war viel größer und breitschultriger und sein Gesicht viel strenger. Cassie fand, dass er jetzt, nachdem die Zeremonie beendet und sie mit ihm allein war, strenger denn je aussah. Sie fröstelte.
Er spürte es und rief aus: „Wie kann dir an einem so heißen Tag kalt sein, Cassie?“ Es war später Nachmittag, und die Strahlen der Sonne fielen in die Kutsche. Dann lachte John und sagte mitleidig: „Ich nehme an, wahrscheinlich aus dem gleichen Grund, aus dem Soldaten in Spanien kalt war, wenn sie am heißesten Tag im heißesten Sommer Spaniens auf den Beginn der Schlacht warteten. Vor mir musst du dich nicht ängstigen, Cassie. Ich versichere dir, ich halte stets mein Wort.“
Soldaten in Spanien! Wusste er, dass er sich verraten hatte? Oder meinte er, sie sei nicht fähig, zwei und zwei zusammenzuzählen? Seit sie ihn und Mr Dickson kennengelernt hatte, argwöhnte sie, dass die beiden zusammen im Krieg gewesen waren. War er mit der Armee des Duke of Wellington auf der spanischen Halbinsel gewesen?
Sacht legte er den Arm um Cassie. Er hatte keine Ahnung, was er zu ihr sagen sollte. Nun, er hatte diese besondere junge Frau zum Teil zum Scherz und teilweise deswegen geheiratet, weil er der anständigen Gesellschaft seine Verachtung zeigen wollte, indem er deren übliche Regeln missachtete. Weil er jedoch Cassies Gefühle hatte schonen wollen, hatte das jetzt dazu geführt, dass er sich so korrekt wie ein Geistlicher benahm, obwohl es sein natürlicher Drang gewesen war, einen jeden für das, was ihm vor zwölf Jahren angetan worden war, zahlen zu lassen. Cassie hatte etwas Besseres verdient als kaltes Schweigen und Gleichgültigkeit. „Du begreifst, warum ich Miss Strood befohlen habe, nicht mit uns zu kommen?“, fragte er abrupt.
Cassie nickte. In den letzten Minuten hatte sie genau darüber nachgedacht. „Weil ich erwachsen werden muss“, antwortete sie schlicht. „Weil ich eine echte Countess werden muss und nicht nur so tun darf, als sei ich es. Und das ist der Grund, warum du mir vorher nichts gesagt hast.“
Wieder hatte sie John – wie schon so oft – überrascht. Er durfte sie nicht unterschätzen, denn wenn er das tat, konnte das auch eine Möglichkeit sein, ihr wehzutun. Er nickte. „Genau! Die Welt ist grausam, und du musst lernen, in ihr zu überleben.“
„Hast du gelernt, in ihr zu überleben?“
„Ja, ich habe gelernt, in der grausamen Welt zu überleben.“
Cassie wartete darauf, dass er weitersprach. Er war jedoch nicht bereit, ihr etwas über sein früheres Leben zu erzählen. Das enttäuschte sie ein wenig. Lag das daran, dass er ihr nicht vertraute, oder lag es daran, dass er ein beschämendes Leben geführt hatte? Sie betrachtete sein Adlerprofil und fand, Letzteres könne nicht der Fall sein. Außerdem würde George Dickson sich nicht mit einem schlechten Menschen befreundet haben. Nanu?
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