Historical Lords & Ladies Band 38
Ravensdene kam zufällig vorbei, als ich den Kampf mit Honey verloren geben musste. Er bot mir freundlicherweise seine Hilfe an. Du willst ihm sicherlich danken, also …“
Noch bevor sie ihren atemlosen Bericht beendet hatte, ließ Sir Jasper Sarahs Hand los, um seinen Besucher zu begrüßen. Nick blickte in freundliche, trotz Lynleys hohen Alters immer noch erstaunlich lebhafte blaue Augen.
„Sie sind also der Enkel des alten Comberford, Mylord“, sagte er mit seiner sanften Stimme. „Es freut mich, Sie kennenzulernen. Ich wollte Ihnen in diesen Tagen einen Besuch abstatten. Jetzt kann ich mir glücklicherweise die Fahrt in der klapprigen Kutsche sparen. Ich hoffe, Sarah hat Ihnen keine Ungelegenheiten bereitet.“
„Ganz im Gegenteil, Sir“, versicherte Nick, nachdem er den Gruß erwidert hatte. „Miss Lynley übertreibt. Ich habe sie lediglich nach Hause begleitet.“
„Ich bin Ihnen sehr dankbar, Sir. Ich muss zugeben, ich bin nicht sonderlich erfreut, wenn sie allein durch die Gegend läuft oder ausreitet. Sie sehen ja, wohin das führt.“
„Onkel Jasper, ich sagte doch …“
„Ja, ja, meine Liebe.“ Er tätschelte ihre Wange. „Ich bin nun mal altmodisch.“
Sie lächelte ihn versöhnlich. „Sei mir nicht böse, liebster Onkel Jasper. Wie kann ich das wiedergutmachen? Soll ich die nächste Partie Schach verlieren?“
„Frechdachs.“ Er schmunzelte. „Jetzt sehen Sie selbst, was ich meine, Mylord. Aber was stehen wir noch hier herum? Kommen Sie, Mylord. Ihr Großvater erzählte mir, Sie wären ein ganz passabler Schachspieler. Vielleicht können wir gelegentlich eine Partie spielen.“
„Leider bin ich etwas aus der Übung, Sir, aber ich werde gern darauf zurückkommen.“ Nick ergriff Sarahs Arm, um ihr die Stufen hinaufzuhelfen. Er spürte ihr fast unmerkliches Zittern.
Sie warf einen Blick auf ihren Onkel, doch Sir Jasper konzentrierte sich auf seinen Stock. Er redete munter weiter, während er in die kleine helle Halle vorausging. Gegenüber dem Portal befand sich eine schmale, elegante Treppe, über die man in die oberen Stockwerke gelangte.
Sarah löste sich von Ravensdene und raffte den Rock ihres Reitkostüms, um bei der erstbesten Gelegenheit die Flucht zu ergreifen.
„Ja, geh nur, meine Liebe. Du willst dich bestimmt umkleiden. Hier entlang, Mylord. Ich möchte Ihnen den Spielstand der letzten Partie zeigen, die Ihr Großvater und ich leider nicht beenden konnten. Sarah bot mir zwar an, an Jonathans statt weiterzuspielen, doch das wäre nicht dasselbe gewesen. Der kleine Naseweis gewinnt immer. Sie hat einfach keinen Respekt vor dem Alter.“
„Glauben Sie ihm kein Wort, Mylord.“ Sarah wandte sich zaghaft lächelnd um. „Onkel Jasper kennt kein Pardon.“
„Tatsächlich?“ Nick reichte ihr die Hand. „Dann geben Sie mir hoffentlich einen Tipp, Miss Lynley. Ich möchte ungern Ihrem Onkel in die Falle tappen.“
Sie errötete, als er ihre Finger umschloss. „Auf Wiedersehen, Mylord“, sagte sie schließlich förmlich. „Und danke für Ihre Hilfe.“
Widerstrebend gab Nick sie frei. Zum ersten Mal in seinem Leben fiel es ihm schwer, die Konventionen einzuhalten. Er sah ihr nach, als sie die Treppe hinaufging, und ahnte, wie viel Anstrengung es sie kosten musste, nicht loszulaufen.
Ich werde mich nicht umschauen, befahl Sarah sich im Stillen, sondern geradewegs mein Zimmer aufsuchen. Nicht einmal ein verstohlener Blick …
Er stand immer noch am Fuß der Treppe. Sarah ging langsamer. Er schien darauf zu warten, dass sie sich noch einmal umdrehte. Sie blieb stehen, ihre Hand lag auf dem Geländer, und wartete ebenfalls …
Dann lächelte er. Ein verstehendes Lächeln, das ihr Herz schneller schlagen ließ. Die Zeit schien stillzustehen. Sie erwiderte sein Lächeln, ein schüchternes, zaghaftes Lächeln, das mehr ausdrückte, als sie in Worte zu fassen wagte: Dankbarkeit, Freundschaft, Vertrauen, Ermutigung.
Ermutigung?
Sarah wirbelte herum und floh die Stufen hinauf. Ihr Herz raste. Ermutigung! Nie in ihrem Leben war ihr jemand begegnet, der weniger der Ermutigung bedurfte als der Earl of Ravensdene.
Wenn jemand Trost und Ermutigung brauchte, dann sie. Sie fürchtete, ihren Verstand zu verlieren. Ravensdene machte ihr Angst – immerhin war er ein Mann. Sie fürchtete sich vor ihm, vor seiner Kraft, seiner Größe, seiner Ausstrahlung. Und seiner Freundlichkeit … Er beunruhigte sie.
Sie wusste nicht, warum.
„Sehr nett anzuschauen, die kleine Lady,
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