Historical Lords & Ladies Band 38
Liebhaber. Sie war wirklich vom Glück gesegnet.
„Ich wollte etwas frische Luft schnappen“, sagte sie, was keine Lüge war, sondern der Wahrheit entsprach, auch wenn es nicht die ganze Wahrheit war.
„Ich auch.“ John nahm sie beim Arm und führte sie zum Haus zurück. „Dir ist kalt, mein Liebling. Ich hoffe, du lässt mich dich wärmen.“
Sie nickte.
„Gut. Ich dachte, du möchtest mit mir zu Bett gehen. Es ist spät geworden.“
Sie schmiegte das Gesicht an die breite Brust des Gatten. „Ich bin immer bereit, mit dir ins Bett zu gehen, John.“
Zwischen ihnen bestand erneut eine ungezwungene Stimmung. Seine raue Stimme klang wieder belustigt: „Ich weiß, Cassie, ich weiß. Möge es lange Zeit so sein.“
Sie gingen aus der Dunkelheit des Parks in die Helligkeit des Hauses, zwei verwandte Seelen, die beide Ablehnung und Leid erfahren und eine Liebe gefunden hatten, die sie in den noch kommenden langen Jahren tragen und stützen würde.
– Ende –
Sie sollten heiraten, Mylord!
1. KAPITEL
A n diesem Morgen war Nicholas Everard Dalton, fünfter Earl of Ravensdene, schon beim Frühstück schlechter Laune. Der seit Wochen andauernde Belagerungszustand von Comberford Place zerrte an seinen Nerven.
Gerade hatte er seinen Butler Winwick, der bereits in Diensten seines verstorbenen Großvaters gestanden hatte, erneut darauf hinweisen müssen, keine fremden weiblichen Wesen einzulassen, selbst wenn sie unter Tränen versicherten, ihr Hündchen sei durch das offene Tor in den Garten des Landsitzes entwischt.
Das war noch eine der glaubhaftesten Ausreden der ungebetenen Besucherinnen. An diesem Morgen hatte eine tatsächlich die Dreistigkeit, zu behaupten, sich ausgerechnet vor der Gartenpforte den Knöchel verstaucht zu haben.
Inzwischen getraute sich der Earl kaum noch, seinen Besitz zu verlassen. Schließlich konnte man nie wissen, ob ihm nicht wieder eines der vorwitzigen Frauenzimmer auflauerte, die Comberford Place wie ein Magnet anzuziehen schien.
Der Gentleman, der dem Earl am Frühstückstisch gegenübersaß, hob warnend die Gabel. „Nick, du kannst dem guten Winwick wahrhaftig keine Vorwürfe machen. Bei deinem Großvater hatte er wenig Gelegenheit, die Tricks und Schliche heiratswilliger junger Damen kennenzulernen. Dein Ahne war vermutlich nie so begehrt wie du.“ Nick wollte schon aufbrausen, doch Viscount Devenham, sein langjähriger Freund, fuhr ungerührt fort: „Meinst du, diese Miss Smisby, oder wie immer sie heißen mag, wird die Niederlage hinnehmen?“
„Sollte sie mein Angebot, sie nach Hause fahren zu lassen, ablehnen, kann sie meinetwegen zurückhumpeln.“
„Es ist schon erstaunlich, wozu ein plötzlich so umschwärmter Mann fähig ist.“
„Ich hätte nicht anders reagiert, bevor ich mein Erbe antrat und den Titel übernahm. Außerdem bist du nicht weniger begehrt.“
Der Viscount schüttelte lächelnd den Kopf. „Meine Schwestern sind der Meinung, dass deine bedrohliche Ausstrahlung auf Frauen besonders anziehend wirkt.“
Sein Freund hatte recht. Doch statt sich darüber zu freuen, war Ravensdene eher beunruhigt. Es konnte seinen Nachforschungen schaden, wenn es ihm nicht gelang, in Zukunft möglichst wenig Aufsehen zu erregen … so wie Dev, der trotz seines angenehmen Äußeren nirgendwo besonders auffiel.
Beide hatten die Grauen des Krieges erlebt. Doch während der Viscount von den Schlachtfeldern nahezu unverändert nach Hause zurückgekehrt war, hatte Nick seinen Kampf in der zwielichtigen Welt der Spione geführt, in der man, um überleben zu können, härter und gewandter sein musste als die anderen, eine Welt, in der die Grenzen zwischen Recht und Unrecht oft fließend waren.
Er erinnerte sich noch gut an die Zeit vor mehr als zehn Jahren. Nick, ein stolzer junger Leutnant, hatte England mit seiner Braut verlassen und sich auf die Suche nach Ruhm und Ehre begeben. Das schmale Gesicht, das ihm heute Morgen aus dem Spiegel entgegengeschaut hatte, zeigte keine Spur mehr von Jugend und Idealismus. Es war hart geworden, der Mund hatte das Lächeln verlernt, die Augen blickten kalt und illusionslos.
„Nick, du solltest keinen trüben Gedanken nachhängen. Vergiss nicht, dass deine Mutter schuld an der ganzen Misere ist. Ich kann ja verstehen, dass du dem Chaos, das dein Bruder auf Ravensdene Hall hinterlassen hat, entfliehen wolltest. Aber Ihre Ladyschaft einzuladen, uns nach Comberford zu begleiten, kam einer Verzweiflungstat gleich. Es war
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