Historical Lords & Ladies Band 38
verlässt.“
Cassie überlegte, wie Mr Dicksons Reaktion ausfallen würde, wenn er herausfand, dass sie Randys Platz eingenommen hatte, und was der ton sagen würde, falls man je merkte, was für ein Wildfang sie war. Nun, egal, wenn sie dadurch John die Chance gab, das Wettrennen zu gewinnen.
Zum Glück kannte sie die Strecke, die er fuhr, und auch die Namen der Umspannstationen, wo die Pferde gewechselt werden sollten. Später fand sie es schwierig, sich an viele Einzelheiten der Wettfahrt zu erinnern. Sie erinnerte sich an Westminster Bridge und die jubelnde Menschenmenge sowie an Colonel Spence, der mit der Uhr in der Hand neben seiner Karriole stand und vielleicht gehofft hatte, dass der Earl of Devereux eher verspätet denn verfrüht eintreffen würde. Fred war soeben mit Lord Worcester angekommen, der dazu bestimmt worden war, das Signal für den Beginn des Rennens zu geben.
Tatsächlich legte Colonel Spence danach mit halsbrecherischer Geschwindigkeit los und verschwand bald außer Sicht. John folgte ihm schnell, wurde jedoch später von einer Postkutsche aufgehalten, die er nur langwierig überholen konnte. Er beherzigte den Rat, sich und die Pferde auf dem ersten Teil der Strecke nicht zu verausgaben.
Mehr als an die eigentliche Fahrt erinnerte sich Cassie später an die Zwischenfälle und den Pferdewechsel bei den drei Etappen. In Croydon mussten weder sie noch der Gatte vom Wagen steigen, weil Johns Stallburschen herbeieilten, mit größtmöglicher Schnelligkeit die beiden Doppelgespanne ausschirrten und die vier frischen Pferde anspannten. Dann waren Cassie und ihr Mann wieder auf der Straße und vermieden es um Haaresbreite, eine Gänseherde zu massakrieren, die ein Junge achtlos aus einer Seitenstraße trieb, während die Karriole vorbeiraste.
Inzwischen lag John in Führung, wurde jedoch wieder von einem Wagen aufgehalten. Der Abstand zu Colonel Spence, der mit großer Geschwindigkeit hinter ihm herfuhr, verringerte sich rasch. Und dann war der Colonel da und überholte John. Den Anweisungen gemäß, die ersten beiden Streckenabschnitte etwas ruhiger anzugehen, ließ er ihn vorausfahren und versuchte nicht, ihn einzuholen. Er schonte sich und die Pferde, während er nach Horley zum „Chequers“ fuhr, der einzigen guten Poststation, wie Dickie gesagt hatte.
An Horley würde Cassie sich immer erinnern, nicht nur, weil es in der Mitte der etwa fünfzig Meilen langen Strecke lag, sondern gleichermaßen der Ort ihrer Entlarvung. Colonel Spence, der als erster dort angekommen war, war aufgehalten worden, da seine Leute nicht imstande waren, in den Hof zu gelangen, bevor die dort haltende Postkutsche verschwunden war. Als Folge davon war auch der Gatte, nachdem die Postkutsche weggefahren war, zum Warten genötigt, während Colonel Spences Gespanne gewechselt wurden. Beide Männer blieben auf dem Kutschbock sitzen, und John bestellte, um sich die Zeit zu verkürzen, Bier für sich und seinen Reitburschen. Bei diesen Worten stöhnte Cassie leise auf. Nie im Leben hatte sie Bier getrunken und war sicher, dass sie alles ruinieren würde, falls sie beim Schlucken einen Hustenanfall bekam.
Was sie jedoch verriet, war etwas anderes. Cassie war genötigt, sich vorzubeugen, um den Krug entgegenzunehmen, sodass sie dem Gatten einen Moment lang von Angesicht zu Angesicht nahe war. Es war nicht zu vermeiden. Zum ersten Mal schaute er den vermeintlichen Randy direkt an und sah – die Gattin!
„Zum Teufel!“, brüllte er. „Verdammt, was machst du hier, Cassie? Welch vermaledeites, dummes Spiel treibst du mit mir? Warst du so entschlossen, dich mir zu widersetzen, weil ich dir verboten habe, zum Ende des Wettrennens in Brighton zu sein, dass du dich zu dieser Narretei herabgelassen hast?“
„Kein Spiel“, brachte Cassie nach einem Weilchen mit bebender Stimme heraus. „Keine Narretei, und auch keine Zeit, dir viel zu erklären, John. Die Pferde sind fast soweit. Wir können bald weiter. Randy wurde gestern Nacht reingelegt, hat ein gebrochenes Bein. Es gab niemanden, der dein Reitbursche hätte sein können. Deshalb habe ich mich freiwillig gemeldet.“
„Freiwillig gemeldet! Zum Teufel, was haben Fred und Sim sich dabei gedacht, dir so eine Verrücktheit zu gestatten? Steig sofort herunter! Verdammt will ich sein, wenn ich deine Gesundheit, dein Leben und deinen guten Ruf riskiere, nur um das blöde Rennen zu gewinnen! Es ist zu Ende. Ich gebe auf. Denk an den Skandal, falls ich dich weiter
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