Historical Lords & Ladies Band 38
finden bei Ihnen keinen Anklang?“
„Was hat eine Frau schon von der Ehe zu erwarten?“, entgegnete sie bissig. „Sie ist eingesperrt und für den Rest des Lebens irgendeinem Mann auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.“
„Meinen Sie nicht, dass Sie jetzt ein wenig melodramatisch werden, Miss Lynley?“, fragte er liebenswürdig.
Sarah errötete und wandte ihren Blick ab. Himmel, was war los mit ihr? Wann hatte sie je in Gegenwart eines Mannes so die Fassung verloren? „Eines verstehe ich nicht. Wie kann man jemanden mit einer Pistole zur Heirat zwingen? Das haben Sie mir doch mehr oder minder unterstellt, nicht wahr?“
Er lächelte schwach. „Miss Lynley, Sie haben keine Ahnung, wozu manche Menschen fähig sind, um ihr Ziel zu erreichen. Wir waren allein im Wald. Sie hätten nur ihre Kleidung in Unordnung zu bringen brauchen und dann schreiend zu Ihrem Onkel laufen und behaupten müssen, ich hätte Sie verführen wollen. Der wiederum wäre sofort nach Comberford Place geeilt und hätte mich gezwungen, Sie zu heiraten.“ Er sah sie eindringlich an. „Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Frau sich auf diese Weise einen Ehemann angelt oder sich aus irgendwelchen Schwierigkeiten herauswindet.“
5. KAPITEL
S arah war wie vom Donner gerührt und blickte Ravensdene entgeistert an. Ihr wurde abwechselnd heiß und kalt.
„Miss Lynley! Sarah!“ Ravensdene ergriff ihre Hände. Er brachte die Pferde zum Stehen, ließ die Zügel fallen und legte seinen Arm um ihre Taille.
Als er sie aus dem Sattel heben und auf sein Pferd setzen wollte, erwachte Sarah aus ihrer Erstarrung. „Nein! Lassen Sie mich!“
„Erst, wenn Sie sich besser fühlen“, sagte er ruhig, ohne auf ihre verzweifelten Befreiungsversuche zu achten. „Halten Sie still! Ich tu Ihnen nichts. Wir sind nicht einmal allein. Figgins wird jeden Moment hier sein.“
Sarah gehorchte, als sie begriff, dass Ravensdene ihr nur helfen wollte. Sie war völlig durcheinander. Das Atmen fiel ihr immer noch schwer. „Was fällt Ihnen ein?“, rief sie empört. „Frauen würden niemals … Die Männer sind die … Glauben Sie etwa, ein Mann würde nie so etwas tun, um eine Frau zu bekommen?“
„Scht. Nicht sprechen.“ Er drückte ihren Kopf sanft an seine Schulter und nahm ihr die Schute ab.
Trotz seiner ungeheuerlichen Behauptung ließ sie es geschehen. Erschöpft lehnte sie sich an ihn. Bei ihm fühlte sie sich geborgen.
„So ist’s gut.“ Seine weiche Stimme war Balsam für ihre Nerven. „Tief durchatmen. Gleich ist es besser. – Ah, Figgins.“ Sein Ton klang verändert. „Miss Lynley wurde plötzlich schwindelig. Würden Sie bitte vorausreiten und uns ankündigen?“
„Nein!“ Sarah hob den Kopf, ihre Hand hielt unbewusst Ravensdenes Revers umklammert. „Ich möchte Onkel Jasper nicht ängstigen. Es geht schon wieder.“
„Sie sind ganz blass“, murmelte Ravensdene, insistierte jedoch nicht weiter, sondern gab seinem Reitknecht ein Zeichen.
Der Mann nickte. „Ein Stück weiter ist ein Gatter, durch das man zu den Ställen gelangt. Dort werde ich warten, Mylord.“
Sarah sah ihm überrascht nach. „Woher weiß er das?“, fragte sie.
„Das ist jetzt unwichtig“, erwiderte er ungeduldig. „Sarah …“
Benommen schaute sie zunächst auf Ravensdene, dann auf ihre Hände. Er hielt sie fest an sich gepresst, und sie schmiegte sich an ihn. Das letzte Mal, als sie sich so nahe gekommen waren, hatte sie seinen Körper noch Stunden später gefühlt …
Bei dem Versuch, sich erneut zu befreien, wäre sie fast aus dem Sattel gefallen.
Die Pferde hoben erschreckt die Köpfe. Honey tänzelte nervös, während Ravensdenes Rappe sich aufbäumte.
Ravensdene hatte den Hengst sofort wieder unter Kontrolle. Er griff nach Honeys Zaumzeug und beruhigte die kleine Stute. „Sind Sie in Ordnung?“, erkundigte er sich knapp.
„Natürlich!“, antwortete sie kühl.
Dabei war sie keineswegs in Ordnung. Sie fühlte sich so schwach, dass sie kaum die Zügel halten konnte.
„Verzeihen Sie, dass ich Sie so barsch angefahren habe. Ich fürchtete, Sie könnten das Pferd nicht mehr halten.“ Er ließ die Zügel los und gab ihr den leicht ramponierten Hut zurück, den Sarah wütend auf ihre zerzausten Locken drückte.
„Das steht hier nicht zur Debatte“, erwiderte sie. „Mein Sinn für Anstand ist gröblich verletzt worden. Wie können Sie eine so gemeine Behauptung aufstellen, Mylord?“
„Um Gottes willen, ich meinte doch nicht
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